Neues aus Kuba
Aktuelle Nachrichten und Meldungen, Analysen und Hintergrundinformationen
Ein neuer Bericht des US-Repräsentantenhauses heizt die Debatte um das mysteriöse "Havanna-Syndrom" neu an. Während die US-Geheimdienste eine ausländische Beteiligung für "sehr unwahrscheinlich" halten, sehen Abgeordnete Hinweise auf eine gezielte Einwirkung durch fremde Akteure – möglicherweise Russland.
Ein aktueller Bericht des US-Repräsentantenhauses sorgt für neue Kontroversen rund um das sogenannte "Havanna-Syndrom". Darin werfen Abgeordnete den US-Geheimdiensten, darunter die CIA und das Büro des Direktors der Nationalen Nachrichtendienste (ODNI), vor, die mögliche Beteiligung eines ausländischen Gegners zu verschleiern. Die Autoren des Berichts kritisieren eine fehlerhafte Methodik der bisherigen Untersuchungen und sprechen von einer bewussten Behinderung der Aufklärungsarbeit durch die Geheimdienste.
Das "Havanna-Syndrom" bezeichnet eine Reihe gesundheitlicher Beschwerden wie Schwindel, Kopfschmerzen, Gedächtnisprobleme und Übelkeit, die erstmals 2016 bei US-Diplomaten an der Botschaft in Havanna, Kuba, auftraten. Seither wurden ähnliche Vorfälle in Russland, China, Polen, Österreich und den USA gemeldet. Bericht widerspricht bisherigen Einschätzungen der Geheimdienste Eine Geheimdiensteinschätzung aus dem März 2023 kam zu dem Schluss, dass es "sehr unwahrscheinlich" sei, dass ein ausländischer Gegner für die Vorfälle verantwortlich sei. Diese Bewertung wird im aktuellen Bericht des Geheimdienstunterausschusses des Repräsentantenhauses scharf kritisiert. Der Ausschussvorsitzende Rick Crawford (Republikaner) erklärte, es gebe "zuverlässige Beweise", die darauf hindeuten, dass ein ausländischer Gegner an einigen der sogenannten "anomalous health incidents" (AHI) beteiligt sein könnte. "Die Geheimdienstgemeinschaft hat die Bemühungen dieses Ausschusses, die Ursachen und Auswirkungen der AHIs zu verstehen, behindert", heißt es in dem Bericht. Das Vorgehen der Geheimdienste wird als Versuch gewertet, zu einer "politisch akzeptablen Schlussfolgerung" zu gelangen. Die Untersuchung stützt sich auf Interviews mit früheren Geheimdienstmitarbeitern, Militärs und medizinischen Experten sowie auf die Auswertung Tausender Seiten an Dokumenten und Beweismaterial. Ein Rechtsanwalt, der mehrere Betroffene des Havanna-Syndroms vertritt, begrüßte die Ergebnisse des Berichts und erklärte, er teile die Einschätzung, dass die CIA und das ODNI wichtige Informationen bewusst zurückgehalten hätten. CIA und ODNI wehren sich gegen die Vorwürfe Die Vorwürfe des Berichts stoßen bei den betroffenen US-Behörden auf deutlichen Widerspruch. Sowohl das ODNI als auch die CIA wiesen die Anschuldigungen zurück. "Die Geheimdienstgemeinschaft teilt viele der vorläufigen Feststellungen des Berichts nicht", erklärte ein ODNI-Sprecher. Die Mehrheit der Geheimdienstbehörden halte es weiterhin für "sehr unwahrscheinlich", dass ein ausländischer Akteur hinter den Vorfällen stecke. Die CIA betonte, man habe die "besten operativen, analytischen und technischen Fähigkeiten" auf das Problem angesetzt. Die Behörde verwies darauf, dass es sich dabei um eine der "umfangreichsten Untersuchungen" in der Geschichte der CIA handle. Ein Sprecher erklärte: "Die Vorstellung, dass wir Informationen zurückhalten, die die Angelegenheit erhellen könnten, ist schlichtweg