Neues aus Kuba
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Russland hat zugesagt, bis 2030 mehr als eine Milliarde US-Dollar in Kuba zu investieren, um die Insel inmitten ihrer schweren Wirtschaftskrise zu unterstützen. Die Investitionen konzentrieren sich auf zentrale Sektoren wie Energie, Landwirtschaft und Infrastruktur. Zudem wird der Tourismus als wichtige Säule der Zusammenarbeit angestrebt.
Abbildung: Wladimir Putin im Gespräch mit Miguel Diaz-Canel von Kremlin.ru, Zuschnitt KUBAKUNDE, CC BY 4.0
Die wirtschaftliche, politische und symbolische Annäherung zwischen Kuba und Russland hat in den vergangenen Tagen ein neues Ausmaß erreicht. Während Präsident Miguel Díaz-Canel zu offiziellen Gesprächen in Moskau weilte, kündigte der russische Außenminister Sergej Lawrow eine umfassende Intensivierung der bilateralen Beziehungen an und versprach Kuba uneingeschränkten politischen Rückhalt. Gleichzeitig wurde ein milliardenschweres Investitionsprogramm vorgestellt, das helfen soll, die tiefgreifende wirtschaftliche Krise auf der Karibikinsel zu lindern.
In einem am Mittwoch (7. Mai) veröffentlichten Gastbeitrag in kubanischen Staatsmedien bekräftigte Lawrow, dass Kuba sich des uneingeschränkten Rückhalts Russlands sicher sein könne. Inmitten wachsender geopolitischer Spannungen und westlicher Sanktionen beschworen beide Staaten eine ideologische und strategische Partnerschaft. „Russland und Kuba stehen auf der richtigen Seite der Geschichte“, schrieb Lawrow und betonte, dass Moskau bereit sei, die Zusammenarbeit in allen Bereichen zu vertiefen – insbesondere mit Blick auf internationale Sicherheit und Frieden. Die politische Dimension dieser Aussagen ist deutlich: Kuba wird von Moskau nicht nur als „verlässlicher außenpolitischer Verbündeter“ und „prioritärer Partner in Lateinamerika“ betrachtet, sondern auch als strategischer Faktor im Kontext des globalen Machtkampfs mit dem Westen. Lawrow verwies ausdrücklich auf die kubanische Unterstützung im Kontext des Ukraine-Kriegs und bezeichnete diese als „unverrückbar“. Umgekehrt unterstützt Russland Kubas Bestrebungen, enger in multilaterale Zusammenschlüsse wie die BRICS-Staaten oder die Eurasische Wirtschaftsunion eingebunden zu werden. Konkrete Formen nimmt die strategische Partnerschaft in einem ambitionierten Investitionsplan an: Bis 2030 sollen nach russischen Angaben mehr als eine Milliarde US-Dollar in zentrale Wirtschaftssektoren Kubas fließen. Im Mittelpunkt stehen dabei Maßnahmen zur Linderung der anhaltenden Energiekrise, etwa der Ausbau der Stromerzeugung und die Verbesserung der öffentlichen Beleuchtung. Auch Investitionen in die Landwirtschaft und die städtische Infrastruktur sind vorgesehen – Bereiche, in denen der Mangel an Ressourcen auf der Insel besonders gravierend ist. Mit der finanziellen Unterstützung beabsichtigt Russland, einen substanziellen Beitrag zur wirtschaftlichen Stabilisierung Kubas zu leisten. Dabei geht es nach russischen Angaben nicht um politische Kontrolle oder Einflussnahme, sondern um den Aufbau wirtschaftlicher Souveränität. „Wir wollen Kuba die Mittel an die Hand geben, seine Unabhängigkeit in jeder Hinsicht zu verwirklichen“, heißt es aus Moskau. Ein besonderer Fokus liegt auch auf dem Tourismus. Russland will sich als wichtigste Besucherquelle für die Insel etablieren und verweist auf die hohe Kaufkraft russischer Touristen. Kuba plant unter anderem die Teilnahme an einer Tourismusmesse in Moskau im Juli, um seine Attraktivität auf dem russischen Reisemarkt weiter zu steigern. Im Zuge dessen wird erwartet, dass Kuba spezielle Angebote und Marketingstrategien entwickelt, um diesen Besucherzuwachs aktiv zu fördern. Schon jetzt lassen sich konkrete wirtschaftliche Schritte beobachten: Der erste russische Öltanker seit einem Jahr hat kürzlich in Kuba angedockt. Weitere Lieferungen sollen folgen – ein lebenswichtiger Beitrag angesichts der chronischen Treibstoffengpässe und täglichen Stromabschaltungen auf der Insel. Gleichzeitig verweisen kubanische und russische Offizielle auf das bereits 2023 unterzeichnete Rahmenabkommen zur bilateralen Zusammenarbeit, auf dessen Grundlage inzwischen über 100 russische Investitionsprojekte in Kuba angelaufen sind. Die Bandbreite reicht von Agrarinitiativen über industrielle Modernisierung bis hin zu Energiepartnerschaften. Dennoch bleibt Skepsis angebracht: In der Vergangenheit hatte Moskau mehrfach geplante Projekte mit Kuba verschoben oder gestrichen – meist mit dem Verweis auf ausstehende Zahlungen seitens Havannas. Um die neue Dynamik auf eine solidere Grundlage zu stellen, kündigte Russlands Vizepremier Dmitri Tschernyschenko nun staatliche Subventionen für Zinssätze russischer Unternehmen an, die sich in Kuba engagieren wollen. Im Kontext der verschärften US-Sanktionen gegen beide Länder gewinnt die Partnerschaft auch eine symbolische Bedeutung: Zwei international isolierte Staaten setzen demonstrativ aufeinander, um sich wirtschaftlich zu behaupten und geopolitisch zu positionieren. Während des Treffens zwischen Díaz-Canel und Wladimir Putin im Kreml betonten beide Seiten die historische Tiefe ihrer Beziehungen und ihre Entschlossenheit, die einst enge sowjetisch-kubanische Zusammenarbeit in ein neues Kapitel zu überführen. Für Kuba, das sich inmitten der schwersten Wirtschaftskrise seit Jahrzehnten befindet – geprägt von massiver Inflation, Güterknappheit, Stromausfällen und wachsender sozialer Unruhe – sind diese Zusagen überlebenswichtig. Auch wenn die Umsetzung des Investitionsplans Zeit benötigen wird, signalisiert die russische Unterstützung für Havanna eine neue Phase der bilateralen Beziehungen – mit tiefgreifenden Auswirkungen auf die wirtschaftliche und geopolitische Ausrichtung Kubas. Ob diese neue Allianz mittelfristig konkrete Besserungen für die kubanische Bevölkerung bringt, bleibt abzuwarten. Klar ist jedoch: Kuba setzt erneut auf Moskau – in der Hoffnung, dass die versprochenen Milliarden nicht nur politische Solidarität, sondern auch tatsächlichen Aufschwung bringen.
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Text: Leon Latozke
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