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Abbildung: Havannas internationaler Flughafen José Martí ( Vgenecr, JM Havana, Zuschnitt KUBAKUNDE, CC BY-SA 3.0)
In den Außenbezirken von Havanna, vor allem rund um den internationalen Flughafen José Martí, erleben private Zimmervermietungen einen ungewöhnlichen Aufschwung. Was ursprünglich als Unterbringung für Touristen gedacht war, wird zunehmend von Kubanern genutzt, die das Land verlassen wollen. Für die Betreibenden der Gästehäuser in wenig attraktiven Vierteln wie Santiago de las Vegas oder Calabazar bietet sich so eine profitable Nische, die zunehmend durch die anhaltende Migrationswelle geprägt wird.
Die Gäste, meist aus ländlichen Provinzen wie Las Tunas, Granma oder Holguín, kommen mit Bussen aus den weit entfernten Regionen in Havanna an. Häufig reisen sie spät abends an und verbringen nur eine Nacht, bevor sie frühmorgens zum Flughafen aufbrechen. Die Motive dieser Reisenden sind klar: Sie haben das Land bereits gedanklich verlassen und wollen schnellstmöglich ausreisen. „Früher hatten wir hauptsächlich Touristen, die nahe am Flughafen übernachten wollten. Jetzt sind es Kubaner, die auf einen Weiterflug ins Ausland warten“, erklärt Sylvia, 68, die seit vielen Jahren ein einfaches Gästehaus in Flughafennähe betreibt, gegenüber der Website Havana Times Die einfache Unterkunft Sylvias unterscheidet sich kaum von den anderen Häusern in der Gegend. Über Jahrzehnte in Eigenregie ausgebaut, dient das Haus heute als Nachtquartier für Menschen, die auf eine Ausreise hoffen. Die einst von Urlaubsreisenden geprägte Nachfrage hat sich in den letzten Jahren durch die wachsende Abwanderung stark verändert. Kubaner, die oft durch den Verkauf von Hab und Gut oder durch Hilfe von Angehörigen das Geld für ihre Ausreise aufbringen konnten, übernachten hier in der Regel für eine Nacht, bevor sie den Flughafen ansteuern. Da viele Reisende mit beachtlichen Geldsummen unterwegs sind, sind die angebotenen Unterkünfte an die speziellen Bedürfnisse dieser Gäste angepasst. Eine sichere Unterbringung ist entscheidend, da die meisten Reisenden mehrere tausend US-Dollar mit sich führen – Gelder, die sie für die Zahlung von Schleppern und Transportmitteln auf ihrem Weg durch mehrere Länder benötigen. Nach Angaben einer Vermieterin sorgen Sicherheitskameras und Metallgitter an Fenstern und Türen für zusätzliche Sicherheit, um sowohl die Gäste als auch ihre Wertsachen zu schützen. Neben den eigentlichen Übernachtungen bieten werden auch zusätzliche Dienstleistungen angeboten, die speziell auf diese neue Kundschaft zugeschnitten sind. Einfache Übernachtungspakete beinhalten oft den Transfer vom Busbahnhof zur Unterkunft sowie einen Fahrservice zum Flughafen, der in einigen Fällen selbst für kurze Distanzen als notwendig erachtet wird, um das Risiko von Überfällen zu minimieren. „Wir kümmern uns um die Sicherheit, da viele unserer Gäste große Geldbeträge für ihre Flucht dabeihaben“, so ein Vermieter, der mit der hohen Nachfrage seine Zimmer fast täglich belegen kann. Die Kosten für eine Übernachtung in den improvisierten Gästezimmern betragen etwa 12.000 kubanische Pesos – umgerechnet rund 35 EUR pro Person. Dies umfasst häufig eine Klimaanlage, Frühstück und den Transport zum Flughafen. Preise für Paare oder Familien können nach Bedarf angepasst werden und bieten, wo möglich, weitere Annehmlichkeiten an. Manche Unterkünfte werben sogar mit eigenen Generatoren und Ersatzstromanlagen, um den Gästen trotz der häufigen Stromausfälle in Kuba eine gesicherte Nacht mit Strom und Klimaanlage zu garantieren. Die Nähe zum Flughafen hat in den sozialen Medien inzwischen einen besonderen Wert. Die Gästehäuser werden in einschlägigen Facebook- und WhatsApp-Gruppen mi entsprechende Slogans beworben: „Ihr letzter Abend in Kuba mit Strom und Klimaanlage – bleiben Sie nahe am Flughafen und starten Sie Ihre Reise ohne Probleme“. Während das Stadtzentrum und ikonische Orte wie der Malecón, die Kathedrale oder Vedado bei Touristen beliebt sind, spielt die Nähe zur Startbahn für diese neue Kundschaft die zentrale Rolle. Für die ausreisewilligen Kubaner ist der Flughafen das Tor zu einem neuen Leben – und für die Betreiber der Gästehäuser eine ungeahnte Einkommensquelle.
Quelle: Havana Times (https://t1p.de/4ior6)
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Text: Leon Latozke
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