Neues aus Kuba
Aktuelle Nachrichten und Meldungen, Analysen und Hintergrundinformationen
![]()
In Havanna hat eine russische Universität offiziell eine Niederlassung eröffnet. Die Einrichtung soll kubanische Studierende auf ein Hochschulstudium in Russland vorbereiten und bietet zunächst Sprach- und Einführungskurse an. Die Kooperation mit der Universität von Havanna ist Teil einer vertieften bilateralen Bildungszusammenarbeit – mit möglichen Auswirkungen über den Bildungsbereich hinaus.
Russland hat erstmals seit der kubanischen Revolution von 1959 eine eigene Hochschule auf der Karibikinsel eröffnet. Mit der offiziellen Einweihung einer Niederlassung der russischen Südlichen Föderalen Universität (SFedU) in Havanna vertiefen Kuba und Russland ihre bilateralen Beziehungen in einem Bereich, der lange als exklusiv dem kubanischen Staat vorbehalten galt: dem Bildungswesen. Die neue Einrichtung soll vor allem der Vorbereitung kubanischer Studierender auf ein Hochschulstudium in Russland dienen – eine Maßnahme, die symbolisch und strategisch weit über die reine Bildungspolitik hinausweist.
Eröffnung unter politischen Vorzeichen Die offizielle Einweihung des neuen Universitätsstandorts erfolgte am 12. April 2025 im Rahmen eines Besuchs des russischen Vizepremiers Dmitri Tschernyschenko in Havanna. Der Vertreter des Kremls sprach von einem „wichtigen Schritt in der Bildungszusammenarbeit“ zwischen beiden Ländern. Im Hintergrund der Zeremonie prangten großformatige Porträts von Wladimir Putin und Miguel Díaz-Canel – ein deutliches Zeichen der politischen Inszenierung. Die SFedU, früher bekannt als Staatliche Universität Rostow, mit Standorten in Rostow am Don und Taganrog, ist die erste ausländische Universität, die in Kuba seit der umfassenden Verstaatlichung des Bildungssektors Anfang der 1960er-Jahre offiziell tätig wird. Im Jahr 2023 belegte sie laut US News & World Report Platz 1.647 in der Welt. Auf der Karibikinsel soll sie laut russischen Angaben zunächst als vorbereitende Fakultät operieren. Im Mittelpunkt steht dabei die Vermittlung der russischen Sprache sowie berufsvorbereitender Inhalte. Ziel sei es, kubanische Absolventen für ein anschließendes Studium an russischen Universitäten zu qualifizieren. Die kubanische Seite stellt offenbar kostenfrei Räumlichkeiten für den Betrieb zur Verfügung. Die genaue Lage des neuen Hochschulstandorts wurde bislang nicht veröffentlicht. Geplant war ursprünglich, bereits im Sommer 2025 die erste Abschlussklasse zu präsentieren. Dieser Zeitplan musste jedoch verschoben werden; der reguläre Lehrbetrieb soll nun im kommenden September beginnen. Ausbau akademischer Netzwerke Begleitend zur Eröffnung der SFU-Niederlassung kündigte auch eine zweite russische Hochschule, die Staatliche Pädagogische Universität Glazov, eine verstärkte Zusammenarbeit mit kubanischen Institutionen an. Ein entsprechendes Kooperationsabkommen mit der Universität Havanna wurde in der gleichen Woche unterzeichnet. Die Vereinbarung sieht unter anderem die Einführung russischer Sprachprogramme an kubanischen Schulen sowie duale Studiengänge vor. Nach Angaben der russischen Seite sollen darüber hinaus neue Lehrmaterialien für Russisch als Fremdsprache entwickelt werden – zugeschnitten auf spanischsprachige Lernende. Perspektivisch soll die russische Sprache stärker im kubanischen Bildungswesen verankert werden. Bereits