Neues aus Kuba
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Kuba, einst Vorreiter in der medizinischen Versorgung, steht vor einer wachsenden Krise im Bereich der Nierenbehandlung. Tausende von Patienten, die auf Dialyse angewiesen sind, leiden unter einem chronischen Mangel an Geräten, Medikamenten und Fachkräften. Die Abwanderung von Ärzten und der Mangel an Transplantationen verschärfen die Lage.
In Kuba erleben Nierenpatienten eine Gesundheitskrise, die lebensbedrohliche Dimensionen angenommen hat. Der Mangel an Medikamenten, medizinischem Material und qualifiziertem Personal setzt den Patienten, darunter viele Kinder, enorme Belastungen aus. Trotz offizieller Behauptungen über die Qualität des kubanischen Gesundheitssystems ist die Realität erschütternd: Viele Patienten sehen sich gezwungen, das Land zu verlassen, um zu überleben, während andere schlicht keine Möglichkeit dazu haben.
Der Alltag einer jungen Patientin Ayamey Valdés, eine 19-jährige Patientin aus Havanna, leidet seit ihrem zehnten Lebensjahr an chronischem Nierenversagen. Ihre Tage sind von schmerzhaften Hämodialysen geprägt, die ihr Leben erhalten, aber auch physische und psychische Spuren hinterlassen. Ihre Erkrankung, die mit einer Fehldiagnose begann, hat sie in ihrer Entwicklung stark eingeschränkt. Trotz ihrer unermüdlichen Tapferkeit hat Ayamey immer wieder mit Depressionen und den Verlusten von Mitpatienten zu kämpfen, die ihrem Zustand erlagen. Die medizinischen Komplikationen sind zahlreich: Infektionen, chronische Anämie, Bluthochdruck und mangelnde Wachstumsentwicklung. Besonders dramatisch ist der Mangel an hormonellen Behandlungen und grundlegenden medizinischen Ressourcen, wie permanenten Kathetern. Für Ayamey gibt es in Kuba keine Aussicht auf eine Nierentransplantation. Ein Arzt erklärte ihrer Mutter kürzlich, dass nur eine Ausreise ins Ausland das Leben ihrer Tochter retten könne – eine Option, die für die meisten Kubaner finanziell unerreichbar bleibt. Ein Gesundheitssystem in der Krise Offizielle Zahlen zeichnen ein anderes Bild: Laut den kubanischen Behörden werden auf der Insel jährlich Tausende Nierenersatztherapien durchgeführt. Dennoch hat sich die Lage seit 2020, als die Pandemie die Kapazitäten des Gesundheitssystems belastete, dramatisch verschlechtert. Die Zahl der Transplantationen ist eingebrochen, und die wenigen Eingriffe basieren fast ausschließlich auf Spenden von lebenden Verwandten. Gleichzeitig mangelt es an medizinischen Geräten und Hygiene – mit verheerenden Folgen. Héctor González, ein ehemaliger Patient, berichtet, dass wiederverwendete Dialysefilter häufig Hepatitis C unter den Patienten verbreiteten. Die Bedingungen in den Behandlungsräumen seien prekär, mit verschmutztem Boden und unzureichender Desinfektion. Trotz der offiziellen Statistiken, die Kuba als Vorreiter in der Transplantationsmedizin Lateinamerikas darstellen, zeigt ein Bericht des International Registry of Organ Donation and Transplantation, dass 2023 nur 13 Nierentransplantationen durchgeführt wurden. Der Exodus des medizinischen Personals Ein weiterer Faktor, der die Krise verschärft, ist der Mangel an medizinischem Personal. Schätzungen zufolge verließen im Jahr 2022 mehr als 12.000 Ärzte das Land, ein erheblicher Verlust für das ohnehin schon stark beanspruchte Gesundheitssystem. In ländlichen Gebieten und auch in städtischen Krankenhäusern wie in Havanna sind spezialisierte Fachärzte für Nierenkrankheiten zunehmend schwer zu finden. In der Provinz Camagüey gibt es beispielsweise nur einen einzigen Nephrologen, der für die gesamte Region zuständig ist. Besonders betroffen ist die Kindernephrologie, in der viele hochqualifizierte Fachkräfte nicht mehr zur Verfügung stehen. Diese Abwanderung hat das ohnehin fragile Gesundheitssystem weiter destabilisiert und führt zu einer Situation, in der Leben und Tod oft vom Zufall abhängen. Die offizielle kubanische Propaganda, die das Gesundheitssystem als eines der besten in Lateinamerika darstellt, steht in starkem Widerspruch zur Realität vieler Patienten. „In Kuba gab es früher regelmäßige Nierentransplantationen“, erklärt ein anonym bleibender Arzt. „Heute gibt es kaum noch Transplantationen, und die wenigen, die durchgeführt werden, sind mit vielen Problemen behaftet.“ Hoffnungslosigkeit und Migration Für viele Patienten bleibt die Flucht aus Kuba der letzte Ausweg. Die schwierige Reise durch Mittelamerika und Mexiko ist riskant, aber angesichts der Bedingungen in Kuba für viele die einzige Hoffnung. Währenddessen sterben immer mehr Menschen aufgrund der unzureichenden Versorgung. Die Familien von Patienten kämpfen weiterhin darum, ihre Angehörigen zu retten, trotz finanzieller und bürokratischer Hürden. Die Gesundheitskrise in Kuba verdeutlicht die dramatischen Folgen von Ressourcenmangel und politischer Prioritätensetzung. Für Patienten wie Ayamey Valdés bleibt die Frage offen, ob sie jemals Zugang zu den lebensnotwendigen Behandlungen erhalten werden – und ob das kubanische Gesundheitssystem diese Herausforderung bewältigen kann.
Quelle: EL PAÌS (https://t1p.de/m29ec)
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Text: Leon Latozke
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