Neues aus Kuba
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Leonardo Padura, einer der bekanntesten kubanischen Schriftsteller, bleibt seiner Heimatstadt Havanna treu, trotz der enormen Herausforderungen und Veränderungen. In seinem neuen Werk "Ir a La Habana" verbindet er persönliche Erinnerungen mit scharfsinnigen Beobachtungen der aktuellen urbanen und gesellschaftlichen Krise.
Der kubanische Schriftsteller Leonardo Padura, international bekannt für seine vielschichtigen Romane und Essays, bleibt der Stadt seiner Geburt, Havanna, treu. "Hasta que se seque el Malecón" - bis der Malecón austrocknet der kubanischen Enntsprechung des Sankt-Nimmerleinstags, wie er in einem kürzlichen Interview mit der spanischen Presse erklärte. Auf seiner aktuellen Lesereise durch Spanien präsentiert Padura sein neuestes Werk Ir a La Habana – eine literarische Hommage an Kubas Hauptstadt, die sowohl persönliche Erinnerungen als auch journalistische Beobachtungen vereint.
In Ir a La Habana, vor kurzem veröffentlicht vom Verlag Tusquets, nimmt Padura seine Leser mit auf eine emotionale Reise durch die Straßen der Stadt, die er seit seiner Geburt im Viertel Mantilla kennt und liebt. Mit seinem unverwechselbaren Stil fängt er die Atmosphäre Havannas ein, ihre Schönheit und ihren Verfall. Er beschreibt, wie sich Kindheitserinnerungen – etwa der erste Kuss im staubigen Straßeneck seines Viertels – tief in seine literarische Arbeit eingegraben haben. "Diese Erinnerungen sind ein einzigartiger Schatz", so Padura. Der Schriftsteller nutzt seine Werke, um nicht nur nostalgische Bilder zu malen, sondern auch die drängenden sozialen und wirtschaftlichen Probleme Kubas zu thematisieren. In Gesprächen betont er den Verfall Havannas: bröckelnde Gebäude, kaputte Straßen und die hoffnungslose Lage vieler Rentner, deren mickrige Pensionen kaum für grundlegende Nahrungsmittel ausreichen. Mit bitterem Humor fasst er das Überleben auf der Insel zusammen: "Es erfordert FE – also Familienangehörige im Ausland (span. Familiar en el Extranjero), die Geld schicken." Der preisgekrönte Autor, der 2015 den Prinzessin-von-Asturien-Preis für Literatur erhielt, ruht sich nicht auf seinen Erfolgen aus. Parallel zur Promotion seines neuen Buches arbeitet er bereits an weiteren Projekten. Während der melancholische Ex-Polizist Mario Conde, eine zentrale Figur in Paduras berühmter Krimiserie, in der aktuellen Arbeit pausiert, kündigt Padura an, ihn in einer zukünftigen Geschichte zurückzubringen. Diese soll sich mit der dramatischen Migration vieler Kubaner befassen, ein Thema, das den Schriftsteller tief berührt. Padura beschreibt die Herausforderung, sich mit jeder neuen Arbeit selbst zu übertreffen. Sein jüngstes Romanprojekt sei ein Puzzle aus verschiedenen Perspektiven, das sich von seiner bisherigen Arbeitsweise unterscheide. Er sieht die ständige Selbstkritik als unverzichtbaren Teil seines Schaffensprozesses: "Jede meiner Romane war die beste, die ich zu diesem Zeitpunkt schreiben konnte." Trotz aller Kritik bleibt Havanna für Padura ein Ort von unschätzbarem Wert. Der Malecón, die berühmte Uferpromenade der Stadt, sei für ihn das Sinnbild Havannas – ein Treffpunkt von Hoffnung und Frustration, Beginn und Ende von Träumen. Doch der Wandel der Stadt, etwa die zunehmende Lärmbelästigung oder der Verfall kultureller Einrichtungen wie Kinos und Bibliotheken, bereitet ihm Sorge. Viele dieser Veränderungen sieht Padura als Symptom einer tiefergehenden gesellschaftlichen Krise. Einen besonderen Platz in Paduras Leben nimmt der kubanische Nationalsport Baseball ein. In seinen Texten beschreibt er die historische Bedeutung des Spiels, das er als "Teil der spirituellen Identität Kubas" betrachtet. Doch selbst hier sieht er einen kulturellen Wandel: Immer mehr junge Kubaner ziehen Fußball dem Baseball vor – ein Trend, den der Autor mit gemischten Gefühlen beobachtet. Padura ist nicht nur ein Chronist Havannas, sondern auch ein scharfer Beobachter der kubanischen Gesellschaft. Er kritisiert die repressiven Maßnahmen gegen Protestierende und die wirtschaftliche Misslage der Bevölkerung. Besonders die Auswirkungen der US-amerikanischen Politik, wie das Embargo und die Einschränkungen während der Trump-Ära, beschreibt er als katastrophal: "Die Sanktionen treffen nicht die Regierung, sondern die Menschen." Gleichzeitig beklagt Padura den Niedergang des kubanischen Buchmarktes, der einst Millionenauflagen hervorbrachte, heute jedoch durch hohe Preise und niedrige Auflagen gekennzeichnet ist. Er erinnert sich an Zeiten, als Literatur erschwinglich war und Kultur für viele zugänglich war. Trotz der widrigen Umstände bleibt Leonardo Padura Havanna und Kuba treu. Für ihn ist die Stadt nicht nur eine Inspirationsquelle, sondern ein unverzichtbarer Teil seiner Identität. "Ich bleibe, bis der Malecón austrocknet", erklärt er mit Nachdruck. Padura ist nicht nur ein literarisches Aushängeschild Kubas, sondern auch eine unverzichtbare Stimme, die die Hoffnungen, Träume und Herausforderungen einer Nation einfängt.
Quelle: RTVE (https://t1p.de/sxpo4)
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Text: Leon Latozke
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