Neues aus Kuba
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Die US-Regierung verschärft gezielt den Druck auf den kubanischen Tourismussektor – einen der wichtigsten Devisenbringer der Insel. Sanktionen, juristische Klagen und die Blockade internationaler Buchungsplattformen erschweren nicht nur Reisen nach Kuba, sondern treffen die wirtschaftliche Lebensader des Landes.
Die Vereinigten Staaten verschärfen gezielt den Druck auf den kubanischen Tourismussektor – einen der wenigen verbliebenen Wachstumsmotoren der sozialistischen Inselrepublik. Mit einer Vielzahl politischer, juristischer und wirtschaftlicher Maßnahmen unterminiert Washington systematisch die Möglichkeiten der Karibikinsel, durch internationale Besucher Devisen zu erwirtschaften. Die Folgen sind bereits spürbar: Ein dramatischer Rückgang der Touristenzahlen, der Ausschluss Kubas aus globalen Buchungsplattformen sowie zunehmende Schwierigkeiten bei der Abwicklung internationaler Zahlungen.
Ein zentrales Instrument dieser Politik ist die US-Blockade, deren Sanktionsmechanismen in den vergangenen Jahren massiv ausgeweitet wurden – insbesondere unter republikanischen Regierungen. Bereits einen Tag nach dem Amtsantritt von Donald Trump 2017 wurde Kuba erneut auf die US-Liste der „terrorunterstützenden Staaten“ gesetzt. Diese Einstufung hat erhebliche praktische Konsequenzen: Finanztransaktionen mit kubanischen Unternehmen werden erschwert, internationale Firmen schrecken vor Kooperationen zurück, und Touristinnen und Touristen sehen sich bei Reisen nach Kuba mit rechtlichen und logistischen Hindernissen konfrontiert. Ein besonders einschneidendes Beispiel für die Schikanen gegen Touristen ist die Einreisepolitik der USA: Wer Kuba besucht hat, erhält von den US-Behörden keine Einreisegenehmigung im Rahmen des Electronic System for Travel Authorization (ESTA). Dieses Online-Verfahren ist Voraussetzung für visumfreies Reisen in die USA. Für Touristen bedeutet dies, dass nach einem Aufenthalt in Kuba ein reguläres Visum für die USA beantragt werden muss – ein langwieriger und kostenintensiver Prozess, der viele abschreckt und als indirekte Bremse auf den kubanischen Tourismus wirkt Der jüngste Schritt erfolgte am 13. Mai 2025, als das US-Außenministerium Kuba erneut auf die Liste jener Staaten setzte, die „nicht vollständig mit den US-Bemühungen zur Terrorismusbekämpfung kooperieren“. Damit wird nicht nur der politische Druck erhöht, sondern auch der Zugang Kubas zum internationalen Finanzsystem weiter eingeschränkt – mit direkten Folgen für den Tourismussektor. Reisebuchungen, Zahlungsabwicklungen und Überweisungen werden durch diese Maßnahmen systematisch unterbunden. Besonders deutlich zeigt sich dies am Verhalten US-amerikanischer Buchungsplattformen. Das Onlineportal Airbnb sperrte im Februar 2025 zahlreiche kubanische Gastgeber – auch solche, die sich um internationale Bankverbindungen bemühten. Offiziell wurden Probleme mit der Zahlungsmethode angeführt, doch Insider verweisen auf den politischen Druck Washingtons. Parallel dazu beendete das Reiseunternehmen Expedia im April 2025 alle Kuba-Angebote. Der Plattformbetreiber informierte Vermieter per E-Mail, dass ihre Immobilien „auf einen Verkaufsstopp gesetzt“ und „auf keiner der weltweiten Websites der Expedia Group mehr sichtbar“ seien. Buchungen für Kuba sind dort seither faktisch unmöglich. Diese Entwicklung ist eng verknüpft mit juristischen Risiken, denen sich US-Unternehmen ausgesetzt sehen. So verurteilte ein Gericht in Miami Expedia und drei Tochterfirmen zu einer Strafe von 30 Millionen US-Dollar – wegen angeblicher Geschäfte auf enteignetem Land. Grundlage war das Helms-Burton-Gesetz von 1996, das Klagen von US-Bürgern erlaubt, deren Eigentum im Zuge der Revolution konfisziert wurde. Im konkreten Fall geht es um die Insel Cayo Coco, auf der Expedia Zimmer vermittelt hatte. Ein US-Bezirksgericht prüft nun, ob das Eigentum tatsächlich einst „von der Krone Spaniens“ übertragen wurde. Die abschreckende Wirkung solcher Urteile auf Unternehmen mit Kuba-Geschäft ist erheblich. Darüber hinaus werden Geldflüsse nach Kuba zunehmend unterbrochen. US-Sanktionen gegen das staatliche Unternehmen Orbit, das Zahlungen über Western Union abwickelt, führten dazu, dass mehrere Finanzdienstleister ihre Überweisungen auf die Insel eingestellt haben. Für kubanische Familien, aber auch für private Anbieter von Unterkünften bedeutet dies einen empfindlichen wirtschaftlichen Rückschlag. Die Auswirkungen dieser Maßnahmen sind gravierend. Im ersten Quartal 2025 zählte Kuba nur 571.772 internationale Gäste – rund 30 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Das Ziel von 2,6 Millionen Besuchern im laufenden Jahr dürfte damit außer Reichweite liegen. Bereits im Jahr 2023 waren die Touristenzahlen auf 2,2 Millionen gefallen – ein deutlicher Rückgang gegenüber dem Höchststand von 4,7 Millionen im Jahr 2017. Die Branche, die einst als Hoffnungsträger der kubanischen Wirtschaft galt, erholt sich auch nach der Coronapandemie nicht – nicht zuletzt wegen der systematischen Blockade durch die USA. Kubas Präsident Miguel Díaz-Canel bezeichnete die US-Politik auf der Tourismusmesse FIT Cuba 2025 als „Teil der Aggressivität der Vereinigten Staaten gegen unser Land“. Die Angriffe auf den Tourismussektor zielten nicht nur auf wirtschaftliche Schwächung, sondern auch auf die Zerschlagung kultureller und zwischenmenschlicher Verbindungen. „Wenn der Tourismus unterbunden wird, werden die Verbindungen zwischen den Nationen gekappt“, so Díaz-Canel. Trotz der massiven Einschränkungen zeigt sich die kubanische Regierung entschlossen, neue Wege zu gehen. Mit Direktflügen aus Deutschland ab November 2025, der Suche nach neuen Partnern und einem nachhaltigen Tourismuskonzept versucht Havanna, den Sanktionsmaßnahmen etwas entgegenzusetzen. Doch klar ist: Der wirtschaftliche Schaden, den die USA mit gezielten Maßnahmen gegen den kubanischen Tourismus anrichten, ist tiefgreifend – und Teil einer langfristig angelegten Strategie zur Destabilisierung der Insel.
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Text: Leon Latozke
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