Neues aus Kuba
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Ein Artikel der Tageszeitung beleuchtet den dramatischen Niedergang der kubanischen Zuckerindustrie. Einst das wirtschaftliche Rückgrat, kämpfen die wenigen verbliebenen Zuckerfabriken heute mit veralteter Technik und Ressourcenmangel. Reformen nach vietnamesischem Vorbild könnten den Sektor beleben.
Abbildung: Die Ruinen der Hershey 2002 demontierten Zuckermühle in der Provinz Cienfuegos. (Bildquelle: taz © Dreamstime/imago)
Die kubanische Zuckerindustrie, einst das Rückgrat der nationalen Wirtschaft, steht vor enormen Herausforderungen. Der Artikel "Die süßen Jahre sind vorbei" von Daniel Diverso von der Tageszeitung (taz) beleuchtet eindrücklich den dramatischen Niedergang dieses einst blühenden Sektors diskutiert, ob Vietnam als Vorbild für notwendige Reformen dienen könnte.
Die Zuckerrohrernte im äußersten Westen der Provinz Cienfuegos beginnt für die Erntebrigade unter schwierigen Bedingungen. Die Maschinen sind veraltet, Ersatzteile und Treibstoff fehlen. Marta Alfonso, eine Veteranin der Zuckerernte, spricht von der harten Realität: Früher war der Zuckersektor das Herzstück der kubanischen Wirtschaft, heute reicht die Produktion nicht einmal mehr für den Eigenbedarf. Die Zahl der aktiven Zuckerfabriken (Centrales) ist dramatisch gesunken; in Cienfuegos gibt es nur noch drei Standorte, wo Zuckerrohr verarbeitet wird. Der Artikel schildert die Geschichte der kubanischen Zuckerproduktion, die von der spanischen Kolonialzeit bis in die sozialistische Ära reicht. Zucker war die wichtigste Exportware, Kuba galt als "Zuckerinsel". Die industrielle Basis des Sektors bröckelte jedoch, als 2002 die Entscheidung fiel, mehr als die Hälfte der Zuckerfabriken zu schließen. Rund 200.000 Arbeiter verloren ihre Jobs, viele Gemeinden gerieten in eine tiefe Krise. "Die Abkehr vom Zuckerrohr ist für uns nicht nachvollziehbar. Sie hat viele Gemeinden in die Krise geführt", meint Marta Alfonso und blickt auf die vergitterten Fenster ihres Küchenwagens, dekoriert mit revolutionären Symbolen. Der Ökonom Omar Everleny Pérez kritisiert diese Entscheidung scharf und sieht sie als Hauptgrund für den aktuellen Niedergang. Die Schließung der Zuckerfabriken wurde nicht durch angemessene Maßnahmen zur Umstellung und Modernisierung begleitet. Stattdessen legte die kubanische Regierung mehr als die Hälfte der 156 Centrales still, verkaufte einige demontierte Fabriken ins Ausland und wandelte zwei sogar in Museen um. Pérez, der als freier Analyst arbeitet nachdem er 2016 aus den Diensten der Regierung entlassen wurde, fordert seit langem strukturelle Reformen nach dem Vorbild Vietnams, die auf die Stärkung des Agrarsektors abzielen. Das vietnamesische Modell, das auf der Ankurbelung des Agrarsektors basiert, könnte Kuba helfen, sich wirtschaftlich zu erholen. Vietnam hat durch gezielte Investitionen und Reformen seine Landwirtschaft modernisiert und dadurch seine wirtschaftliche Basis erheblich gestärkt. Pérez sieht in der Landwirtschaft das potenzielle Schwungrad der kubanischen Ökonomie, insbesondere angesichts des lahmenden Tourismus und der fehlenden ökonomischen Dynamik. Die Auswirkungen des Niedergangs sind überall spürbar. Produktionsstätten wurden stillgelegt, und viele Menschen rutschten in die Armut. Regionen wie Jobabo in der Provinz Las Tunas verzeichnen einen Anstieg von sozialen Problemen wie Alkoholismus und Prostitution. Der Versuch, den Sektor wiederzubeleben, scheitert an mangelnden Ressourcen und einer ineffektiven Investitionspolitik. Der Staat investiert vor allem in den Tourismus, während die Landwirtschaft und der Zuckersektor vernachlässigt werden. Die Zuckerernte der letzten Jahre blieb weit hinter den Erwartungen zurück. In der Ernte 2022/23 wurden nur 350.000 Tonnen Zucker produziert, weit weniger als der Durchschnittskonsum der kubanischen Bevölkerung von mindestens 400.000 Tonnen. Die Prognosen für die aktuelle Ernte sind noch düsterer, was das Vertrauen in eine Erholung des Sektors weiter erschüttert. Der taz-Artikel endet mit einem pessimistischen Blick auf die Zukunft. Kubas Zuckerrohrplantagen liegen brach, überwuchert von ungenießbaren Büschen, die nur schwer entfernt werden können. Die wenigen aktiven Fabriken kämpfen ums Überleben. Marta Alfonso und ihre Kollegen sehen der kommenden Ernte mit gemischten Gefühlen entgegen, wohl wissend, dass die süßen Jahre der Zuckerinsel Kuba vorerst vorbei sind. Die Tageszeitung ist eine überregionale deutsche Tageszeitung mit Hauptsitz in Berlin, die als grün-links und linksalternativ beschrieben wird. Sie wird von ihren Mitarbeitern und einer Genossenschaft von Anteilseignern verwaltet, die in eine freie, unabhängige Presse investieren, anstatt auf Werbung und Bezahlschranken angewiesen zu sein. Sie ist eine der fünf überregionalen Tageszeitungen in Deutschland.
Quelle: taz (https://t1p.de/1p685)
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Text: Leon Latozke
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