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Lepra gilt in Kuba offiziell als unter Kontrolle, doch die Zahl der Neuinfektionen bleibt besorgniserregend hoch. Jährlich werden rund 200 neue Fälle registriert, darunter auch Kinder. Mangelnde Hygiene, beengte Wohnverhältnisse und unzureichende medizinische Versorgung begünstigen die Verbreitung.
(Bildquelle: Granma © Prensa Latina )
Trotz der offiziellen Einstufung als nicht mehr vorrangiges Gesundheitsproblem bleibt Lepra in Kuba eine ernstzunehmende Herausforderung. Jährlich werden auf der Insel rund 200 neue Fälle der Krankheit registriert, darunter auch Kinder. Die jüngsten Berichte aus der Provinz Las Tunas zeigen, dass allein dort im Jahr 2024 sechs neue Fälle festgestellt wurden.
Martha Odalis Cabrales León, Koordinatorin des Programms zur Bekämpfung der Lepra in Las Tunas, bestätigte gegenüber der staatlichen Zeitung 26, dass „dieses Krankheitsbild jetzt in den südlichen Gemeinden von Las Tunas stärker präsent ist“. Sie erklärte, dass „die gemeldeten Patienten in der Gemeinde leben, arbeiten, ordnungsgemäß überwacht werden und eine kostenlose antibiotische Behandlung erhalten. Für ihr Wohlergehen seien vor allem die Basisgesundheitsteams verantwortlich. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gilt eine Krankheit als unter Kontrolle, wenn es weniger als einen Fall pro 10.000 Einwohner gibt. Diese Schwelle wurde in Kuba bereits 1993 unterschritten, dennoch bleibt die Erkrankung präsent. Die neuesten Zahlen bestätigen, dass sich Lepra weiterhin in allen Landesteilen ausbreitet. Besonders betroffen sind die Provinzen Granma, Guantánamo, Havanna und Ciego de Ávila, die in einer epidemiologischen Untersuchung aus den Jahren 2012 bis 2019 als Hochrisikogebiete identifiziert wurden. Mangelhafte Gesundheitsversorgung als Risikofaktor Während die Übertragungswege der Krankheit, die durch das Bakterium Mycobacterium leprae verursacht wird, noch nicht vollständig erforscht sind, gelten enge und langanhaltende Kontakte zu unbehandelten Infizierten als Hauptursache für Ansteckungen. Risikofaktoren wie beengte Wohnverhältnisse, unzureichende Hygiene und Mangelernährung begünstigen die Verbreitung der Krankheit. Ein weiteres Problem stellt die medizinische Versorgung dar. Obwohl die WHO die für die Therapie notwendigen Medikamente – Rifampicin, Clofazimin und Dapson – kostenlos bereitstellt, sind diese oft nicht in ausreichender Menge verfügbar. Der kubanische Arzt Roberto Serrano erklärt: "Die Behandlung ist grundsätzlich möglich, doch aufgrund des allgemeinen Medikamentenmangels können nicht alle Patienten rechtzeitig versorgt werden." Dies erhöht das Risiko von Komplikationen und einer weiteren Ausbreitung der Krankheit. Herausforderungen bei der Diagnosestellung Die Identifikation neuer Leprafälle erfolgt hauptsächlich durch klinische Untersuchungen. Moderne Labortests, die eine frühzeitige Diagnose ermöglichen würden, sind in vielen Regionen des Landes kaum verfügbar. "Wir sind oft gezwungen, Diagnosen rein auf Basis klinischer Symptome zu stellen, da es an den nötigen Reagenzien für Labortests fehlt", berichtet Serrano. Dies kann dazu führen, dass Erkrankungen erst in späten Stadien erkannt werden, wenn irreversible Nervenschäden bereits eingetreten sind. Stigmatisierung der Erkrankten Neben den gesundheitlichen Herausforderungen ist auch die gesellschaftliche Stigmatisierung von Lepra-Patienten ein ernstzunehmendes Problem. Die sichtbaren Hautläsionen der Krankheit führen oft dazu, dass Betroffene ausgegrenzt werden. Viele Erkrankte vermeiden daher den Gang zu Ärzten oder medizinischen Einrichtungen, um Diskriminierung zu entgehen. Dies führt wiederum dazu, dass Infektionen unentdeckt bleiben und eine Weiterverbreitung der Krankheit begünstigt wird. Notwendige Gegenmaßnahmen Experten fordern eine Verbesserung der medizinischen Infrastruktur, eine kontinuierliche Bereitstellung von Medikamenten und eine verstärkte Aufklärung der Bevölkerung, um die Verbreitung von Lepra einzudämmen. Neben der medizinischen Versorgung müssen auch gesellschaftliche Maßnahmen ergriffen werden, um die Stigmatisierung zu reduzieren und Betroffenen eine frühe Behandlung zu ermöglichen. Obwohl Kuba in vielen Bereichen des Gesundheitswesens als Vorreiter in Lateinamerika gilt, zeigt die aktuelle Entwicklung, dass es weiterhin Defizite gibt, insbesondere in der Versorgung mit Medikamenten und der frühzeitigen Diagnostik. Solange diese Probleme nicht gelöst sind, bleibt Lepra eine ernstzunehmende Herausforderung für das kubanische Gesundheitssystem.
Quellen: PubMed (https://t1p.de/hbe5j), Periodico26 (https://t1p.de/et2sp), Martí Noticias (https://t1p.de/4vjbw)
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Text: Leon Latozke
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