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Kuba steht vor einem neuen Höhepunkt seiner Energiekrise: Aufgrund eines Rekorddefizits von über 2.000 Megawatt rechnet die staatliche Elektrizitätsgesellschaft am Donnerstag mit Stromausfällen in mehr als der Hälfte des Landes.
![]() UNE-Ankündigung
Kuba steht vor einem neuen Höhepunkt seiner anhaltenden Energiekrise: Die staatliche Elektrizitätsgesellschaft Unión Eléctrica (UNE) prognostiziert für Donnerstag (17.) einen Rekordstromausfall von 2.065 Megawatt (MW). Davon betroffen sind nach offiziellen Angaben rund 56 Prozent des Landes – zur Hauptverbrauchszeit am späten Nachmittag und Abend.
Laut UNE übersteigt die Stromnachfrage an diesem Tag mit 3.660 MW deutlich die erwartete maximale Erzeugungskapazität von lediglich 1.665 MW. Das daraus resultierende Defizit von knapp 2.000 MW übertrifft sogar den bisherigen Höchstwert von Ende Juni, als landesweit 1.977 MW vom Netz genommen werden mussten. Beobachter rechnen damit, dass die tatsächlichen Zahlen die offiziellen Prognosen noch übersteigen werden. Besonders stark betroffen sind östliche Landesteile wie Santiago de Cuba und Holguín, wo die Stromausfälle inzwischen bis zu 20 Stunden täglich andauern. Auch in der Hauptstadt Havanna bleiben viele Haushalte inzwischen bis zu 16 Stunden pro Tag ohne Elektrizität. Der Grund für die drastischen Ausfälle liegt laut UNE vor allem im schlechten Zustand der Infrastruktur. Zehn von zwanzig Wärmekraftwerksblöcken sind derzeit außer Betrieb – entweder aufgrund technischer Defekte oder geplanter Wartungsarbeiten. Hinzu kommt der Ausfall von 84 dezentralen Diesel- und Schwerölkraftwerken, da es an Treibstoff mangelt. Die Gründe dafür reichen von veralteter Technik über mangelnde Investitionen bis hin zu fehlender Devisen zur Brennstoffbeschaffung. Während unabhängige Experten eine systemische Unterfinanzierung des Energiesektors beklagen, verweist die kubanische Regierung auf die Auswirkungen der US-Sanktionen. Die Realität zeigt jedoch eine umfassende strukturelle Krise: Die Stromerzeugung auf Kuba leidet nicht nur unter technischen Defiziten, sondern auch unter einem Mangel an strategischer Planung und langfristiger Investitionspolitik. Schätzungen zufolge wären Investitionen zwischen acht und zehn Milliarden US-Dollar nötig, um das Energiesystem zu stabilisieren. Die massiven Stromausfälle haben längst auch politische Brisanz. Bereits in den vergangenen Jahren sorgten ähnliche Krisen für weitreichende Proteste – insbesondere bei den regierungskritischen Demonstrationen im Juli 2021. Auch aktuell nimmt der öffentliche Unmut spürbar zu, nicht zuletzt wegen der wachsenden Einschränkungen im Alltag und der ausbleibenden Besserungsperspektive. Angesichts der tiefgreifenden Krise bleiben Lösungen bislang aus. Die UNE gibt sich betont sachlich in ihren Prognosen, doch die wiederholten Ausfälle untergraben zusehends das Vertrauen in die staatliche Handlungsfähigkeit – und setzen die politische Führung des Landes weiter unter Druck.
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Text: Leon Latozke
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