Neues aus Kuba
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Russland will seine wirtschaftlichen Beziehungen zu Kuba deutlich ausbauen und plant, Investitionen russischer Unternehmen auf der Insel mit Millionensubventionen zu fördern. Ein spezieller Finanzierungsmechanismus soll dafür sorgen, dass russische Firmen stark vergünstigte Kredite erhalten.
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Angesichts der schwersten Wirtschaftskrise seit Jahrzehnten setzt die kubanische Regierung verstärkt auf strategische Allianzen mit langjährigen Partnern – allen voran Russland. In einer aktuellen Ausgabe des staatlichen Formats Desde la presidencia verkündete Kubas Minister für Außenhandel und Auslandsinvestitionen, Oscar Pérez-Oliva, dass Moskau bereit sei, "Dutzende Millionen Dollar" in Form von Subventionen zur Verfügung zu stellen, um russische Unternehmen zu Investitionen auf der Insel zu bewegen.
Zentraler Bestandteil dieser Initiative ist ein von Russland vorgeschlagener Finanzierungsmechanismus, der Investitionen im Umfang von rund 1 Milliarde US-Dollar ermöglichen soll. Kern des Konzepts ist eine massive Zinsstützung: Der russische Staat will den Großteil der aktuell üblichen Kreditkosten von rund 21 Prozent übernehmen, sodass russische Firmen lediglich einen Zinssatz von etwa 5 Prozent zahlen müssten. Abhängig vom Volumen, der Laufzeit und dem Tilgungsmodell könnte die russische Subvention im Beispiel von 1 Milliarde Dollar auf bis zu 160 Millionen Dollar jährlich ansteigen. Die geplante Kooperation soll sich auf zentrale Sektoren konzentrieren – darunter Energie, Tourismus, Transport, Handel und die Zuckerindustrie. Pérez-Oliva betonte in diesem Zusammenhang, dass Kuba nicht als finanzielle Belastung für Russland auftrete. Ziel seien nachhaltige, gegenseitig vorteilhafte Projekte, die nicht zur bestehenden Schuldenlast Havannas gegenüber Moskau beitragen sollen. Auch Präsident Miguel Díaz-Canel bekräftigte die strategische Bedeutung des Abkommens. Beide Seiten seien sich einig, dass es neue, ganzheitliche Geschäftsmodelle brauche, die nicht nur Investitionsrendite garantierten, sondern auch eine dauerhafte wirtschaftliche Verflechtung sicherstellten. Kuba und Russland streben eine Angleichung des wirtschaftlichen Kooperationsniveaus an die bereits bestehende politische Nähe an. Diese Dynamik ist Teil eines größeren Plans: Wie der russische Vizepremier Dmitri Tschernyschenko jüngst mitteilte, umfasst der gemeinsame Entwicklungsplan bis 2030 potenzielle Projekte im Gesamtwert von mehr als einer Milliarde US-Dollar. Erste Sondierungen betreffen unter anderem Vorhaben in den Bereichen Energie und Landwirtschaft. Tschernyschenko war bereits im April zu Gesprächen in Havanna. Die 22. Sitzung der russisch-kubanischen Regierungskommission für wirtschaftlich-kommerzielle und wissenschaftlich-technische Zusammenarbeit endete mit der Unterzeichnung von 17 Absichtserklärungen, die eine neue Stufe bilateraler Kooperation einläuten sollen. Damals kündigte er auch erstmals das „Sondermechanismus zur Subventionierung von Zinsen“ an, der nun konkrete Formen annimmt. Für Havanna kommt die vertiefte Partnerschaft mit Russland zur rechten Zeit. Die kubanische Bevölkerung leidet unter akuter Knappheit an Lebensmitteln, Medikamenten und Treibstoff, täglich gibt es stundenlange Stromabschaltungen. Die Inflation hat das Einkommen der Bürger massiv entwertet, die Migration steigt. Russland wiederum kann durch die wirtschaftliche Präsenz in Kuba seine Position im geopolitischen Machtgefüge der westlichen Hemisphäre stärken. Die Insel gilt Moskau als verlässlicher ideologischer Partner – und als strategischer Vorposten in unmittelbarer Nähe zur US-amerikanischen Küste. Der Aufbau neuer Investitionsstrukturen erfolgt vor dem Hintergrund eines zunehmend isolierten Russland, das infolge des Ukraine-Kriegs auf der Suche nach wirtschaftlichen Alternativen außerhalb des Westens ist. Kuba wird dabei zur symbolträchtigen Projektionsfläche – sowohl wirtschaftlich als auch politisch. Ob die angekündigten Investitionen tatsächlich in vollem Umfang fließen, bleibt abzuwarten. Die wirtschaftliche und rechtliche Unsicherheit auf Kuba, mangelnde Transparenz und chronische Ineffizienz in der Verwaltung stellen weiterhin erhebliche Risiken für potenzielle Investoren dar. Dennoch markiert das Vorhaben einen neuen Höhepunkt in den seit Jahrzehnten engen Beziehungen zwischen Moskau und Havanna – mit der Hoffnung, zumindest etwas wirtschaftliche Stabilität auf die krisengeschüttelte Insel zu bringen.
Quelle: EFE (https://t1p.de/ko6cm)
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Text: Leon Latozke
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