Neues aus Kuba
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Leonardo Padura, einer der bedeutendsten kubanischen Schriftsteller seiner Generation und Träger des Prinz-von-Asturien-Preises für Literatur, beschreibt in einem aktuellen Interview mit der Nachrichtenagentur EFE die tiefgreifende Krise, in der sich Kuba derzeit befindet. Laut Padura erlebt das Land seine schwerste wirtschaftliche und soziale Krise, die sogar schlimmer sei als die „Sonderperiode“ genannte wirtschaftliche Krise in den 1990er Jahren, die auf den Zusammenbruch des sozialistischen Ostblocks folgte.
Die Lage auf der Insel ist von einer galoppierenden Inflation, gravierenden Versorgungsengpässen und einem massiven Exodus geprägt. In den letzten drei Jahren haben rund eine Million Kubaner – etwa 10 % der Bevölkerung – das Land verlassen. Dabei seien es nicht die Menschen, die auswandern wollen, sondern jene, die es sich leisten können, so Padura. Eine Flucht über Nicaragua, die oft von Menschenschmugglern organisiert wird, kostet rund 10.000 US-Dollar, was die Verzweiflung vieler Menschen widerspiegelt, die diesen enormen finanziellen Aufwand in Kauf nehmen. Padura betont, dass die Lage in Kuba inzwischen so gravierend ist, dass viele Grundbedürfnisse der Bevölkerung nicht mehr gedeckt werden können. So gibt es regelmäßig Probleme mit der Wasserversorgung, ständige Stromausfälle und extreme Preissteigerungen bei Grundnahrungsmitteln. Ein anschauliches Beispiel ist der Preis von Eiern: Während die Rente vieler Kubaner bei etwa 1.800 Pesos (etwa 75 US-Dollar) im Monat liegt, kostet ein Karton Eier mittlerweile rund 3.000 Pesos – wenn überhaupt verfügbar. Zudem wurde das ohnehin knappe Rationssystem weiter eingeschränkt; selbst grundlegende Artikel wie Kaffee sind nicht mehr erhältlich. Padura beschreibt, wie die Menschen auf der Insel von Pessimismus und Hoffnungslosigkeit ergriffen sind. Selbst einfache Dienstleistungen, wie die Müllabfuhr, funktionierten nicht mehr zuverlässig, was zu Gesundheitsrisiken wie Infektionen und Epidemien führe. Diese Entwicklungen hätten zu einer kollektiven Erschöpfung geführt, die viele Menschen an den Rand der Verzweiflung bringe. Das gesellschaftliche Vertrauen und die Hoffnung auf eine bessere Zukunft seien nahezu vollständig verloren gegangen. Der Autor zieht eine bedrückende Parallele zwischen seiner eigenen Entwicklung und der seines literarischen Alter Egos, dem Detektiv Mario Conde. Beide hätten in den letzten 35 Jahren eine zunehmende Ernüchterung und einen Verfall der kubanischen Realität miterlebt. Der aktuelle Zustand des Landes sei deutlich schlimmer als während der "Sonderperiode" der 1990er Jahre, als Kuba nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion fast vollständig von der Außenwelt abgeschnitten war. Trotzdem gibt es in Kuba nach Paduras Einschätzung noch Menschen, die den sozialistischen Idealen und Parolen die Treue halten. Doch der Großteil der Bevölkerung, insbesondere in seinem Umfeld, sei tief pessimistisch. Dies sei ein Ausdruck des massiven Vertrauensverlusts in die Gesellschaft und den Staat, die den Menschen nicht mehr die Grundlagen eines lebenswerten Daseins bieten könnten. Padura selbst hat sich als Autor international einen Namen gemacht und schreibt über das Kuba, das er aus eigener Anschauung kennt. In seinen kommenden Veröffentlichungen will er sich unter anderem mit seiner Beziehung zu Havanna beschäftigen, einer Stadt, die er sowohl physisch als auch emotional erkundet und in vielen seiner Romane beschrieben hat. Trotz seiner weltweiten Erfolge bleibt er fest mit Kuba verbunden und nutzt seine Stimme, um auf die Missstände aufmerksam zu machen, unter denen seine Landsleute leiden. Leonardo Padura war vergangene Woche auf Einladung des Centro Cultural Banco do Brasil in Rio de Janeiro zu Gast, um an einer der Sitzungen des Leseclubs teilzunehmen. In diesem Rahmen wurde er von der Nachrichtenagentur EFE interviewt.
Quellen: EFE (https://t1p.de/wpjp4), KI (https://t1p.de/m3orr)
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Text: Leon Latozke
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