Neues aus Kuba
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Wegen mysteriöser Erkrankungen ihres Botschaftspersonals auf Kuba haben die USA kubanische Diplomaten ausgewiesen, ihre Botschaft in Havanna nahezu geschlossen und Akustik-Angriffe als Ursache vermutet. Ein amerikanischer Wissenschaftler behauptet nun, den Verantwortlichen für die diplomatischen Verwicklungen gefunden zu haben.
Ab Ende 2016 klagten Angehörige der US-amerikanischen Botschaft in Havanna über unerklärliche Gesundheitsprobleme wie Ohrenschmerzen, Tinnitus, Schwindel und kognitive Schwierigkeiten, die in der Presse als "Havanna-Syndrom" bezeichnet wurden. Die Beschwerden traten angeblich auf, nachdem die Erkrankten seltsame Geräusche in ihren Häusern oder Hotelzimmern gehört hatten. Die US-Regierung wies daraufhin kubanische Diplomaten aus und reduzierte das Personal der US-Botschaft in Havanna drastisch. Die USA vermuteten, dass eine politisch motivierte Akustikattacke für die Erkrankungen ihrer Botschaftsangehörigen verantwortlich sei. Trotz laufender Ermittlungen durch amerikanische und kubanische Regierungsbehörden ist die Quelle der seltsamen Geräusche, die das "Havanna-Syndrom" mutmaßlich auslösten, ein Rätsel geblieben. Jetzt entlarvt einen wissenschaftliche Studie eine Grille als den wahren Übeltäter. Laut Alexander Stubbs, Wissenschaftler am Institut für Integrative Biologie und Museum für Zoologie der Wirbeltiere an der University von Kalifornien in Berkeley stammt das mysteriöse Geräusch von der indischen Kurzflügelgrille (Anurogryllus celerinictus). Basis der Untersuchungen Stubbs' war eine Aufzeichnung des Botschaftspersonals, das von Associated Press (AP) veröffentlicht wurde. Beim Anhören der Aufnahme erinnerte sich Stubbs an Insektenrufe, die er während seiner Feldarbeit in der Karibik gehört hatte. Da die artspezifischen Insektenrufe eindeutig über eine akustische Signatur zu bestimmen sind, beschloß Stubbs, die Aufnahme näher zu untersuchen. Er ermittelte die Schalldruckpegel des mysteriösen Geräusches in Abhängigkeit von der Frequenz. Der Vergleich mit den Analyse von Hunderten von öffentlich zugänglichen in freier Wildbah aufgenommener Insektenrufe ergab einige Übereinstimmungen, die allerdings nicht hunderprozentig übereinstimmten.
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Stubbs vermutete, dass die Aufnahme aus Kuba in Innenräumen aufgezeichnet worden war, wo Reflektionen an den Wänden entstehen, so dass sie sich von Feldaufnahme unterscheidet Stubbs ahmte diesen Effekt nach, indem er die Feldaufnahmen in Innenräumen abspielte und erneut aufnahm. Damit konnte eine nahezu hundertprozentige Übereinstimmung der AP-Aufnahme mit dem Ruf der indischen Kurzflügelgrille nachweisen. Weitere Tests in Zusammenarbeit mit dem Bioakustikexperten Fernando Montealegre-Z an der Universität von Lincoln in Großbritannien zeigten, dass der charakteristische Frequenzabfall innerhalb jedes Impuls mit der Biomechanik der Klangerzeugung dieser Grille übereinstimmt. Die Möglichkeit, dass ein Insekt, das seltsame Geräusch verursacht, wurde bereits früher vorgeschlagen. Eine Gruppe kubanischer Wissenschaftler reichte 2018 einen Bericht an die US-Regierung ein, indem sie erklärten, dass Geräusch käme von der jamaikanischen Feldgrille (Gryllus assimilis). Diese Erklärung wurde von den Amerikanern möglicherweise ignoriert, da sich der Ruf dieser Grille signifikant von den Aufzeichnungen unterscheidet. Warum kamen die Kubaner nicht zum gleichen Ergebnis wie Stubbs? Die von Stubbs identifizierte Grille A. celerinatus ist nur in Jamaika und Grand Cayman dokumentiert, jedoch nicht in Kuba. Die Art wurde früher allerdings als A. muticus zeichnet, eine Art die fast identisch ist und auf Kuba vorkommt. Der Entomologe Thomas J. Walker von der University of Florida unterschied die beiden Arten 1973 anhand der Häufigkeit ihrer Flügelschläge. Doch die unterschiedlichen geographischen Reichweiten der beiden Grillen blieben über 40 Jahre unbemerkt - bis Stubbs Walkers Feldaufnahmen der Grillen, die Walker auf seiner Website zur Verfügung gestellt hatte, nutzte, um die seltsame Aufnahme aus Havanna zu untersuchen. Es ist möglich, dass die Kubaner die verantwortliche Grille tatsächlich gefunden hatten, sie aber einfach taxonomisch falsch bestimmten.
Quelle: .biorxiv.org (http://t1p.de/lqgo)
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Text: Leon Latozke
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