Neues aus Kuba
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Kuba setzt auf neue Impulse im Tourismus: Mit einer wöchentlichen Direktverbindung zwischen Lissabon und Santa Clara soll die Anbindung an den europäischen Markt verbessert und der wichtige Ferienort Cayo Santa María gestärkt werden.
Abbildung: Santa-Maria von Lezumbalaberenjena, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons
Wie der kubanische Lokalsender CMHW berichtet hat der internationale Flughafen Abel Santamaría in der zentralkubanischen Stadt Santa Clara am Dienstag den ersten Direktflug aus der portugiesischen Hauptstadt Lissabon empfangen. Die neue Verbindung, die von der spanischen Fluggesellschaft Iberojet betrieben wird, soll nach Medienberichten zunächst mit wöchentlicher Frequenz bis September 2025 bestehen bleiben Ziel der Route ist es, den direkten Zugang europäischer Touristen zur nördlichen Inselregion Cayo Santa María zu erleichtern – einem der bedeutendsten touristischen Pole Kubas.
Die kubanischen Tourismusbehörden sehen in der neuen Flugverbindung einen wichtigen Baustein zur Reaktivierung eines Sektors, der seit mehreren Jahren unter massiven Einbrüchen leidet. Wie Regla Dayamí Armenteros, Delegierte des Ministeriums für Tourismus in der Provinz Villa Clara, in einer MINREX-Mitteilung erklärte, reisen rund 80 Prozent der Passagiere des Erstflugs direkt weiter zu Hotels auf Cayo Santa María. Der Rest nutzt kombinierte Angebote, die Naturausflüge und Stadttourismus in der zentralen Region der Insel umfassen. Neben der Verbindung aus Lissabon kündigten die Behörden auch die Wiederaufnahme der Route Madrid–Santa Clara für Juni 2025 an. Auch diese Strecke wird von Iberojet bedient und war bereits im Vorjahr saisonal in Betrieb. Der Flughafen Santa Clara, nach Havanna und Varadero der drittwichtigste des Landes, bedient aktuell zehn internationale Fluggesellschaften – vorrangig aus Spanien, Kanada und den USA. Gedämpfte Erwartungen trotz neuer Impulse Die Aufnahme der Flugverbindung erfolgt zu einem Zeitpunkt, an dem Kubas Tourismusbranche weiterhin unter erheblichem Druck steht. Wie aus aktuellen Zahlen der kubanischen Statistikbehörde ONEI hervorgeht, verzeichnete das Land zwischen Januar und Februar 2025 lediglich 374.267 Besucher. Das entspricht einem Rückgang von rund 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Ursachen für den Rückgang gibt es viele. Ein zentraler Faktor ist der deutliche Rückgang der Besucherzahlen aus traditionellen Quellmärkten wie Russland und Kanada, die über Jahre hinweg zu den wichtigsten Herkunftsländern zählten. Gleichzeitig belasten strukturelle Probleme die touristische Infrastruktur des Landes. Dazu zählen unter anderem anhaltende Energieengpässe, eine hohe Inflationsrate sowie Engpässe bei Lebensmitteln und Konsumgütern. Insbesondere Stromausfälle stellen ein wachsendes Problem dar – nicht nur für die Bevölkerung, sondern auch für Hotels, Restaurants und andere touristische Einrichtungen. Reiseveranstalter berichten zudem von Schwierigkeiten bei der Versorgung mit Trinkwasser, Treibstoff und Lebensmitteln. Diese Mängel wirken sich direkt auf die Qualität des touristischen Angebots aus und erschweren es der Branche, internationale Standards zu erfüllen. Die Regierung in Havanna hatte sich für das Jahr 2025 das Ziel gesetzt, 2,6 Millionen ausländische Besucher zu empfangen. Angesichts der gegenwärtigen Entwicklungen halten Beobachter dieses Ziel für kaum erreichbar. Die neue Flugverbindung nach Portugal soll dennoch ein Signal an potenzielle Reisende und internationale Partner senden: Kuba bleibt ein attraktives, wenngleich derzeit herausgefordertes Reiseziel. Strategische Bedeutung für die Region Die Wahl Santa Claras als Zielort der neuen Route ist strategisch motiviert. Die Stadt liegt in unmittelbarer Nähe zu einem der wichtigsten Entwicklungsgebiete des kubanischen Tourismus: der Inselgruppe Jardines del Rey und insbesondere dem stark erschlossenen Cayo Santa María. In den letzten Jahren wurden dort zahlreiche Hotels internationaler Ketten eröffnet, unter anderem unter dem Management spanischer Konzerne wie Meliá oder Iberostar. Mit der verbesserten Anbindung an Europa erhofft sich die kubanische Regierung nicht nur eine höhere Auslastung der Hotels, sondern auch eine Diversifizierung der touristischen Angebote. Während der klassische Pauschaltourismus an Bedeutung verliert, gewinnen kombinierte Reisen mit Fokus auf Natur, Kultur und Städteerlebnis zunehmend an Attraktivität – vor allem bei europäischen Touristen. Ob der neue Flug aus Portugal langfristig wirtschaftlich tragfähig ist, bleibt vorerst unklar. Fest steht jedoch, dass Kuba seine internationale Anbindung ausbauen muss, um sich im zunehmend kompetitiven Markt des internationalen Tourismus zu behaupten. Die aktuelle Route ist vorerst auf fünf Monate begrenzt, könnte jedoch bei entsprechender Nachfrage verlängert oder ausgeweitet werden. Zwischen Hoffnung und Realität Die Eröffnung der Verbindung zwischen Lissabon und Santa Clara markiert zweifellos einen Lichtblick für den angeschlagenen kubanischen Tourismussektor. Sie ist Teil eines umfassenderen Versuchs, verlorenes Terrain auf dem internationalen Reisemarkt zurückzugewinnen. Doch ob dies gelingt, hängt nicht allein von neuen Flugverbindungen ab. Die strukturellen Herausforderungen, mit denen das Land konfrontiert ist, lassen sich mit punktuellen Maßnahmen kaum überwinden. Solange es an einer verlässlichen Energieversorgung, stabilen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und grundlegenden Versorgungsgütern mangelt, wird es Kuba schwerfallen, dauerhaft als sicheres und komfortables Reiseziel wahrgenommen zu werden. Der Flug aus Lissabon ist damit weniger Ausdruck eines Durchbruchs, sondern vielmehr ein Testlauf unter schwierigen Bedingungen – mit offenem Ausgang.
Quellen: CMHW/Facebook (https://t1p.de/1rn3t), Cibercuba (https://t1p.de/tqpwt), MINREX (https://t1p.de/6t8h7), Periodico Cubano (https://t1p.de/iuhuk)
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Text: Leon Latozke
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