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Ein schweres Zugunglück hat den Bahnverkehr in Zentralkuba massiv gestört. Bei Camagüey entgleisten drei Waggons eines Fernzugs auf der Strecke Holguín–Havanna, 18 Menschen wurden verletzt. Die Ursachen sind noch unklar, erste Ermittlungen laufen. Der Schaden an der Infrastruktur ist erheblich, der Zugverkehr bleibt vorerst eingeschränkt.
Abbildung: Schweres Zugunglück in Kuba. Bildquelle: Prensa Latina (https://t1p.de/2i7y9)
Ein schwerer Zugunfall auf der zentralen Ost-West-Achse Kubas hat am Dienstagabend, dem 27. Mai 2025, landesweit für Aufsehen gesorgt. Gegen 21:45 Uhr Ortszeit entgleisten in der Provinz Camagüey drei Waggons eines Fernzuges auf dem Weg von Holguín nach Havanna. Die Unfallstelle befand sich bei Streckenkilometer 522,6, in unmittelbarer Nähe des Gewerbegebiets „El Cárnico“. Insgesamt wurden 18 Menschen verletzt, rund 250 Passagiere mussten evakuiert werden. Die Ursache des Unglücks ist bislang unklar, eine technische Kommission untersucht den Vorfall. Der nationale Zugverkehr auf Kubas wichtigster Eisenbahnlinie ist vorübergehend stark beeinträchtigt.
Drei Waggons entgleist – schwere Schäden an der Infrastruktur Nach Angaben des kubanischen Verkehrsministers Eduardo Rodríguez Dávila handelt es sich bei den entgleisten Wagen um einen Generatorwagen sowie zwei Personenwagen. Diese sprangen aus den Schienen, wobei sowohl die Fahrgestelle als auch die Aufhängungen beschädigt wurden. Die übrigen neun Wagen des Zwölf-Wagen-Zuges blieben unversehrt und konnten nach Camagüey weiterfahren. Die Lokomotive selbst blieb intakt. Die betroffenen Waggons gehören zu einer Serie chinesischer Modelle, die zwischen 2019 und 2021 im Rahmen einer Modernisierung des kubanischen Eisenbahnnetzes angeschafft wurden. Sie zählen derzeit zu den modernsten Fahrzeugen im Bestand von Ferrocarriles de Cuba (FCC), dem staatlichen Eisenbahnunternehmen. Die Entgleisung verursachte erhebliche Schäden an der Bahninfrastruktur: Drei Abschnitte der Schienen mit jeweils 23 Schwellen wurden zerstört, zudem brachen insgesamt vier Schienen – zwei davon im Hauptgleis der „Línea Central“ und zwei im Nebenzweig „Cárnico“. Nach Angaben von FCC wurden rund 80 Meter Gleis beschädigt. Spezialbrigaden begannen noch in der Nacht mit den Reparaturarbeiten, die sich voraussichtlich über 24 bis 48 Stunden erstrecken werden. Evakuierung und medizinische Versorgung der Passagiere Insgesamt befanden sich rund 250 Menschen an Bord des Zuges. Nach dem Unfall wurden sie zum Bahnhof von Camagüey gebracht, wo sie medizinisch versorgt, verpflegt und für ihre Weiterreise vorbereitet wurden. Die Behörden richteten Notfallstrukturen ein, darunter Transportmöglichkeiten per Bus und Taxi. Einige Passagiere entschieden sich, die Rückreise nach Holguín auf eigene Faust in Taxis anzutreten. Die 18 verletzten Passagiere stammen aus den Provinzen Holguín, Matanzas und Havanna. Sie wurden im Universitätskrankenhaus „Manuel Ascunce Domenech“ in Camagüey behandelt. Nach Angaben der Klinikleitung erlitt niemand lebensbedrohliche Verletzungen. 17 der 18 Patienten konnten das Krankenhaus bereits verlassen. Nationale Auswirkungen auf den Zugverkehr Der Unfall hat gravierende Folgen für den Zugverkehr auf der „Línea Central“, der wichtigsten Eisenbahnlinie Kubas, die Ost- und Westkuba verbindet. Ein Fernzug auf der Gegenroute von Havanna nach Guantánamo musste über Nacht in Santa Clara stoppen und konnte erst am Vormittag weiter nach Majagua in der Provinz Ciego de Ávila fahren. Dort müssen die Fahrgäste ausharren, bis die Strecke wieder freigegeben wird. Die Behörden rechnen damit, den betroffenen Abschnitt spätestens binnen zwei Tagen wieder befahrbar zu machen. Ermittlungen zur Unfallursache laufen Eine technische Kommission ist inzwischen an der Unfallstelle im Einsatz, um die genaue Ursache der Entgleisung zu ermitteln. Bekannt ist bisher lediglich, dass die Lokomotive etwa 4,8 Kilometer vom Hauptbahnhof Camagüey entfernt aus dem Gleis sprang. Aussagen über menschliches oder technisches Versagen gibt es bislang nicht. Verkehrsminister Rodríguez Dávila dankte insbesondere den Behörden der Provinz Camagüey für ihre „vorbildliche Unterstützung“ bei der Bewältigung der Krise. Die schnelle Reaktion von Rettungsdiensten, Polizei und Technikerbrigaden habe Schlimmeres verhindert. Fünf Bergungstrupps und Streckenbaubrigaden waren bereits in der Nacht im Einsatz, um die beschädigten Fahrzeuge zu sichern und weitere Schäden an den Gleisen zu vermeiden. Rückschläge für marode Infrastruktur Der Unfall wirft ein Schlaglicht auf den Zustand der kubanischen Bahninfrastruktur. Trotz jüngster Investitionen – unter anderem in Form chinesischer Waggons – bleibt das Schienennetz des Landes anfällig. Die „Línea Central“ gilt als Rückgrat des kubanischen Fernverkehrs, dennoch ist sie durch Alterung, Wartungsrückstände und eingeschränkte Finanzierung immer wieder Störungen ausgesetzt. Der aktuelle Vorfall zeigt, wie fragil selbst modernisierte Abschnitte des Netzes bleiben können. Die Regierung hatte in den vergangenen Jahren angekündigt, die nationale Eisenbahn zu modernisieren, um insbesondere die wirtschaftlich schwächeren östlichen Provinzen besser mit Havanna zu verbinden. Der aktuelle Unfall stellt diese Bemühungen vor neue Herausforderungen – sowohl logistisch als auch in Bezug auf das Vertrauen der Bevölkerung in die Verkehrssicherheit. Der Zugunfall in Camagüey ist ein schwerer Rückschlag für den kubanischen Bahnverkehr. Zwar kamen keine Menschen ums Leben, doch die Verletztenzahlen, die infrastrukturellen Schäden und die erheblichen Beeinträchtigungen im Fernverkehr werfen erneut Fragen nach der Sicherheit und Zuverlässigkeit des Eisenbahnnetzes auf. Die laufenden Ermittlungen werden zeigen müssen, ob menschliches oder technisches Versagen für das Unglück verantwortlich ist. In jedem Fall dürfte der Vorfall die Debatte um notwendige Investitionen und strukturelle Reformen im kubanischen Verkehrssektor erneut befeuern.
Quellen: Cubadebate (https://t1p.de/73rb0), Prensa Latina (https://t1p.de/2i7y9)
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Text: Leon Latozke
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