falsch." Politische Differenzen im Repräsentantenhaus Die Veröffentlichung des Berichts führte auch zu Spannungen innerhalb des Geheimdienstausschusses. Der demokratische Abgeordnete Jim Himes, ranghöchstes Mitglied des Ausschusses, kritisierte die Veröffentlichung als "unseriös" und warf den Republikanern vor, den Bericht ohne vorherige Konsultation mit den Demokraten zu veröffentlichen. "Ich habe keine Beweise gesehen, die darauf hindeuten, dass die US-Regierung nicht entschlossen war, die Ursache dieser Vorfälle zu finden und die betroffenen Mitarbeiter zu schützen", erklärte Himes. Die parteipolitische Dimension der Debatte erschwert eine neutrale Beurteilung der Vorwürfe. Kritiker vermuten, dass die Republikaner das Thema politisch instrumentalisieren, während die Demokraten die bisherigen Geheimdienstberichte als glaubwürdig verteidigen. Hinweise auf eine mögliche Beteiligung Russlands Trotz der Dementis der US-Geheimdienste halten Spekulationen über die Beteiligung Russlands an. Eine gemeinsame Recherche der Sender CBS 60 Minutes, des Spiegel und der Investigativplattform The Insider im April 2023 brachte neue Hinweise ans Licht. Die Journalisten untersuchten Reisebewegungen von Agenten der russischen Spezialeinheit GRU 29155, die für Sabotage- und Attentatsoperationen bekannt ist. Dem Bericht zufolge soll es Überschneidungen zwischen der Anwesenheit dieser Agenten und dem Auftreten von AHI-Fällen gegeben haben. Der Bericht verweist zudem auf Auszeichnungen, die Mitglieder dieser Einheit für Arbeiten an sogenannten "gerichteten Energie-Waffen" erhalten haben. Solche Waffen, die auf gepulste elektromagnetische Energie setzen, wurden bereits in einem Bericht von US-Experten im Jahr 2022 als mögliche Ursache für einige der Beschwerden identifiziert. CIA-Direktor William Burns hatte 2021 offenbar selbst Bedenken, dass Russland hinter den Vorfällen stecken könnte, und warnte die russische Regierung in persönlichen Gesprächen vor möglichen Konsequenzen. Dennoch erklärte ein CIA-Beamter später, einige der Annahmen zu den ersten Fällen des Havanna-Syndroms – einschließlich der Vorfälle in Kuba – könnten falsch gewesen sein. Fazit: Ursachen weiter unklar, Debatte bleibt politisiert Auch Jahre nach den ersten Vorfällen bleibt die Ursache des Havanna-Syndroms ungeklärt. Während die Geheimdienste die Theorie eines ausländischen Angriffs als unwahrscheinlich abtun, sehen Kritiker Indizien, die auf eine ausländische Beteiligung hinweisen – womöglich durch Russland. Der neue Bericht des Repräsentantenhauses verschärft die Kontroverse. Während Vertreter der Republikaner auf eine "Verschleierung" durch die Geheimdienste verweisen, betonen Demokraten und Vertreter der CIA, dass keine Beweise für eine ausländische Beteiligung vorliegen. Für die Betroffenen des Syndroms bleiben die Fragen offen. Ihre Symptome sind real, ihre Forderungen nach Aufklärung ebenso. Doch die politischen und institutionellen Verwerfungen rund um das Thema machen es unwahrscheinlich, dass eine baldige Lösung in Sicht ist.
Quelle: CBS News (https://t1p.de/80vgu)
Anzeige (G2)
|
|
Letzte Meldungen
Text: Leon Latozke
Anzeige (G1)
(adsbygoogle = window.adsbygoogle || []).push({});
0 Kommentare
Ihr Kommentar wird veröffentlicht, sobald er genehmigt ist.
Antwort hinterlassen |
Dossiers
Mediathek
Anzeige (M2) Anzeige (G4) Archiv
nach Monaten
Mai 2025
|
Anzeige (G3) |