Neues aus Kuba
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Angesichts der schweren Tourismuskrise richtet Kuba seinen Fokus verstärkt auf den chinesischen Markt. In Havanna wurden erstmals Köche mehrerer Luxushotels in chinesischer Küche geschult – als Teil einer umfassenderen Strategie, mehr Besucher aus China anzuziehen.
Angesichts der anhaltenden Tourismuskrise richtet Kuba seinen Blick verstärkt auf den chinesischen Markt. Wie die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua berichtet, bereiten sich derzeit mehrere Fünf-Sterne-Hotels in Havanna gezielt auf einen erwarteten Anstieg chinesischer Gäste vor – darunter das Meliá Habana, das Meliá Cohiba, das Royalton Habana sowie die Iberostar-Häuser Grand Packard und Parque Central. Auch das traditionsreiche Hotel Nacional ist Teil der Initiative.
Kern der Vorbereitung war ein vierwöchiger Kurs in chinesischer Küche, den eine chinesische Chefköchin leitete. Es ist das erste Mal, dass auf Kuba ein derartiges Ausbildungsprogramm durch Fachkräfte aus China stattfindet. Der Workshop endete am 23. April 2025 in Havanna und wurde sowohl von der chinesischen Botschaft auf X als auch von der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua als strategischer Schritt hervorgehoben. Die Maßnahme steht im direkten Zusammenhang mit der bevorstehenden Feria Internacional del Turismo (FITCuba) vom 30. April bis 3. Mai 2025, bei der China das Gastland sein wird. Die beteiligten Hotels werden während der Messe Delegierte und Touristen aus der Volksrepublik beherbergen. Doch die Bedeutung der Schulung geht über das Event hinaus: Sie ist Teil einer langfristigen Strategie Kubas, die Zahl chinesischer Touristen zu erhöhen – auch durch visafreie Einreise und wieder aufgenommene Direktflüge zwischen Peking und Havanna durch Air China seit 2024. Die ausgebildeten kubanischen Köche sollen den Gästen künftig unter anderem sogenannte „chinesische Churros“, kalte Gemüsesalate, gebratene Nudeln sowie Suppen mit Ei, Gemüse oder Kürbisreis servieren. Auch die richtige Anordnung der Speisen, Servierweise und der Gebrauch von Essstäbchen gehörten zum Lehrplan. Ziel sei es, so Adriana Paz von der staatlichen Reiseagentur Cubatur, „dass chinesische Gäste das Gefühl haben, in Kuba ein Stück Heimat wiederzufinden“. Nach Havanna soll die Ausbildung auch auf andere touristische Zentren ausgeweitet werden, insbesondere Varadero, Trinidad und Cienfuegos – Orte, die bei chinesischen Touristen bereits jetzt überdurchschnittlich beliebt sind. Offiziellen Zahlen zufolge ist die Zahl der chinesischen Besucher von 8.000 im Jahr 2022 auf rund 26.700 im Jahr 2024 gestiegen. Auch wenn diese Zahlen im Vergleich zu den Hauptmärkten – Kanada, Russland und die kubanische Diaspora – noch relativ gering erscheinen, erkennt die kubanische Regierung hierin ein bedeutendes Wachstumspotenzial. China als zentraler Partner in Zeiten der Krise Die touristische Zusammenarbeit ist Teil einer breiteren chinesisch-kubanischen Partnerschaft, die sich in den letzten Jahren deutlich intensiviert hat. China gehört mittlerweile zu den wichtigsten außenpolitischen Verbündeten Havannas – nicht nur symbolisch, sondern auch materiell. Vor dem Hintergrund der anhaltenden Wirtschaftskrise auf der Insel, ausgelöst durch strukturelle Schwächen, US-Sanktionen und die Nachwirkungen der Pandemie, ist die Unterstützung aus Peking von zentraler Bedeutung. So berichtete die kubanische Staatspresse in der vergangenen Woche über neue chinesische Lieferungen medizinischer Ausrüstung. Unter anderem sollen orthopädische Geräte wie Osteosynthese-Systeme, Schrauben und Platten für Knochenbrüche sowie Prothesen für Hüfte, Knie und Schulter an kubanische Krankenhäuser geliefert werden. Angesichts der zunehmenden Knappheit in der medizinischen Versorgung bedeutet dies eine spürbare Entlastung. Auch im Energiebereich intensiviert China seine Unterstützung. Inmitten der andauernden Stromkrise – zuletzt hatten Stromausfälle große Teile des Landes lahmgelegt – beteiligt sich China am Aufbau von Solarparks auf der Insel. Neben technologischen Komponenten stellt die Volksrepublik dabei auch Know-how und Beratung zur Verfügung. Die Photovoltaik gilt als eine der wenigen verbleibenden Hoffnungen, um die marode kubanische Energieinfrastruktur zumindest punktuell zu stabilisieren. Darüber hinaus wurde kürzlich ein Fortbildungsprogramm für Führungskräfte der kubanischen Zollbehörde abgeschlossen. Die Schulung wurde von der chinesischen Generalzolldirektion durchgeführt und zielte laut offiziellen Verlautbarungen auf eine Modernisierung der Verwaltungsprozesse ab – insbesondere im Bereich der digitalen Transformation. Die Maßnahme reiht sich ein in eine Reihe von Initiativen, mit denen China den kubanischen Staatsapparat technisch und organisatorisch unterstützt. Parallel dazu wurde in Havanna ein Fortbildungsprogramm für Führungskräfte der kubanischen Zollbehörde abgeschlossen Die Schulung wurde von der chinesischen Generalzolldirektion durchgeführt und zielte laut offiziellen Verlautbarungen auf X auf eine Modernisierung der Verwaltungsprozesse ab – insbesondere im Bereich der digitalen Transformation - ein Bereich, der von der Regierung zunehmend priorisiert wird, nicht zuletzt im Hinblick auf Effizienzgewinne und Korruptionsprävention. Perspektiven für die bilaterale Zusammenarbeit Die strategische Annäherung an China ist für die kubanische Regierung mehr als eine wirtschaftliche Notwendigkeit. In einer Phase, in der der Handlungsspielraum durch US-Sanktionen, interne Strukturprobleme und wachsende soziale Unzufriedenheit begrenzt ist, erscheint die Kooperation mit Peking als einer der wenigen verbliebenen außenpolitischen Hebel. Die chinesische Seite wiederum sichert sich durch das Engagement auf der Insel politischen Einfluss und Zugang zu einem symbolisch und geopolitisch bedeutsamen Partner in der westlichen Hemisphäre. Ob das gastronomische Angebot chinesischer Speisen in Havannas Luxushotels am Ende tatsächlich einen entscheidenden Beitrag zur Erholung des Tourismus leisten kann, bleibt abzuwarten. Doch als Teil eines größeren Trends macht der Schritt deutlich, wohin sich Kuba künftig orientieren will: weg vom traditionellen Fokus auf Nordamerika und Europa – und hin zu einem stärkeren Engagement in Asien, mit China als zentralem Pfeiler.
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Text: Leon Latozke
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