Neues aus Kuba
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Die Zuckerindustrie, einst das Rückgrat der kubanischen Wirtschaft und ein globales Symbol für den Erfolg der Karibikinsel, befindet sich in einem dramatischen Niedergang. Nach neuesten Berichten wird die Zuckerproduktion in Kuba bis 2025 voraussichtlich auf 300.000 Tonnen sinken – ein historischer Tiefpunkt, der die Produktionsmengen des 19. Jahrhunderts widerspiegelt. Diese Entwicklung steht sinnbildlich für die umfassende Krise im landwirtschaftlichen Sektor des Landes. Über Jahrzehnte galt Zucker als „König“ in Kuba. Mehr als 100 Zuckerfabriken produzierten Millionen Tonnen des Süßstoffs, der sowohl den heimischen Bedarf deckte als auch zu einem der wichtigsten Exportgüter zählte. Doch heute kämpft die Industrie mit massiven Problemen. Der Mangel an Treibstoff, Düngemitteln und Maschinen sowie an qualifizierten Arbeitskräften hat die Produktion in den letzten Jahren kontinuierlich sinken lassen. Im Jahr 2024 öffneten nur noch 15 Zuckerfabriken ihre Pforten, verglichen mit 24 im Vorjahr. In der Provinz Camagüey, einst ein bedeutendes Anbaugebiet, wird die Produktion auf nur 10.000 Tonnen geschätzt – ein Bruchteil der 200.000 Tonnen, die dort in besseren Zeiten erzielt wurden. „Wenn es keinen Zuckerrohr gibt, gibt es keine Ernte“, betonte Vizepräsident Salvador Valdés in einer Rede vor örtlichen Bauern. Diese schlichte Aussage fasst das Dilemma zusammen: Ohne Zuckerrohr – dessen Anbaufläche dramatisch geschrumpft ist – bleibt die Erholung der Industrie ein Wunschtraum. Die Probleme der kubanischen Zuckerindustrie sind nicht isoliert zu betrachten, sondern Teil einer umfassenden wirtschaftlichen Krise, die durch internationale Faktoren verschärft wird. Die verschärften US-Sanktionen seit 2020 und die wirtschaftlichen Folgen der COVID-19-Pandemie haben das Land, das stark von Importen abhängig ist, hart getroffen. Die Deviseneinnahmen sind drastisch gesunken, und die ohnehin fragile Wirtschaft wurde weiter geschwächt. Die Auswirkungen auf die landwirtschaftliche Produktion sind dramatisch. Nach Regierungsangaben ist die Lebensmittelproduktion seit 2020 um über 40 % zurückgegangen, ebenso die Verarbeitung von Nahrungsmitteln. In der Provinz Las Tunas, einst ein Zentrum des Zuckerrohranbaus, wurde die Anbaufläche zwischen Dezember 2020 und Juni 2024 um fast die Hälfte reduziert. Die Zuckerindustrie, einst ein Stolz Kubas, steht vor einer ungewissen Zukunft. Ohne umfassende Reformen und Investitionen ist es fraglich, ob Kuba je wieder an seine einstige Bedeutung als einer der größten Zuckerexporteure der Welt anknüpfen kann. Doch die Probleme der Branche sind nur ein Symptom der tieferen wirtschaftlichen und politischen Herausforderungen, denen sich das Land stellen muss. Die aktuelle Krise verdeutlicht nicht nur den Niedergang einer traditionsreichen Industrie, sondern wirft auch ein Schlaglicht auf die prekäre Ernährungslage der Bevölkerung. Die Frage, wie Kuba seine Landwirtschaft revitalisieren kann, bleibt für die Regierung und die Bevölkerung von existenzieller Bedeutung. Quelle: REUTERS (https://t1p.de/5rm8h)
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Text: Leon Latozke
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