Neues aus Kuba
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Wilder Bart, Baskenmütze mit rotem Stern und entrückter Blick. So hat sich Ernesto Guevara de la Serna, genannt Che, ins Gedächtnis der Menschheit eingebrannt. Am 9. Oktober 1967 wurde die Ikone der Revolution in den Bergen Boliviens exekutiert. Am Ende saß Che Guevara in der Falle. Im September 1967 zieht die bolivianische Armee die Schlinge um den Rebellentrupp immer enger. Che und seine Gefolgsleute können sich elf Tage lang in der Yuro-Schlucht, 300 Kilometer südwestlich von Sant Cruz, verstecken. Am frühen Nachmittag des 8. Oktobers wird der der abgekämpfte Guevara mit seinem Mannen gefangen genommen. Er nennt seinen Namen und wird in das Schulhaus im nahe gelegenen Dorf La Higuera gebracht.
Was in den folgenden letzten Stunden des Revolutionärs geschieht, ist nicht in allen Einzelheiten geklärt. Offenbar kommt der Befehl, Che zu töten, von Boliviens Präsident Rene Barrientes Ortuno höchstpersönlich. Am 9. Oktober 1967 exekutiert Mario Teran, Feldwebel der bolivianischen Armee, Guevara ohne vorherige Gerichtsverhandlung. Um zu verhindern, dass sich seine letzte Ruhestätte zu einem Wallfahrtsort entwickelt, wird der Leichnam verscharrt. Zur Ikone und zum Mythos steigt Che trotzdem auf. Sein Bild ist auf den Demos der 68er-Studentenbewegung zu sehen. Wolf Biermann besingt den "Commandante " als "Christus mit der Knarre". Für viele Linke ist er das Gesicht des Protest gegen das Kapitals, obwohl mit seinem Konterfei Millionen verdient werden. Guevara wollte einen neuen Menschen schaffen, der nicht von materiellen Anreizen geprägt ist, sondern von moralischen Ansprüchen, von Selbstdisziplin und Verzicht. Er, der das Gegenteil der westlichen Konsumgesellschaft anstrebte, wäre wohl entsetzt darüber, dass heute junge Leute T-Shirts mit seinem Gesicht tragen, ohne sagen zu können was er getan hat und wofür er stand. Die Geschäfte mit Ches Konterfei zeigen, dass er außerhalb Kubas keine Veränderungen bewirken konnte. Auf Kuba wird Che bis heute wie ein Heiliger verehrt. Hier feierte der gebürtige Argentinier seine größten Erfolge. Zusammen mit Fidel und Raúl Castro kämpft er in der kubanischen Revolution gegen das Regime Fulgencio Batistas. Mit 400 Guerilleros gelingt es ihm, die strategisch wichtigen Stadt Santa Cruz im Zentrum Kubas einzunehmen, gegen den Widerstand von 4000 Regierungsoldaten. Gegen Widersacher - auch in den eigenen Reihen - geht er unerbittlich vor. Seine Anhänger nimmt er durch sein anspruchsloses und bescheidenes Auftreten ein. Nach den Sieg der Revolution steht er mit 31 Jahren auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Als Leiter der Nationalbank Kubas und Industrieminister sorgt er für die Umsetzung der Revolution im Land. Fidel Castro sitzt als Ministerpräsident an den Schalthebeln der Macht. Auch als Minister legt Guevara niemals seine Guerillerouniform ab und getreu seinem Motto "Es gibt kein Leben außerhalb der Revolution" bleibt im Innern Widerstandskämpfer. Doch die Niederungen der Politik drohen den Charismatiker zu zermürben. 1965 verlässt er Kuba, um "die Flamme der Revolution" in die Welt zu tragen und zieht zunächst in den Kongo und dann nach Bolivien. "Andere Gebiete benötigen den Beitrag meiner bescheidenen Bemühungen", heißt es im Abschiedsbrief an Fidel Castro, der die Aktion deckt. Doch Guevara und seine Gefolgsleute sind weder mit dem Verhältnissen in Afrika noch in den Anden vertraut. Seine Tagebucheintragungen zum Einsatz im Kongo beginnt er mit den Worten: "Dies ist die Geschichte eines Scheiterns". Über seine afrikanischen Partner schreibt er tief enttäuscht: "Versprechen werden nicht eingelöst, wir werden hintergangen und belogen". Als Hauptursache des Scheiterns im Kongo erkennt Guevara den fehlenden Kontakt zur Außenwelt und damit das Fehlen der Unterstützung durch die Bauern. Nach der gescheiterten Mission in Afrika stürzt sich Che in das nächste Abenteuer, ohne aus dem Scheitern die richtigen Lehren zu ziehen. Wieder bleibt Guevaras Truppe isoliert. Die Bauern im tropischen Tiefland Boliviens sind, wie er in sein Tagebuch notiert, "stumpf wie Steine". Sie verhalten sich abwartend bis feindselig, umso mehr als Guevaras Leute beginnen, einzelne Dörfer zu überfallen. Auch in Bolivien klaffen Ideal und Wirklichkeit weit auseinander und kosten Ernesto "Che" Guevara letzten Endes das Leben.
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Text: Leon Latozke
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