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Hat Kuba tatsächlich beschlossen, Teile der politisch aufgeladenen Antiimperialistischen Tribüne in Havanna für Veranstaltungen zu vermieten? Der Schritt, der zunächst in staatlichen Medien angekündigt wurde, aber inzwischen wieder entfernt ist, wirft Fragen zur wirtschaftlichen Lage der krisengeschüttelten Karibikinsel auf.
Abbildung: Screenshot von Cubadebate
Wie die Nachgrichtenagentur EFE berichtet, plant die kubanische Regierung, Teile der Antiimperialistischen Tribüne in Havanna gegen Bezahlung für Veranstaltungen zur Verfügung zu stellen. Der ungewöhnliche Schritt, einen politisch und historisch aufgeladenen Ort kommerziell zu nutzen, wurde ursprünglich auf der staatlichen Website Cubadebate veröffentlicht – als sogenannter „gesponserter Inhalt“. Inzwischen wurde der Beitrag jedoch wieder entfernt, was auf mögliche interne Kontroversen oder öffentliche Kritik hindeutet.
Die Antiimperialistische Tribüne befindet sich direkt gegenüber der US-Botschaft und gilt als eines der symbolträchtigsten politischen Monumente der kubanischen Hauptstadt. Seit ihrer Eröffnung im Jahr 2000 wurde die Anlage vor allem für regierungsnahe Kundgebungen, Proteste gegen die US-Politik sowie Großveranstaltungen wie den 1. Mai genutzt. Sie bietet Platz für bis zu 10.000 Sitz- und 30.000 Stehplätze. Errichtet wurde sie auf dem Höhepunkt des diplomatischen Streits zwischen Havanna und Washington um die Rückführung des kubanischen Jungen Elián González aus den USA. Eine Statue am Eingang zeigt den Nationalhelden José Martí mit González im Arm – der Finger zeigt symbolisch in Richtung US-Botschaft. Wie EFE berichtete, sollten nach dem inzwischen gelöschten Beitrag von Cubadebate künftig Teile des Geländes vermietet werden – etwa ein 3.500 Quadratmeter großer Freiluftbereich für rund 28.000 kubanische Pesos pro Tag, was beim aktuellen offiziellen Kurs etwa 230 US-Dollar entspricht. Zusätzlich wurden zwei Innenräume für bis zu 15.000 Pesos (125 US-Dollar) sowie Büroflächen für bis zu 12.240 Pesos (102 US-Dollar) angeboten. Die Vermietung war dabei nicht auf staatliche Akteure beschränkt: Auch Privatpersonen und Unternehmen sollten laut dem ursprünglichen Bericht Anfragen stellen dürfen. Die Maßnahme wurde laut der Veröffentlichung damit begründet, dass man den „Gründungsprinzipien“ der Tribüne treu bleiben wolle – offenbar in dem Sinne, dass der Ort weiterhin für „kulturelle, politische, sportliche, bildungsbezogene und ähnliche“ Veranstaltungen genutzt werden solle. Gleichzeitig spiegelt das Vorgehen den zunehmenden Druck wider, unter dem die kubanischen Behörden angesichts der wirtschaftlichen Krise stehen. Die Entscheidung, einen ideologisch so bedeutsamen Ort kommerziell zu vermarkten, könnte allerdings auch politisch brisant sein. In den vergangenen Jahren wurde die Tribüne nicht nur zum Schauplatz staatlich organisierter Proteste, sondern auch zum Zentrum der symbolischen Auseinandersetzung mit den USA. So ließ die kubanische Regierung 2006 als Antwort auf elektronische Botschaften an der US-Vertretung 138 hohe Fahnenmasten mit kubanischen Flaggen errichten, um die Sicht auf die kritischen Nachrichten zu versperren. Die Tatsache, dass der Beitrag bei Cubadebate inzwischen wieder offline genommen wurde, wirft Fragen über den internen Umgang mit dieser Maßnahme auf. Ob der Schritt endgültig zurückgenommen wurde oder lediglich diskreter weiterverfolgt wird, bleibt vorerst unklar. Klar ist jedoch: Selbst ehemals unantastbare Orte wie die Antiimperialistische Tribüne bleiben in Zeiten ökonomischer Not nicht vor marktwirtschaftlichen Maßnahmen verschont.
Quelle: EFE (https://t1p.de/khnm4)
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Text: Leon Latozke
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