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Neue Einschätzungen aus dem Weißen Haus stellen die bisherigen Erklärungen der US-Geheimdienste zum mysteriösen Havana-Syndrom infrage. Die Vorfälle, die seit 2016 Diplomaten und Geheimdienstmitarbeiter betreffen, wurden bisher auf Umweltfaktoren oder psychosomatische Ursachen zurückgeführt. Nun verdichten sich Hinweise auf die mögliche Beteiligung ausländischer Akteure, darunter Russland.
NSC-Beamte der Biden-Regierung hinterfragten die offizielle Darstellung des Havana-Syndroms bei einem Treffen mit den Opfern im Weißen Haus. Abbidung: White House Daniel Schwen Zuschnitt KUBAKUNDE, CC BY-SA 3.0
Die Diskussion über das sogenannte Havana-Syndrom, das seit 2016 Diplomaten und Geheimdienstmitarbeiter in mehreren Ländern betrifft, hat neue Dynamik erhalten. Jüngste Äußerungen hochrangiger Regierungsvertreter in den USA stellen die bisherigen Einschätzungen der Geheimdienste infrage, wonach kein ausländischer Akteur für die Vorfälle verantwortlich sei.
In einem Treffen im Situation Room des Weißen Hauses am 18. November äußerten Mitglieder des Nationalen Sicherheitsrats (NSC) Zweifel an der Geheimdienstbewertung vom März 2023. Laut Informationen der Zeitung Miami Herald informierten NSC-Direktor Mahar Bitar und weitere Regierungsvertreter eine Gruppe von Betroffenen darüber, dass Teile der bisherigen Schlussfolgerungen "nicht mehr gültig" seien. Ein Teilnehmer des Treffens, bekannt als "Patient Zero", berichtete, dass die NSC-Vertreter die Betroffenen unterstützen und ihnen Glauben schenken. Patient Zero war 2016 der erste, der Symptome wie Tinnitus, Gleichgewichtsstörungen und kognitive Beeinträchtigungen meldete, nachdem er in der US-Botschaft in Havanna einem mysteriösen Geräusch ausgesetzt gewesen war. Die Betroffenen forderten die NSC-Vertreter auf, ihre Einschätzung öffentlich zu machen. Eine aktualisierte Geheimdienstbewertung, die vergangene Woche veröffentlicht wurde, bleibt jedoch bei der Schlussfolgerung, dass kein ausländischer Akteur hinter den Vorfällen steckt. Dabei gibt es einen Vorbehalt: Eine beteiligte Behörde, mutmaßlich die NSA, widerspricht den allgemeinen Ergebnissen. Hintergründe des Havana-Syndroms Das Havana-Syndrom wurde erstmals 2016 in Kuba gemeldet. Betroffene berichteten von plötzlichen Druckgefühlen oder Geräuschen, gefolgt von gesundheitlichen Problemen wie Migräne, Schwindel und Gedächtnisverlust. Die Ursachen sind bis heute nicht abschließend geklärt. Frühere Untersuchungen der CIA und anderer US-Behörden brachten Umweltfaktoren oder psychosomatische Reaktionen ins Spiel. Später erwähnte eine Expertenkommission der Geheimdienste die Möglichkeit energiegerichteter Waffen, die mit allgemein verfügbarer Technologie gebaut werden könnten. Berichte von CBS, Insider und Der Spiegel legen eine mögliche Verbindung zwischen der russischen Militärgeheimdienstorganisation GRU und einigen Vorfällen nahe. Ein früherer Ermittler des Pentagons bestätigte, dass Russland als Hauptverdächtiger gilt. Auch ein Bericht des Geheimdienstausschusses des US-Repräsentantenhauses kam 2022 zu dem Schluss, dass ein ausländischer Gegner hinter bestimmten Vorfällen stecken könnte. Der Ausschuss kritisierte zudem, dass die Geheimdienste nicht ausreichend mit dem Kongress kooperiert hätten. Die CIA und das Amt des Direktors der Nationalen Nachrichtendienste wiesen die Vorwürfe zurück. Man habe bei den Ermittlungen "keinen Stein auf dem anderen gelassen", hieß es in einer Stellungnahme. Reaktionen der US-Regierung Die Biden-Regierung hat die Betroffenen des Havana-Syndroms offenbar stärker unterstützt als frühere Regierungen. Bei dem Treffen im Weißen Haus entschuldigten sich NSC-Vertreter für die mangelhafte medizinische Versorgung und Anerkennung der Erkrankungen in der Vergangenheit. Ein NSC-Sprecher betonte, die Symptome der Betroffenen würden nicht infrage gestellt, und versprach, die Untersuchungen fortzusetzen. Ein im Jahr 2021 verabschiedetes Gesetz stellt den Betroffenen finanzielle Entschädigungen und medizinische Versorgung zur Verfügung, sofern die Erkrankung von Ärzten als unerklärbar eingestuft wird. Diese Maßnahme steht in einem gewissen Widerspruch zu den offiziellen Erklärungen der Geheimdienste, die die Symptome häufig auf Umweltfaktoren oder Vorerkrankungen zurückführen. Die ersten Fälle des Havana-Syndroms wurden in der US-Botschaft in Havanna registriert. Die Vorfälle belasteten die diplomatischen Beziehungen zwischen den USA und Kuba erheblich und führten zu einem weitgehenden Abzug des diplomatischen Personals aus Havanna. Kuba hat jegliche Verwicklung bestritten und angeboten, bei den Ermittlungen zu kooperieren. Sollten sich die neuen Erkenntnisse des NSC bewahrheiten, könnte dies die Spannungen zwischen beiden Ländern erneut verschärfen. Das Havana-Syndrom bleibt ein ungelöstes Rätsel. Die neuen Einschätzungen des Nationalen Sicherheitsrats werfen Fragen zur bisherigen Aufarbeitung durch die US-Geheimdienste auf. Während die Ermittlungen weitergehen, stehen sowohl die diplomatischen Beziehungen der USA zu betroffenen Ländern als auch das Vertrauen in die eigenen Institutionen auf dem Prüfstand.
Quelle: Miami Herald (https://t1p.de/1lfld)
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Text: Leon Latozke
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