jetzt existieren acht russische Sprachzentren auf der Insel, aus denen im vergangenen Jahr rund 1.000 Studierende hervorgegangen sein sollen. Die Rektorin der Universität Glazov, Janina Tschigowskaja-Nasarowa, betonte den strategischen Charakter der Initiative. Ihr Institut fördere die russische Sprache nicht nur in Kuba, sondern seit mehreren Jahren in ganz Lateinamerika. Man beobachte, so die Rektorin, eine allmähliche Veränderung der sprachlichen Landschaft in der Region – ein Ziel, das auch vom russischen Bildungsministerium und der kremlnahen Stiftung My History aktiv unterstützt werde. Rückgriff auf alte Verbindungen Die neue Bildungskooperation knüpft an historische Verbindungen zwischen Kuba und der ehemaligen Sowjetunion an. Über Jahrzehnte hinweg bildete Moskau zehntausende Kubaner in technischen und akademischen Disziplinen aus, bevor diese Praxis nach dem Zerfall der Sowjetunion weitgehend eingestellt wurde. Auch ideologisch konnte die sowjetische Bildungspropaganda auf der Insel nie dauerhaft Fuß fassen. Nach 1989 ebbte der Einfluss rapide ab, und Kuba orientierte sich zunehmend eigenständig – wenn auch unter schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen. Dass nun erneut eine systematische Ausbildung kubanischer Studierender durch russische Institutionen in den Fokus rückt, ist vor allem vor dem Hintergrund aktueller geopolitischer Spannungen zu sehen. Russland sucht international verstärkt nach Partnern, während Kuba angesichts einer sich zuspitzenden Wirtschaftskrise auf externe Unterstützungsleistungen angewiesen ist. Die Kooperation auf dem Feld der Bildung erscheint vor diesem Hintergrund beiden Seiten als risikoarme Form der Zusammenarbeit – und als Signal an andere Akteure. Symbolik und strategische Interessen Was genau Kuba von der russischen Präsenz im Hochschulsektor hat, bleibt zunächst offen. Konkrete Zusagen über Stipendien, Investitionen oder Infrastrukturmaßnahmen wurden bislang nicht bekannt gegeben. Auch bleibt unklar, ob sich durch die neuen Angebote eine nachhaltige Verbesserung für das kubanische Bildungssystem ergibt, das seit Jahren unter Ressourcenknappheit und veralteten Lehrplänen leidet. Der politische Symbolgehalt des Projekts ist hingegen unübersehbar. Die öffentliche Inszenierung der Eröffnung, begleitet von einem Banner mit den Porträts Putins und Díaz-Canels, verweist auf den Versuch beider Staaten, ihre Allianz nach außen sichtbar zu machen. Russland signalisiert damit Präsenz in einer Region, die traditionell als Einflusszone der USA gilt. Kuba wiederum demonstriert politische Loyalität – ohne bislang erkennbaren materiellen Gegenwert. Langfristig wird sich zeigen müssen, ob das Projekt über eine symbolische Geste hinausgeht. Dass Russland Bildung als Mittel der Soft Power einsetzt, ist nicht neu. Inwiefern sich diese Strategie auf Kuba erfolgreich umsetzen lässt, bleibt jedoch fraglich. Die historische Erfahrung mit sowjetischer Bildungs- und Kulturpolitik auf der Insel lässt Zweifel an einer nachhaltigen Wirkung aufkommen.
Quelle: 14ymedio (https://t1p.de/73cau)
Anzeige (G2)
|
|
Letzte Meldungen
Text: Leon Latozke
Anzeige (G1)
(adsbygoogle = window.adsbygoogle || []).push({});
0 Kommentare
Ihr Kommentar wird veröffentlicht, sobald er genehmigt ist.
Antwort hinterlassen |
Dossiers
Mediathek
Anzeige (M2) Anzeige (G4) Archiv
nach Monaten
Mai 2025
|
Anzeige (G3) |