Neues aus Kuba
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Die Schweiz beendet Ende 2024 ihre Entwicklungszusammenarbeit mit Kuba – mitten in der schwersten Wirtschaftskrise seit Jahrzehnten. Markus Glatz von der DEZA betont, dass Kuba gerade jetzt dringend Unterstützung braucht, da die Versorgungslage prekär ist und die veraltete Infrastruktur das Land zunehmend belastet.
Abbildung: Markus Glatz, Leiter der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) in Kuba, erzählt von der prekären Situation. (Bildquelle: SRF © ZVG)
Die Schweiz wird zum Ende des Jahres ihre Entwicklungszusammenarbeit mit Kuba einstellen – ein Schritt, der gerade in der gegenwärtigen Krise des Landes erhebliche Auswirkungen haben könnte. In einem Gespräch mit SRF News schildert Markus Glatz, Leiter der schweizer Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) in Havanna, die Herausforderungen, denen Kuba gegenübersteht: Die Insel leidet unter ständigen Stromausfällen, einer schweren Wirtschaftskrise und den Folgen eines Hurrikans, der die ohnehin prekäre Lage weiter verschärft hat. Dass die Schweiz in dieser kritischen Phase ihre finanzielle Unterstützung beendet, empfindet Glatz als ungünstig.
Die Stromversorgung in Kuba ist stark eingeschränkt und veraltet. Die kubanischen Kraftwerke stammen aus der Sowjetzeit und sind heute kaum noch funktionsfähig. Wartungsarbeiten wurden über Jahre hinweg vernachlässigt, und die wenigen verbleibenden Experten wandern zunehmend ins Ausland ab. „Ein nachhaltiger Betrieb des Stromnetzes ist kaum mehr möglich – der nächste Blackout ist nur eine Frage der Zeit“, betont Glatz. In Havanna wird die Stromversorgung mittlerweile nach einem Rotationsplan geregelt, der vorgibt, wann und wie lange in welchem Viertel Strom verfügbar ist. In den letzten 25 Jahren konnte die DEZA positive Veränderungen bewirken. Eines der zentralen Projekte der Schweizer Entwicklungszusammenarbeit war der Aufbau heruntergekommener Stadtviertel in Havanna, wo die Schweizer Experten die Bewohner unterstützten, ihre Häuser zu renovieren, Gesundheitsstationen einzurichten und Arbeitsmöglichkeiten zu schaffen. Diese Form der „lokalen Entwicklungszusammenarbeit“ hat zum Ziel, durch den Aufbau lokaler Infrastrukturen und beruflicher Perspektiven die Lebensbedingungen nachhaltig zu verbessern. „Gerade jetzt bräuchte Kuba mehr Unterstützung“, erklärt Glatz und verweist auf die durch die Wirtschaftskrise verstärkte Armut. Zusätzlich setzte die DEZA auf die Stärkung von Provinzregierungen. In einem zentralistisch organisierten Staat wie Kuba ist diese Strategie besonders bedeutend, da regionale Verwaltungen als Motor für die Entwicklung des gesamten Landes fungieren können. Die Unterstützung der DEZA hat es diesen Provinzen ermöglicht, eigenständigere Entscheidungen zu treffen und Projekte im Sinne der Bevölkerung vor Ort umzusetzen. Auch nach dem Ende der Schweizer Entwicklungszusammenarbeit sollen diese Strukturen erhalten bleiben. Ein zentrales Anliegen der DEZA war es, Projekte in enger Zusammenarbeit mit lokalen Partnern zu entwickeln. Diese Partnerschaften tragen laut Glatz dazu bei, dass die meisten Projekte nachhaltig sind und von den kubanischen Partnern auch ohne ausländische Hilfe fortgeführt werden können. An der Abschlussveranstaltung der DEZA in Kuba wurde hervorgehoben, dass viele der Projekte heute selbsttragend sind. Internationale Entwicklungsagenturen und Nichtregierungsorganisationen (NGOs) haben zudem Interesse an den Schweizer Initiativen gezeigt und einige Projekte übernommen. Der Rückzug der Schweiz aus der Entwicklungszusammenarbeit fällt in eine Phase, in der Kuba große Herausforderungen bewältigen muss. Die Schweiz hat mit ihrer Hilfe nicht nur die Lebensbedingungen in benachteiligten Stadtvierteln verbessert, sondern auch Strukturen geschaffen, die langfristig zur Stabilität des Landes beitragen können. Dennoch bleibt abzuwarten, wie Kuba den Verlust der Schweizer Unterstützung auffangen kann und ob andere internationale Akteure bereit sind, die entstandene Lücke zu schließen. Die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit ist das Schweizer Kompetenzzentrum für Entwicklungszusammenarbeit und humanitäre Hilfe und Teil des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA). Sie setzt die außenpolitische Strategie der Schweiz in Krisenregionen um, leistet Nothilfe und unterstützt beim Wiederaufbau nach Naturkatastrophen und Konflikten. Zudem fördert sie ländliche Entwicklung, Bildung und Beschäftigung in armutsbetroffenen Gebieten und begleitet Reformprozesse in Osteuropa. International engagiert sie sich in Projekten zu Klimawandel, Wasser und Ernährungssicherheit. Seit 2019 wird die DEZA für ihre vermehrte Zusammenarbeit mit internationalen Unternehmen und ihre Strategie zur möglichen Privatisierung öffentlicher Güter kritisiert.
Quelle: SRF (https://t1p.de/zanvh)
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Text: Leon Latozke
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