Neues aus Kuba
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Bei seinem Besuch in Jamaika erneuerte US-Außenminister Marco Rubio die Kritik an Kubas internationalem Ärzteprogramm und warf der Regierung in Havanna Zwangsarbeit und Ausbeutung vor. Jamaikas Premierminister Andrew Holness wies die Anschuldigungen entschieden zurück und betonte den wichtigen Beitrag der kubanischen Mediziner zur Gesundheitsversorgung seines Landes.
Abbildung: US-Außenminister Rubio bei Pressekonferenz in Jamaika am 26. März 2025 von U.S. Department of State, Zuschnitt KUBAKUNDE, CC0 1.0
Während seiner Karibikreise hat US-Außenminister Marco Rubio erneut scharfe Kritik am kubanischen Ärzteprogramm geübt und damit Widerspruch bei mehreren Staaten der Region ausgelöst. Im Zentrum der Auseinandersetzung steht der Vorwurf der Zwangsarbeit, den die US-Regierung gegen die von Kuba organisierten medizinischen Missionen erhebt. Besonders Jamaika, wo rund 400 kubanische Ärzte tätig sind, weist diese Darstellung entschieden zurück.
Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Jamaikas Premierminister Andrew Holness in Kingston betonte Rubio, die Kritik richte sich nicht gegen die Mediziner selbst, sondern gegen die Struktur des Programms. „Das ist keine Frage der Ärzte oder der medizinischen Versorgung“, so Rubio. „Wir haben kein Problem mit den Ärzten, sondern mit der Art, wie das Programm weltweit betrieben wird.“ Laut dem US-Außenminister werde in vielen Ländern nicht direkt an die Ärzte gezahlt, sondern an die kubanische Regierung, die dann über die Vergütung entscheide und den Medizinern in zahlreichen Fällen die Pässe entziehe. „In vielerlei Hinsicht handelt es sich um Zwangsarbeit“, erklärte Rubio. Die Vereinigten Staaten könnten ein solches Modell nicht unterstützen. Zugleich kündigte Rubio an, den Dialog mit Jamaika fortzusetzen, um die spezifische Situation im Land besser zu verstehen. „Vielleicht trifft dies hier nicht zu, aber allgemein ist das das Problem mit dem Programm“, erklärte er. Bereits im Februar hatte Rubio eine Ausweitung der US-Visa-Beschränkungen für kubanische Regierungsvertreter und ausländische Beamte angekündigt, die als Unterstützer der umstrittenen Ärztemission gelten. Premierminister Holness wies Rubios Vorwürfe indes entschieden zurück. Die kubanischen Ärzte hätten sich in Jamaika als unverzichtbar erwiesen, betonte er. „Wir haben ein Defizit an medizinischem Personal, weil viele unserer Fachkräfte ausgewandert sind“, sagte Holness. Man achte strikt darauf, dass die kubanischen Ärzte nach den jamaikanischen Arbeitsgesetzen fair behandelt und wie alle anderen Arbeitnehmer bezahlt würden. „Jegliche andere Darstellung trifft auf Jamaika nicht zu“, so der Premier. Auch andere Karibikstaaten wie Antigua und Barbuda, die Bahamas oder Trinidad und Tobago wiesen die US-Kritik in den vergangenen Wochen scharf zurück. Kubas medizinische Zusammenarbeit sei für die Gesundheitsversorgung ihrer Bevölkerung essenziell, erklärten deren Regierungen. Die Premierminister von Barbados und St. Vincent und den Grenadinen zeigten sich sogar bereit, im Konflikt mit den USA auf ihre US-Visa zu verzichten, um ihre Solidarität mit Kuba zu unterstreichen. Grenadas Außenminister Joseph Andall sprach gar von einer „rechtlichen, moralischen und ethischen Verpflichtung“, an der Zusammenarbeit mit Havanna festzuhalten. Insgesamt bleibt das kubanische Ärzteprogramm für die Regierung in Havanna ein bedeutender wirtschaftlicher Faktor. Laut offiziellen Angaben entsandte Kuba im Jahr 2023 mehr als 22.000 medizinische Fachkräfte in 57 Länder. Auch wenn die Einnahmen im Vergleich zu den Spitzenwerten der Vorjahre rückläufig sind, bleibt die medizinische Zusammenarbeit eine wichtige Devisenquelle für das wirtschaftlich angeschlagene Kuba. Rubios Vorstoß fällt in eine Zeit, in der die USA auch ihre Haiti-Politik neu ausrichten. Während seiner Reise betonte der Außenminister mehrfach die Notwendigkeit, dem von Gewalt und Instabilität erschütterten Nachbarland zu helfen. Jamaika soll dabei als regionaler Partner eine zentrale Rolle spielen. Holness und Rubio kündigten an, künftig enger bei der Stabilisierung Haitis zusammenzuarbeiten. Neben Hilfen für den Aufbau einer effektiveren Polizei sicherte Rubio auch weitere US-Unterstützung im Kampf gegen transnationale Bandenkriminalität zu. Darüber hinaus kündigte Rubio an, die aktuelle US-Reisewarnung für Jamaika, die von Reisen wegen hoher Kriminalität abrät, zu überprüfen. Holness begrüßte diese Ankündigung ausdrücklich. „Jamaika ist auf die Partnerschaft mit den USA angewiesen, gleichzeitig erwarten wir aber auch, dass unsere Position in der Ärzte-Frage respektiert wird“, betonte der Premier. Mit seiner Reise durch die Region, die ihn auch nach Guyana und Suriname führen soll, zeigt Rubio, dass die neue US-Regierung auf eine stärkere Einbindung karibischer Staaten setzt. Allerdings verdeutlicht die aktuelle Kontroverse, dass Washingtons harte Haltung gegenüber Kuba bei den karibischen Partnern zunehmend auf Widerstand stößt. Die enge Kooperation vieler Inselstaaten mit Havanna, insbesondere im Gesundheitswesen, gilt in der Region weniger als Problem denn als unverzichtbarer Bestandteil der sozialen Infrastruktur.
Quellen: Caribbean National Weekly (https://t1p.de/mxsd3), RFI (https://t1p.de/dkrft), AA (https://t1p.de/s366l), Miami Herald (https://t1p.de/9p8tk)
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Text: Leon Latozke
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