Neues aus Kuba
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Kuba steckt tief in einer wirtschaftlichen Krise, die 2024 weiter verschärft wurde. Ein ehrgeiziges Sparprogramm brachte nur begrenzte Erfolge, während Naturkatastrophen und fehlende Devisen das Land zusätzlich belasteten. Für 2025 erwartet die Regierung ein bescheidenes Wachstum von 1 Prozent, doch strukturelle Probleme und internationale Unsicherheiten, wie ein möglicher Kurswechsel der USA, lassen Zweifel aufkommen.
Abbildung: Skyline of Vedado Neighborhood in Havana von Flickr User: Kuhnmi, Zuschnitt KUBAKUNDE, CC BY 2.0
Das Jahr 2024 hat Kuba schwer getroffen: eine anhaltende Wirtschaftskrise, Naturkatastrophen und der Rückgang wichtiger Einnahmequellen haben die Insel in eine prekäre Lage versetzt. Die wirtschaftliche Erholung, die durch umfassende Reformen und Sparmaßnahmen erzielt werden sollte, blieb weitgehend aus. Für 2025 sind die Aussichten kaum besser, zumal internationale Entwicklungen wie die Rückkehr Donald Trumps ins Weiße Haus zusätzliche Unsicherheiten schaffen.
Ein Jahr der Enttäuschungen Mit einem ehrgeizigen Reformprogramm wollte die kubanische Regierung Ende 2023 die Grundlage für einen wirtschaftlichen Aufschwung schaffen. Die Maßnahmen umfassten Kürzungen öffentlicher Ausgaben, den Abbau von Subventionen und massive Preisanstiege, etwa bei Treibstoff, dessen Kosten um 400 Prozent stiegen. Das Ziel: die „wirtschaftlichen Verzerrungen“ beseitigen, die das Land seit Jahren belasten. Doch die Bilanz des Jahres 2024 ist ernüchternd. Präsident Miguel Díaz-Canel sprach vor der Asamblea Nacional von einer „Kriegswirtschaft“, die praktisch „von Tag zu Tag“ operiere. Aufgrund fehlender Devisen musste Kuba seine Importe drastisch einschränken, was zu Versorgungsengpässen bei Lebensmitteln, Medikamenten und Energie führte. Tägliche Stromausfälle prägen den Alltag der Bevölkerung, während der Staat selbst grundlegende Güter nicht mehr in ausreichendem Umfang bereitstellen kann. Neben hausgemachten wirtschaftlichen Problemen litt die Insel unter den Auswirkungen von zwei Hurrikanen, mehreren Erdbeben und wiederholten Zusammenbrüchen ihres Stromnetzes. Diese Ereignisse verschärften die bereits schwierige Lage. Die Folge: Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) schrumpfte 2024 erneut, nachdem zu Jahresbeginn noch ein Wachstum von 2 Prozent prognostiziert worden war. Hoffnungsträger Tourismus und Exporte Die Regierung setzt nun auf eine Erholung des Tourismus und der Exporte, um die Wirtschaft 2025 anzukurbeln. Doch auch hier sind die Prognosen zurückhaltend. Im Jahr 2024 konnte Kuba lediglich 2,2 Millionen ausländische Besucher empfangen, weit entfernt von den angestrebten 3,2 Millionen und den Rekordzahlen von 2019, als noch über 4 Millionen Touristen die Insel bereisten. Für 2025 hat sich die Regierung ein Ziel von 2,6 Millionen Touristen gesetzt – ein moderater Anstieg, der jedoch von der Wahrnehmung Kubas als Reiseziel und der Stabilisierung der Infrastruktur abhängt. Gleichzeitig bleiben Exporte hinter den Erwartungen zurück. Besonders die stark sinkenden Einnahmen aus medizinischen Dienstleistungen – einst ein Aushängeschild der kubanischen Wirtschaft – belasten die Staatskasse. Wirtschaftliche Rahmenbedingungen verschärfen sich Die wirtschaftliche Misere wird durch externe Faktoren weiter verschärft. Die US-Sanktionen, die auch unter Präsident Joe Biden nicht merklich gelockert wurden, könnten mit der Rückkehr Donald Trumps ins Weiße Haus weiter verschärft werden. Dies betrifft insbesondere den Handel, den Tourismus und die Überweisungen von Exilkubanern, die zuletzt stark zurückgegangen sind. Hinzu kommt die schlechte Zahlungsmoral der kubanischen Regierung, die internationale Kredite weitgehend unzugänglich macht. Ein Beispiel: Von acht türkischen schwimmenden Kraftwerken, die helfen sollten, den Strommangel zu bewältigen, sind nur noch drei im Einsatz – die übrigen wurden aufgrund unbezahlter Rechnungen abgezogen. Ausblick auf 2025: Vorsichtiger Optimismus Die Regierung erwartet für 2025 ein Wachstum von 1 Prozent. Dieses Ziel stützt sich auf eine mögliche Erholung des Tourismus, eine Steigerung der landwirtschaftlichen Produktion und Investitionen in die Energieversorgung. Der Energiebedarf ist jedoch weiterhin eine der größten Herausforderungen: Mit einer täglichen Stromproduktion von 1.400 Megawatt liegt das Land weit unter dem durchschnittlichen Verbrauch von 3.000 Megawatt. Der Investitionsbedarf, um das marode Stromnetz zu modernisieren, wird auf 8 bis 10 Milliarden US-Dollar geschätzt. Auch die Inflation bleibt ein drängendes Problem. Zwar prognostiziert die Regierung für 2025 einen Rückgang auf 25 bis 30 Prozent, doch die Preise im informellen Markt – der für viele Kubaner unverzichtbar ist – steigen weiter. Kuba steht weiterhin vor großen wirtschaftlichen und sozialen Herausforderungen. Die Maßnahmen der Regierung haben bislang kaum Wirkung gezeigt, und viele der gesteckten Ziele für 2025 erscheinen angesichts der strukturellen Defizite und internationalen Bedingungen wenig realistisch. Während die Bevölkerung mit Versorgungsengpässen und Unsicherheiten kämpft, bleibt die Frage, ob die Regierung die nötigen Reformen umsetzen kann, um das Land langfristig zu stabilisieren.
Quellen: Havanna Times (https://t1p.de/oi02m), EFE (https://t1p.de/23qq2)
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Text: Leon Latozke
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