Neues aus Kuba
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Das staatliche kubanische Busunternehmen Viazul akzeptiert keine Zahlungen in US-Dollar mehr. Stattdessen müssen Fahrkarten nun ausschließlich in Euro und mit Kreditkarten bezahlt werden. Die Maßnahme erschwert vielen Kubanerinnen und Kubanern den Zugang zum Fernverkehr erheblich.
Abbildung: Screenshot von viazul.wetransp.com
Das staatliche kubanische Fernverkehrsunternehmen Viazul akzeptiert ab sofort keine Zahlungen in US-Dollar mehr. Wie aus Hinweisen auf der Website und in den Verkaufsstellen hervorgeht, können Fahrkarten nun ausschließlich in Euro und mit ausländischen Kreditkarten bezahlt werden. Eine offizielle Mitteilung zu dieser Änderung blieb bislang aus. Für viele Kubanerinnen und Kubaner bedeutet der Schritt eine weitere Einschränkung im ohnehin stark belasteten öffentlichen Verkehrssektor.
Viazul, 1996 gegründet und auf interprovinzielle Fernreisen spezialisiert, richtet sich seit jeher vorrangig an internationale Kundschaft. Das Unternehmen war Teil der staatlichen Strategie zur Devisenbeschaffung im Tourismussektor. Mit der Abkehr vom US-Dollar als Zahlungsmittel wird nun der Euro zur alleinigen Referenzwährung. Zugelassen sind ausschließlich Visa- oder Mastercard-Kreditkarten. Eine Zahlung mit in Kuba ausgegebenen MLC-Karten. ist nicht möglich. Auch Bargeld wird nicht akzeptiert. Darüber hinaus ist für den Kauf von Fahrkarten ein Internetzugang erforderlich, da während der Zahlung ein Bestätigungscode durch das ausstellende Kreditinstitut generiert wird. In einem Land mit häufig instabiler Internetverbindung bedeutet dies eine zusätzliche Hürde – insbesondere für einheimische Nutzerinnen und Nutzer. Eine offizielle Begründung für die Umstellung wurde bislang nicht veröffentlicht. Angestellte in Viazul-Filialen verweisen auf die US-Sanktionen als Grund, liefern jedoch keine näheren Erklärungen. Warum etwa nationale MLC-Karten ausgeschlossen bleiben oder warum ausgerechnet der Euro – derzeit gegenüber dem Dollar rund 13 Prozent teurer – als neue Bezugswährung gewählt wurde, bleibt offen. Die Umstellung dürfte damit auch eine faktische Preiserhöhung mit sich bringen. In sozialen Netzwerken stieß die Maßnahme auf Kritik. Nutzer kommentierten den Fall mit offener Resignation. Auch ausländische Gäste äußern sich zunehmend unzufrieden. Auf Plattformen wie Tripadvisor häufen sich Berichte über verspätete Abfahrten, unzuverlässige Sitzplatzreservierungen und ausgefallene Verbindungen. Mehrfach wird beklagt, dass gebuchte Reisen kurzfristig storniert würden, ohne dass eine Rückerstattung erfolge. Zudem steht das Unternehmen wegen seiner Sicherheitsbilanz unter Beobachtung. In den vergangenen Jahren kam es mehrfach zu schweren Unfällen. 2019 starben sieben Menschen bei einem Busunglück auf der Strecke Baracoa–Havanna, 2020 kamen zwei weitere Personen ums Leben. Auch in den Jahren 2022 bis 2024 wurden mehrere Unfälle mit Viazul-Bussen registriert. Die aktuelle Umstellung auf den Euro reiht sich ein in eine Serie wirtschaftspolitischer Maßnahmen, mit denen die kubanische Regierung auf chronische Devisenknappheit und wirtschaftlichen Druck reagiert. Gleichzeitig bleibt der Zugang zu grundlegenden Dienstleistungen für weite Teile der Bevölkerung erschwert. Die neue Zahlungsmethode verstärkt diese Tendenz: Während Touristen mit internationaler Kreditkarte weiterhin Zugang zum Angebot haben, werden viele kubanische Nutzer faktisch ausgeschlossen.
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Text: Leon Latozke
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