Neues aus Kuba
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Trotz neuer Solarparks kommt Kuba nicht aus der Energiekrise: Auch nach offiziellen Erfolgsmeldungen zur Photovoltaik bleiben Stromausfälle auf der Karibikinsel an der Tagesordnung. Wie ist der aktuelle Stand des Solarprojekts in Kuba, wie glaubwürdig sind die Regierungsaussagen – und warum zeigt der Ausbau bislang kaum Wirkung für die Stromversorgung der Insel?
Foto von Evgeniy Alyoshin auf Unsplash
Mit großem propagandistischem Aufwand präsentierte die kubanische Regierung in den vergangenen Monaten den Ausbau von Solarparks als Schlüssel zur Überwindung der chronischen Energiekrise der Insel. Doch trotz der Inbetriebnahme mehrerer Anlagen und ambitionierter Ausbaupläne bleibt die Realität ernüchternd: Die Stromausfälle dauern an – teils mehr als 20 Stunden am Stück – und die Geduld der Bevölkerung wird weiterhin auf eine harte Probe gestellt.
Die zentrale Frage lautet: Welche Wirkung entfalten die neuen Solarparks tatsächlich auf das kubanische Stromnetz? Und kann das Projekt die strukturellen Defizite im Energiesektor des Landes kurzfristig lindern – oder ist es lediglich ein Tropfen auf den heißen Stein? Große Versprechen, zögerliche Umsetzung Bereits vor einem Jahr kündigte Energieminister Vicente de la O Levy den Bau von insgesamt 92 Solarparks an, verteilt auf zwei Verträge mit chinesischen Partnern. Ziel war es, in mehreren Etappen eine Gesamtleistung von über 2.000 Megawatt (MW) ins nationale Stromnetz (Sistema Eléctrico Nacional, SEN) einzuspeisen. Die ersten 1.000 MW sollten bereits im Laufe des Jahres 2025 erreicht werden. Bis April 2025 sind laut offiziellen Angaben acht dieser Solarparks in Betrieb gegangen, die zusammen über eine installierte Leistung von rund 174 MW verfügen. Zum Vergleich: Einzelne thermische Großkraftwerke wie Guiteras oder Felton 1 liefern jeweils über 200 MW. Auch angesichts der durch Ausfälle, Wartung und Treibstoffmangel stark eingeschränkten Leistung der thermischen und dezentralen Kraftwerke kann der aktuelle Beitrag der Photovoltaikanlagen das Energieproblem bislang nicht spürbar entschärfen. Zwischen Bilanz und Realität: Wo steht das Projekt? Laut Regierungsangaben sollen bis Ende des ersten Halbjahres 2025 rund 560 MW an Solarleistung installiert sein. Präsident Miguel Díaz-Canel bekräftigte dieses Ziel kürzlich öffentlich. Rechnet man weiter, müsste Kuba bis Dezember im Schnitt fünf neue Parks pro Monat in Betrieb nehmen, um die angestrebten 50 bis 55 Anlagen zu erreichen. Derzeit ist davon wenig zu spüren: Seit Ende März wurden keine neuen Parks ans Netz gebracht. Trotz logistischer Herausforderungen, Verzögerungen bei der Lieferung von Komponenten und technischer Komplexität versichern die zuständigen Stellen, dass sich das Projekt „im Plan“ befinde. Der Nutzen der bereits betriebenen Parks sei laut Ministerium „spürbar“: So hätten die beiden ersten Parks in Havanna und Cienfuegos bereits mehr als 1.000 Tonnen Treibstoff eingespart. Allerdings ist die tatsächliche Stromproduktion der Parks nicht konstant. Sie schwankt zwischen knapp 800 und über 1.000 Megawattstunden (MWh) pro Tag, wobei der Hauptanteil zwischen 11 und 15 Uhr generiert wird – also in der Zeit mit maximaler Sonneneinstrahlung. Eine Einspeisung in das SEN erfolgt nicht rund um die Uhr. Nach Sonnenuntergang leisten die Solarparks keinen Beitrag zur Energieversorgung mehr, was insbesondere in den Abendstunden die Stromlücke verstärkt. Technische Begrenzungen und strukturelle Herausforderungen Ein wesentlicher Punkt ist die naturgemäß limitierte Verfügbarkeit von Solarstrom. Zwar verfügt Kuba über ein günstiges Sonnenprofil, doch technische Ausfälle, Wettereinflüsse oder mangelnde Wartung können die Produktion beeinträchtigen. Die Tagesproduktion ist volatil, was die Planung der Stromverteilung im Netz erschwert. Zudem zeigt sich ein grundlegendes Problem: Selbst bei optimaler Auslastung der aktuell acht in Betrieb befindlichen Solarparks bleibt deren Anteil am Gesamtbedarf zu gering, um die strukturelle Stromlücke zu schließen. Die weiterhin hohe Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen, deren Import durch die US-Sanktionen und fehlende Devisen erschwert wird, bleibt ein zentrales Risiko für das SEN. Hinzu kommt, dass dezentrale Diesel-Kraftwerke – die in Krisenzeiten als flexible Ergänzung dienen sollen – immer wieder ausfallen. So sind derzeit 94 Anlagen aufgrund von Treibstoffmangel außer Betrieb sind. Auch mehrere thermische Anlagen fallen regelmäßig aus oder befinden sich in Wartung. Ein langfristiges Projekt – keine kurzfristige Lösung Die kubanische Regierung verfolgt mit dem Solarpark-Programm eine langfristige Strategie zur Diversifizierung der Energiequellen. Das ist aus klimapolitischer Sicht sinnvoll und notwendig. Doch mittelfristig bleibt der Einfluss der Anlagen auf die Energieversorgung begrenzt, wenn nicht gleichzeitig die Erzeugungskapazitäten in anderen Bereichen gesteigert und die Infrastruktur des SEN modernisiert werden. Für eine nachhaltige Verbesserung müssten die Parks nicht nur zahlreicher und zuverlässiger werden, sondern auch mit Speichertechnologien kombiniert werden, um auch nach Sonnenuntergang zur Stromversorgung beizutragen. Derzeit ist davon jedoch keine Rede. So bleibt der Eindruck bestehen, dass die Solarparks zwar als politisches Aushängeschild dienen, jedoch nicht die kurzfristige Entlastung bringen, die von offizieller Seite wiederholt versprochen wurde. Auch die Kommunikation der Behörden – mit wechselnden Zahlen, sich verschiebenden Zeitplänen und vagen Erfolgsmeldungen – trägt zur öffentlichen Verunsicherung bei. Fazit Das kubanische Solarpark-Programm ist derzeit mehr Hoffnungsträger als tatsächliche Lösung. Zwar stellt es einen wichtigen Schritt in Richtung Energiewende dar, doch angesichts der tiefgreifenden strukturellen Defizite bleibt der Effekt bisher marginal. Die derzeit installierten acht Parks leisten nur einen Bruchteil dessen, was nötig wäre, um die landesweiten Blackouts zu beenden. Erst ein erfolgreicher Ausbau auf mehr als 50 Anlagen – gepaart mit einer Stabilisierung anderer Stromquellen – könnte eine spürbare Verbesserung bringen. Bis dahin bleibt das Projekt ein Drahtseilakt zwischen technologischem Fortschritt, wirtschaftlicher Realität und politischer Selbstdarstellung.
Quelle: OnCubaNews (https://t1p.de/409x6)
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Text: Leon Latozke
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