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Nach Jahrzehnten zwischen Haft und Repression: José Daniel Ferrer geht ins Exil in die USA14/10/2025 ![]()
Der kubanische Dissident José Daniel Ferrer, Gründer der Oppositionsbewegung UNPACU, hat Kuba verlassen und ist in die USA ausgereist. In Miami sprach Ferrer von einer „nationalen Katastrophe“ in Kuba und rief zu internationaler Unterstützung und Einheit der Opposition auf.
14.10.2025 08:00 Uhr
Kubas bekanntester Dissident José Daniel Ferrer hat die Insel verlassen und ist in die Vereinigten Staaten ausgereist. Der 54-Jährige, einer der prominentesten Kritiker der Regierung in Havanna, kam am 13. Oktober 2025 gemeinsam mit Familienangehörigen in Miami an. Laut dem kubanischen Außenministerium erfolgte seine Ausreise auf Grundlage einer „umfassenden Bewertung der rechtlichen Situation“ durch die Staatsanwaltschaft und einer formellen Anfrage der US-Regierung.
Ferrer, Gründer der Oppositionsbewegung Unión Patriótica de Cuba (UNPACU), verbüßte zuletzt eine Haftstrafe von viereinhalb Jahren. Er war am 11. Juli 2021 während der landesweiten Proteste festgenommen worden, die als die größten seit Jahrzehnten galten. Seine Familie und Unterstützer berichteten wiederholt von Misshandlungen und schlechten Haftbedingungen. Menschenrechtsorganisationen beschrieben seinen Fall als exemplarisch für den Umgang der kubanischen Behörden mit politischen Gegnern. In einer handschriftlichen Erklärung, die seine Schwester Ana Belkis Ferrer in sozialen Medien veröffentlichte, begründete der Dissident seine Entscheidung mit der anhaltenden Repression gegen ihn und seine Angehörigen. „Angesichts der ständigen Aufforderungen der politischen Polizei, das Land zu verlassen, habe ich mich schließlich entschlossen, das Exil anzunehmen – vor allem aus Sorge um die Sicherheit meiner Familie“, schrieb Ferrer. Seine Familie veröffentlichte kurz darauf ein Foto, das ihn im Flugzeug zeigte, begleitet von der Botschaft, er werde den Kampf für die Freiheit politischer Gefangener fortsetzen. Empfang in Miami In Miami wurde Ferrer von Mitgliedern der kubanischen Exilgemeinschaft, den US-Kongressabgeordneten Mario Díaz-Balart und Carlos Giménez sowie der Bürgermeisterin von Miami-Dade, Daniella Levine Cava, empfangen. Eine spontane Pressekonferenz am Flughafen war laut seinem Team aus organisatorischen Gründen nicht möglich. Stattdessen trat Ferrer wenig später in der Fundación Nacional Cubano Americana (FNCA) vor die Presse. Dort dankte er der US-Regierung und insbesondere dem ehemaligen Präsidenten Donald Trump für dessen Rolle bei der Aushandlung des Abkommens, das seine Freilassung ermöglichte. „Ich bin sehr dankbar für die Unterstützung und die konsequente Haltung gegenüber dem Regime“, sagte Ferrer. Die diplomatische Vermittlung des Vatikans sei ein weiterer wichtiger Bestandteil des Abkommens gewesen. „Letzte Zeiten der Tyrannei“ Ferrer beschrieb die Lage in Kuba als „nationale Katastrophe“. Die Bevölkerung leide unter Stromausfällen, Versorgungsengpässen und einem weitgehend kollabierten Gesundheitssystem. Die wirtschaftliche und soziale Krise habe sich in den vergangenen Jahren erheblich verschärft. Der Dissident erklärte, es bestünden „günstige Bedingungen“, um das politische System in Havanna zu überwinden. „Alle Faktoren sprechen dafür, dass dies die letzten Zeiten der Tyrannei sind“, sagte Ferrer. Er rief die internationale Gemeinschaft und insbesondere die westlichen Demokratien dazu auf, die Opposition in Kuba stärker zu unterstützen. „Einige Akteure des freien Westens sind zu zögerlich, andere verhalten sich wie Komplizen“, sagte er. Forderung nach Geschlossenheit Zugleich appellierte Ferrer an die Einheit der Kubaner im In- und Ausland. „Dies ist nicht der Moment für Resignation oder Spaltung. Es ist die Zeit, dass sich alle, die Freiheit und Demokratie wollen, zusammenschließen“, sagte er. Er nutzte die Gelegenheit, um der venezolanischen Oppositionsführerin María Corina Machado, die kürzlich mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde, zu gratulieren, und stellte eine Verbindung zwischen der politischen Situation in Kuba und Venezuela her. „Die Diktatur in Venezuela wäre ohne die kubanische Unterstützung nie in dieser Form möglich gewesen“, sagte Ferrer. Symbolhafte Ausreise Ferrers Abreise ist der bislang sichtbarste Fall einer Entwicklung, die sich in den vergangenen Jahren zunehmend abzeichnet: Immer mehr kubanische Dissidenten verlassen die Insel unter staatlichem Druck oder im Rahmen bilateraler Absprachen. Erst im August war Aymara Nieto, Mitglied der oppositionellen Gruppe Damas de Blanco, nach Jahren in Haft in die Dominikanische Republik ausgereist. Der ehemalige politische Gefangene erhielt in Miami die Truman-Reagan-Medaille der Freiheit, eine Auszeichnung für Personen, die sich im Kampf gegen totalitäre Regime engagiert haben. Nach eigenen Angaben will Ferrer künftig in den USA leben und seine politische Arbeit fortsetzen. „Ich werde Zeit mit meiner Familie verbringen, aber die Arbeit für die Freiheit Kubas geht weiter“, sagte er. Mit seiner Ausreise endet ein weiteres Kapitel in der Geschichte der kubanischen Opposition. Für viele Kritiker der Regierung ist Ferrers Fall ein Hinweis darauf, dass sich die Führung in Havanna weiterhin darauf verlässt, unbequeme Stimmen durch Ausweisung zu neutralisieren, statt politischen Dialog zuzulassen. Für die Exilgemeinde in den Vereinigten Staaten bleibt er dagegen ein Symbol des Widerstands – und ein Mahnmal für die anhaltende politische Stagnation auf der Insel.
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Text: Leon Latozke
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