Neues aus Kuba
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In Kuba spitzt sich die Wasserkrise weiter zu, und Proteste nehmen zu. Jüngst gingen die Bewohner des Stadtviertels La Rosita in San Miguel del Padrón, einer Gemeinde am Stadtrand von Havanna, auf die Straße, nachdem sie über zwei Wochen ohne Trinkwasser waren. Die Demonstranten forderten lautstark die Wiederherstellung der Wasserversorgung. Die Behörden reagierten rasch, indem sie Tanklaster mit Wasser schickten, doch das Grundproblem bleibt ungelöst. Sobald das Wasser der Tanker aufgebraucht ist, droht erneut eine Versorgungslücke.
Die Wasserknappheit in Kuba ist kein neues Phänomen, hat sich jedoch durch den schlechten Zustand der Infrastruktur und die chronischen Stromausfälle weiter verschärft. Die kubanische Regierung räumte ein, dass über 600.000 Menschen unter Wasserknappheit leiden. In Havanna allein sind rund 130.000 Haushalte betroffen. Zudem sind zahlreiche Provinzen im Landesinneren stark von der Krise betroffen. Ursachen für die Krise sind marode Pumpanlagen, häufige Stromausfälle und massive Wasserlecks. In Havanna blieben Ende 2023 etwa 2.000 Lecks monatelang unbeachtet. Unabhängige Studien, wie die des kubanischen Observatoriums für Menschenrechte (OCDH), zeichnen ein düstereres Bild. Demnach könnten Millionen Kubaner von der Wasserkrise betroffen sein, basierend auf einer Umfrage, wonach 17 % der Haushalte keinen Zugang zu Trinkwasser haben. "Das sind etwa 663.000 Haushalte, so dass wir von 1,9 Millionen Menschen sprechen könnten, wenn man von drei Personen pro Haushalt ausgeht", sagt Yaxys Cires, Direktor für Strategien beim OCDH. Zudem erhalten 40 % der Bevölkerung nur an vier bis sechs Tagen pro Woche Wasser, während 27 % weniger als vier Tage pro Woche versorgt werden. Für viele Kubaner ist die Wasserversorgung also alles andere als stabil oder verlässlich. Besonders dramatisch ist die Situation in der Provinz Pinar del Río im Westen Kubas, wo einige Menschen seit über einen Monat ohne Wasser auskommen müssen und gezwungen sind Wasser in Eimern aus entfernten Gegenden zu holen und mit begrenzten Vorräten auszukommen - eine enorme Belastung für Familien mit kleinen Kindern und älteren Menschen. Die Regierung sieht das Problem als "sehr komplex" an und macht keine kurzfristigen Hoffnungen auf eine Lösung. Antonio Rodríguez Rodríguez, Präsident des Nationalen Instituts für Hydraulische Ressourcen (INRH), gab zu, dass er keine genauen Angaben machen könne, wann die Krise bewältigt werde. Er deutete an, dass sich die Situation bis zum kommenden Jahr verbessern könnte, jedoch ohne die Probleme mit Lecks, Verstopfungen und der Wasserversorgung vollständig zu lösen. Im vergangenen Jahr berichtete der INRH-Präsident, dass 478 Ortschaften entweder gar nicht oder nur teilweise mit Wasser versorgt werden. Rund 2,7 Millionen Menschen erhielten nur alle drei Tage oder seltener Wasser, und etwa 475.000 Menschen mussten sich auf Wassertanker verlassen. Die Versorgung über Tanklaster ist jedoch oft unsicher, da der Transport durch Kraftstoffmangel oder fehlende Reifen beeinträchtigt wird. Dies hat zu einem florierenden Schwarzmarkt geführt, auf dem wohlhabendere Kubaner für bis zu 8.000 Pesos (etwa 25 US-Dollar) einen Wassertanker mieten können. Zudem gibt es immer wieder Kritik an der schlechten Wartung des Wassersystems, insbesondere in Havanna, wo die städtische Wasserbehörde Aguas de La Habana für die Dienste zuständig ist. Viele qualifizierte Arbeiter haben den Sektor jedoch aufgrund der geringen Gehälter verlassen, was die Probleme weiter verschärft. Die Krise hat vielerorts zu kleineren Protesten geführt. In San Miguel del Padrón gingen beispielsweise Nachbarn auf die Straße, um die Wasserversorgung einzufordern. Ähnliche Proteste gab es in Centro Habana und Villa Clara, wo nach monatelanger Trockenheit verzweifelte Bürger Wasser forderten. In einigen Fällen hat die Regierung die Polizei eingesetzt, um die Proteste zu unterdrücken, und versucht, mit Wasserlieferungen die Lage kurzfristig zu beruhigen. Doch eine langfristige Lösung ist nicht in Sicht, und die Wasserversorgung bleibt für viele Kubaner ungewiss. Fazit: Die Wasserkrise in Kuba stellt ein enormes Problem dar, das immer mehr Menschen betrifft. Trotz kurzfristiger Maßnahmen wie dem Einsatz von Wassertankern bleibt eine umfassende Lösung der strukturellen Probleme in weiter Ferne. Die kubanische Bevölkerung leidet zunehmend unter den Folgen des maroden Wassersystems, und Proteste gegen die Missstände häufen sich.
Quelle: EL PAÍS (https://t1p.de/iy602)
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Text: Leon Latozke
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