Neues aus Kuba
Aktuelle Nachrichten und Meldungen, Analysen und Hintergrundinformationen
Tania Bruguera: „Kuba ist eine Diktatur, und es ist unsere Pflicht, das immer und überall zu sagen.“1/12/2024 ![]() ![]()
Die kubanische Künstlerin Tania Bruguera spricht in einem Interview mit El País über ihr Leben im Exil, ihre politische Kunst und den Bruch mit der kubanischen Regierung. Als Aktivistin und Begründerin des Konzepts der „nützlichen Kunst“ reflektiert sie über die Machtstrukturen ihres Heimatlandes und die Rolle der Kunst im gesellschaftlichen Wandel.
Abbildung: Tania Bruguera in Berlin, 6. Februar 2024. (Bildquelle: El País © DPA/PICTURE ALLIANCE VIA GETTY I)
In einem umfassenden Interview mit der spanischen Tageszeitung El País spricht die renommierte kubanische Künstlerin Tania Bruguera über ihre Vergangenheit, ihren Bruch mit der kubanischen Regierung und ihr Leben im Exil. Die 56-jährige Performance- und Installationskünstlerin, die auch als Professorin an der Harvard University lehrt, reflektiert über die Herausforderungen, die ihr politisches Engagement mit sich brachte, und über ihre künstlerische Identität im Spannungsfeld zwischen Kuba und der Welt.
Tania Bruguera, Gründerin des Instituto de Artivismo Hannah Arendt (INSTAR), hat ihr Leben der politischen Kunst und der Auseinandersetzung mit Machtstrukturen gewidmet. Bereits als Jugendliche erkannte sie die Doppelmoral des kubanischen Systems. Ihr Vater, Miguel Brugueras, war Diplomat und Gründer der staatlichen Sicherheitsbehörden. Doch die enge Verbindung zum Machtapparat brachte auch persönliche Konflikte mit sich: „Mein Vater war stolz auf mich, weil ich an das glaubte, wofür ich kämpfte – selbst wenn das bedeutete, gegen ihn zu stehen“, erzählt Bruguera. Nach Jahren des politischen Widerstands und mehrfacher Inhaftierung verließ Bruguera im August 2021 endgültig Kuba. Ihre Entscheidung fiel nach einem Jahr, das von intensiven Protesten und Repressionen geprägt war, darunter die landesweiten Demonstrationen im Juli 2021, die von den kubanischen Behörden gewaltsam unterdrückt wurden. Heute lebt Bruguera in Cambridge, Massachusetts, und unterrichtet an der Harvard University. Trotz ihrer geographischen Distanz bleibt Kuba ein zentraler Punkt ihrer Arbeit. Ihre künstlerischen Werke, wie die berühmte Performance Tatlin’s Whisper, hinterfragen Machtstrukturen und Menschenrechte und sind eng mit dem kubanischen Kontext verbunden. „Einige meiner Werke verlieren ihren Sinn, wenn sie nicht in Kuba aufgeführt werden“, erklärt sie. Sie betont jedoch, dass sie sich nicht von der kubanischen Diktatur definieren lassen will – weder als Exilantin noch als Oppositionelle. Für Bruguera bedeutet das Leben im Exil eine ständige Neuerfindung: „Man muss ständig neu überdenken, wer man ist, und welche Rolle man in der Gesellschaft spielt“, sagt sie. Dabei distanziert sie sich von Hass und Rachegefühlen: „Hass zu empfinden, bedeutet, dass sie gewonnen haben. Ich will die Zukunft Kubas jetzt leben.“ Bruguera sieht ihre Kunst als ein Mittel, um politische Realitäten zu hinterfragen und sozialen Wandel zu fördern. Sie prägte den Begriff der „nützlichen Kunst“ (arte útil), die konkrete gesellschaftliche Veränderungen bewirken soll. Ihre Performances in Kuba, häufig an öffentlichen Orten wie der Plaza de la Revolución, stellten direkte Konfrontationen mit den Machtstrukturen des Landes dar. Die Konsequenzen für ihr Engagement waren hoch: Inhaftierungen, Hausarreste und ein lebenslanges Berufsverbot in kubanischen Institutionen. Doch Bruguera zeigt sich unbeirrt: „Es ist es wert, etwas zu verlieren, um die Arbeit zu tun, die getan werden muss.“ Bruguera beschreibt Kuba als „gescheiterten Staat“ und kritisiert die herrschende Elite, die nur auf Machterhalt aus sei, ohne Rücksicht auf das Volk. Gleichzeitig sieht sie in der Bevölkerung eine wachsende Resilienz: „Heute funktionieren unabhängige Institutionen besser als staatliche.“ Für die Zukunft Kubas wünscht sie sich einen femininen Ansatz, eine Abkehr von der männlich dominierten Rhetorik der Revolution. „Kuba war immer eine Projektion – nie eine Realität“, sagt sie. Sie plädiert für eine kollektive Gestaltung der Zukunft, jenseits der Ideologie der aktuellen Regierung. Tania Bruguera ist eine Künstlerin, deren Werke die Grenze zwischen Kunst und Aktivismus überschreiten. Ihre Biografie spiegelt die Konflikte und Ambivalenzen wider, die das Leben im Exil und den Kampf für Gerechtigkeit prägen. Trotz ihrer physischen Abwesenheit von der Insel bleibt ihr Engagement für Kuba ungebrochen. Ihre Botschaft ist klar: „Kuba ist eine Diktatur, und es ist unsere Pflicht, das überall zu sagen.“
Quelle: EL PAÍS (https://t1p.de/4n6qc)
Anzeige (G2)
|
|
Letzte Meldungen
Text: Leon Latozke
Anzeige (G1)
(adsbygoogle = window.adsbygoogle || []).push({});
0 Kommentare
Ihr Kommentar wird veröffentlicht, sobald er genehmigt ist.
Antwort hinterlassen |
Dossiers
Mediathek
Anzeige (M2) Anzeige (G4) Archiv
nach Monaten
Mai 2025
|
Anzeige (G3) |