Neues aus Kuba
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Der Traum von einem besseren Leben treibt jedes Jahr tausende Kubaner dazu, ihr Leben aufs Spiel zu setzen und über das Meer in die USA zu flüchten. Die Überquerung der 150 Kilometer breiten Florida-Straße gilt als eine der gefährlichsten Migrationsrouten der Welt, dennoch bleibt sie eine der häufigsten Fluchtwege für Kubaner, die ihre Heimat verlassen. Trotz der enormen Risiken haben sich allein im Jahr 2024 mindestens 142 Kubaner in diese Gefahr begeben und dabei ihr Leben verloren, wie die Internationale Organisation für Migration (IOM) berichtet.
Diejenigen, die sich auf diese riskante Reise begeben, werden als "Balseros" bezeichnet, benannt nach den provisorischen Flößen und Booten, mit denen sie die gefährliche Überfahrt versuchen. Diese improvisierten Boote werden aus Materialien gebaut, die die Migranten in Nachbarschaft oder zu Hause finden und besonders anfällig für die Gefahren des Meeres. Sie sind oft nicht seetüchtig sind und kentern leicht. Hinzu kommt das Risiko, sich auf See zu verirren oder einem „unsichtbaren Schiffsbruch“ zum Opfer zu fallen, bei dem Boote spurlos verschwinden, ohne dass ihre Angehörigen oder die Behörden jemals von ihrem Schicksal erfahren. Laut der IOM hat sich die Situation auf den karibischen Migrationsrouten im Jahr 2024 erheblich verschlechtert. Bislang wurden 291 Tote oder Vermisste auf diesen Routen verzeichnet, was einem Anstieg von fast 18 % im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Die Route von Kuba nach Miami gilt dabei als die gefährlichste, gefolgt von der Route von der Dominikanischen Republik nach Puerto Rico, auf der ebenfalls zahlreiche Todesfälle verzeichnet wurden. Angesichts der verzweifelten Lebensbedingungen in Kuba, halten diese Risiken viele Kubaner nicht davon ab, die gefährliche Reise anzutreten. Trotz Aufhebung der "Wet-Foot/Dry-Foot"-Politik im Jahr 2017, die kubanischen Migranten Schutz bot, hat die Situation weiter verschärft. Seitdem wurden tausende Kubaner, die auf See abgefangen wurden, nach Kuba zurückgeschickt. Zwischen Oktober 2020 und März 2023 hat die US-Küstenwache 12.866 Kubaner aufgegriffen, die versuchten, die Florida-Straße zu überqueren. Trotz der hohen Todesrate, der extremen körperlichen Belastungen wie Dehydrierung und Sonnenbrand sowie der ständigen Gefahr der Abschiebung bleibt der Seeweg für viele Kubaner die bevorzugte Fluchtroute. Dies liegt auch daran, dass diese Route oft kostengünstiger ist als der ebensfalls gefährliche Landweg über Mittelamerika, der durch Nicaragua führt. Eine Untersuchung des kubanischen Medienportals El Toque ergab, dass seit 2014 mindestens 264 Kubaner auf ihrem Weg in die USA ums Leben gekommen sind, während 650 weitere als vermisst gelten. Die meisten Todesfälle sind auf Schiffsunglücke und Ertrinken zurückzuführen. Die aktuelle Migrationskrise auf Kuba hat einen historischen Höhepunkt erreicht. Allein im Juli 2024 erreichten durchschnittlich 504 Kubaner täglich die USA, insgesamt fast 200.000 Menschen in diesem Jahr. Der kubanische Demograf Juan Carlos Albizu-Campos schätzt, dass die Bevölkerung Kubas durch die massive Auswanderung auf etwa 8 Millionen Menschen geschrumpft ist, obwohl offizielle Statistiken weiterhin von 11 Millionen ausgehen. Besonders alarmierend ist der demografische Wandel, der durch die Auswanderung verursacht wird: Die Mehrheit der Emigranten sind junge Menschen im Alter von 15 bis 59 Jahren, was dazu führt, dass in Kuba zunehmend „alleinstehende Großeltern mit alleinstehenden Kindern“ zurückbleiben.
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Text: Leon Latozke
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