Neues aus Kuba
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Kuba galt lange als eines der sichersten Länder der Welt, doch dieser Ruf wird zunehmend erschüttert. Steigende Kriminalität und zunehmende Gewalt, besonders unter Jugendlichen, tragen zur wachsenden Unsicherheit bei.
Kuba hat lange einen hervorragenden Ruf in Bezug auf die Sicherheit genossen - der verstorbene Führer der kubanischen Revolution, Fidel Castro, bezeichnete die Karibikinsel einst als „das sicherste Land der Welt“ - doch diese Wahrnehmung bröckelt zunehmend. Berichte über eine steigende Kriminalitätsrate und gewalttätige Auseinandersetzungen unter Jugendlichen, oft mit Messern und Macheten, mehren sich. Besonders erschütternd ist der Fall des 19-jährigen Jan Franco, einem aufstrebenden Musikproduzenten, der in einem Streit in Havanna erstochen wurde. Seine Schwester Samantha beschreibt den tragischen Verlust und berichtet von einer eskalierenden Gewalt unter Jugendlichen, die zunehmend auf Waffen zurückgreifen, um Konflikte zu lösen.
„Die Gewalt gerät außer Kontrolle. Es sind im Grunde genommen Gangs, die untereinander zerstreiten. Das ist der Grund für die Morde und den Tod junger Menschen." sagte sie gegenüber BBC Diese Entwicklung spiegelt sich nicht nur in einzelnen Vorfällen wider. Samantha ist nicht allein in ihrer Trauer: Immer mehr junge Menschen verlieren auf den Straßen Kubas ihr Leben. Die Verbreitung von Drogen, insbesondere des neuen und günstigen „quimico“, trägt zur Zunahme der Gewalt bei. „Quimico“ ist eine chemische Droge auf Cannabisbasis, die unter kubanischen Jugendlichen immer populärer wird und in den Straßen und Parks des Landes häufig anzutreffen ist. Die kubanischen Behörden haben die Zunahme von Gewalt und Drogenproblemen erkannt und öffentlich darauf reagiert. In einer Fernsehsendung im August mit dem Titel „Kuba gegen Drogen“ sprach Colonel Juan Carlos Poey Guerra, Leiter der Anti-Drogen-Einheit des Innenministeriums, offen über das Problem und versicherte, dass die Behörden intensiv daran arbeiteten, die Verbreitung von „quimico“ zu bekämpfen. Die Regierung behauptet jedoch, dass nur 9 % der Verbrechen in Kuba gewalttätig seien und lediglich 3 % Morde darstellen. Kritiker bezweifeln jedoch die Transparenz dieser Statistiken und verweisen auf den fehlenden unabhängigen Einblick in die Erhebungsmethoden der Behörden. Ein weiteres Problem ist die mangelnde Reaktion der Polizei, wie der Fall der Transgender-Aktivistin Shyra zeigt. Sie wurde in Havanna von einem Mann mit einem Messer bedroht und ausgeraubt. Trotz ihrer detaillierten Beschreibung des Täters zeigten die Polizisten kein Interesse daran, den Vorfall zu verfolgen. Diese mangelnde Unterstützung seitens der Strafverfolgungsbehörden trägt dazu bei, dass sich die Bevölkerung zunehmend unsicher fühlt. Shyra, die sich für die Rechte von Transgender-Personen einsetzt, ist enttäuscht über die fehlende Unterstützung und den offensichtlichen Desinteresse der Polizei, was das Vertrauen in die kubanischen Behörden weiter erschüttert. Die kubanische Regierung weist jedoch jegliche Behauptung zurück, dass es ein großes Problem mit Gewaltverbrechen oder einem Vertrauensverlust der Bevölkerung in die Sicherheitskräfte gebe. Die Vizepräsidentin des Obersten Gerichts, Maricela Sosa Ravelo, betonte in einem Interview, dass die Bevölkerung weiterhin Vertrauen in die Behörden habe. Sie hob hervor, dass die Polizei in Kuba eine hohe Erfolgsquote bei der Aufklärung von Verbrechen habe, und verwies darauf, dass in Kuba Selbstjustiz, wie sie in anderen Teilen Lateinamerikas häufig vorkommt, kaum zu beobachten sei. Doch trotz dieser offiziellen Position spiegelt die Realität auf den Straßen ein anderes Bild wider. Insbesondere in den sozialen Medien machen viele Kubaner auf die zunehmende Gewalt und das wachsende Unsicherheitsgefühl aufmerksam. Die Kluft zwischen der offiziellen Darstellung und den Erfahrungen der Bevölkerung wird immer größer. Während die Regierung weiterhin die Vereinigten Staaten für viele der sozialen Probleme, einschließlich des Drogenhandels und der Kriminalität, verantwortlich macht, sehen viele die Ursachen auch in der inneren Situation des Landes. Die wachsende Kriminalität und die Unsicherheit auf den Straßen Kubas werfen einen Schatten auf den Ruf des Landes als „sicherste Nation der Welt“. Die Geschichten von Opfern wie Jan Franco und Shyra verdeutlichen die Schwierigkeiten, denen viele Kubaner heute im Alltag gegenüberstehen. Für viele Familien, wie die von Samantha, ist die Realität auf den Straßen eine andere als die, die einst von Fidel Castro propagiert wurde.
Quelle: BBC (https://t1p.de/g2n9s)
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Text: Leon Latozke
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