Neues aus Kuba
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Pinar del Río erlebt derzeit eine seiner schwersten Umweltkrisen seit Jahren. In der westkubanischen Provinz wüten derzeit mehrere Waldbrände. Über 1.200 Hektar Wald sind bereits zerstört. Extreme Trockenheit, starke Winde und unzureichende Ressourcen erschweren die Löscharbeiten erheblich.
In der westkubanischen Provinz Pinar del Río wüten derzeit mehrere Waldbrände – der schwerwiegendste davon im Municipio Minas de Matahambre. Dort ist ein Feuer außer Kontrolle geraten, das mittlerweile mehr als 1.200 Hektar Kiefernwald zerstört hat. Die Behörden sprechen vom bislang größten Brandereignis des Jahres. Angesichts einer extremen Trockenperiode, starker Winde und hoher Temperaturen gestalten sich die Löscharbeiten schwierig. Zwar sei bislang keine Bevölkerung unmittelbar bedroht, dennoch wächst die Sorge vor einer weiteren Ausbreitung der Flammen.
Das Feuer, das sich zunächst in der waldreichen Gegend von Arenales entzündet hatte, breitete sich rasch aus. Die Ursache der unkontrollierbaren Ausbreitung liegt in einer Kombination aus klimatischen und anthropogenen Faktoren. Pinar del Río leidet seit mehr als drei Monaten unter extremer Trockenheit. In Verbindung mit hohen Temperaturen und starken Winden – die Böen von bis zu 40 km/h erreichen – hat sich das Gelände in einen leicht entflammbaren Brandherd verwandelt. Unter diesen Umständen genügen bereits kleinste Funken, um ein Feuer zu entfachen, das sich rasend schnell über die trockene Vegetation ausbreitet. Trotz massiver Löschmaßnahmen bleibt das Feuer unkontrolliert – ein Umstand, der bei Fachleuten und Bevölkerung gleichermaßen Besorgnis auslöst. Yury Hernández Reinoso vom kubanischen Forstschutz (Cuerpo de Guardabosques CGB) erklärte gegenüber der Parteizeitung Granma, die Flammen hätten bereits die Grenze zum benachbarten Municipio San Juan y Martínez überschritten und könnten sich weiter in Richtung Guane ausbreiten. Weitere kleinere Brände werden derzeit aus den Municipios Consolación del Sur und Pinar del Río gemeldet. Besonders betroffen ist auch das Waldgebiet La Vigía, wo bereits über 300 Hektar vernichtet wurden. In Fachkreisen gilt dieser Brand als der komplexeste und schwer beherrschbarste der laufenden Brandsaison. Mehr als 160 Einsatzkräfte kämpfen aktuell gegen die Flammen. Unterstützt werden sie von Bulldozern, Tankfahrzeugen sowie technischen Einheiten des Katastrophenschutzes. Neben klassischen Löschmaßnahmen kommt auch die sogenannte Contrafuego-Taktik zum Einsatz – das kontrollierte Abbrennen von Vegetation, um die Feuerfront zu stoppen. Ob diese Strategie angesichts der Geschwindigkeit des Feuers ausreicht, ist fraglich. Offiziell besteht bislang keine Gefahr für die nahegelegenen Siedlungen. Evakuierungen wurden nicht angeordnet, auch wenn die betroffenen Waldgebiete teilweise unweit bewohnter Gebiete liegen. In Gemeinden wie Mantua, wo sich die Flammen auf mehrere Kilometer genähert haben, beobachten die Behörden die Entwicklung mit großer Aufmerksamkeit. Kuba hat in den vergangenen Jahren mehrfach mit extremen Wetterereignissen zu kämpfen gehabt. Die aktuelle Trockenheit zählt zu den längsten der letzten Jahrzehnte. Besonders betroffen ist dabei die Provinz Pinar del Río, die mit ihren ausgedehnten Wäldern rund 28 Prozent der Gesamtwaldfläche des Landes aufweist. Gerade diese üppige Vegetation wird nun zur Gefahr: Was einst als ökologisches Kapital galt, ist in der aktuellen Dürreperiode zu einer Brandfalle geworden. Hinzu kommen die menschlichen Ursachen: Laut CGB sind rund 90 Prozent aller Waldbrände in Kuba auf menschliches Fehlverhalten zurückzuführen. Dazu zählen insbesondere unkontrollierte Feldverbrennungen, achtlos weggeworfene Zigarettenstummel und illegale Aktivitäten wie Wilderei. Diese Risikofaktoren wirken in der derzeitigen Dürreperiode wie Brandbeschleuniger. Das Umweltministerium warnt unterdessen vor den langfristigen Folgen der Brände. Die Vernichtung großer Waldflächen gefährdet nicht nur die Biodiversität der Region, sondern auch wichtige ökologische Funktionen. Kiefernwälder wie jene in Arenales und La Vigía dienen dem Schutz von Böden, der Speicherung von Wasserreserven und der Regulation des Mikroklimas. Ihr Verlust hat damit nicht nur lokale, sondern landesweite Auswirkungen. Die zunehmende Häufigkeit und Intensität von Waldbränden in Kuba ist auch ein Zeichen für die fortschreitenden Folgen des Klimawandels. Die Provinz Pinar del Río gilt als waldreichste Region des Landes – und gerade diese Eigenschaft macht sie in Trockenzeiten besonders anfällig. Während der Brandstatistiken des aktuellen Jahres bereits die Zahlen der Vorjahresperiode übertreffen, steht das Land vor der Herausforderung, seine Präventions- und Interventionsmechanismen zu überdenken und zu verbessern. Insgesamt zeichnet sich ein besorgniserregendes Bild: Kuba sieht sich in Pinar del Río einer Naturkatastrophe gegenüber, deren Ursachen sowohl klimatisch als auch strukturell und menschlich bedingt sind. Während Feuerwehr und Forstschutz mit begrenzten Mitteln gegen die Flammen kämpfen, wächst der Druck auf die staatlichen Stellen, die Resilienz des Landes gegenüber solchen Krisen zu stärken. Der Fall Pinar del Río ist dabei mehr als ein regionales Problem – er ist ein warnendes Beispiel für die zunehmende Verwundbarkeit der Insel in Zeiten des globalen Klimawandels.
Quelle: Granma (https://t1p.de/jxh7x)
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Text: Leon Latozke
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