Das Porträt eines heroischen Che Guevara, das der kubanische Fotograf Alberto Díaz "Korda" nach dem Triumph der Revolution in Havanna einfing, blieb jahrelang unbemerkt, bevor es zu einer Ikone wurde. An diesem Donnerstag wird das am häufigsten reproduzierte Bild der Welt sechs Jahrzehnte alt.
Das Original im 35-mm-Format. 90-mm-Objektiv, Leica M2, Kodak Plus-X., Bildnummer 40. (Bildquelle: Wikipedia © Gemeinfrei)
Nachdem am 4. März 1960 der mit Waffen und Munition beladene belgische Frachter „La Coubre“ im Hafen Havannas explodierte, fand am Tag darauf unter der Anteilnahme von 150.000 Leuten, darunter Simone de Beauvoir und Jean-Paul Sartre, auf dem Friedhof Cristóbal Colón die Trauerfeier für die dabei getöteten „Anhänger der Revolution“ statt. Während Castros Trauerrede schuf der Kubanische Fotogra fAlberto Díaz Gutiérrez, bekannt geworden als Korda, „zufällig“ eine der bekanntesten Medienikonen des zwanzigsten Jahrhunderts: Das Porträt des Guerrillero Heroico (des heldenhaften Widerstandskämpfers) Che Guevara, der dabei nur kurze Zeit anwesend war.
Nur wenige wissen dass es zwei Bilder gibt, auf denen Ches Gesichtsausdruck fast identisch ist, von denen Diaz das eine im Hochformat schoß. Mit dem anderen in Querformat, das an der Seite noch eine weitere Person halb zeigt, hatte Diaz ein Bild für die Ewigkeit im Kasten. Die Palme am rechten Rand, die halbe Person am linken Rand wurden wegretuschiert. Es blieb: der pure Che. Das kraftvolle Konterfei eines 31-jährigen Mannes. "Es hat mich sehr beeindruckt, was ich durch den Sucher sah", erinnert sich Korda. "Dieser Gesichtsausdruck. Ich sage dir: Als ich den durch die Kamera gesehen habe, machte ich instinktiv einen Schritt nach hinten. Regelrecht erschrocken war ich. Zweimal drückte ich im gleichen Moment auf den Auslöser."
Kordas Kontatabzüge vom 5. März 1960 (Bildquelle: Wikipedia © Gemeinfrei)
Diaz wollte das Foto ursprünglich in der mittlerweile eingestellten Zeitung "Revolución" veröffentlichen. Da "Revolución" und auch keine andere Zeitung das Bild wollten, landete es zunächst unveröffentlicht in der Schublade des Fotografen Alberto Korda.
Erst als Che Guevara 1967 nach aussichtslosem Kampf in Bolivien hingerichtet worden war, erwachte das Bild zum Leben. Korda überließ dem linken italienischen Verleger Giacomo Feltrinelli zwei Abzüge des Fotos. Feltrinelli ließ die ersten tausend Poster drucken. Und der heldenhaft Widerstandskämpfer wurde prompt Ikone der Popkultur und Symbol der 68er-Bewegung, vielfach adaptiertes Kunstwerk und zuletzt noch Logo der Werbeindustrie. Besonders bekannt ist ein von Gerard Malanga im Stil von Andy Warhols Marilyn geschaffenes Bild, das er als „Original Warhol“ verkaufte – Warhol erkannte es hinterher als „sein“ Werk an und strich die Einnahmen aus der weiteren Vermarktung ein. Das Bild des heroischen Guerillero ist Symbol für den Wunsch etwas zu verändern. Auch wenn dieser Wunsch oft nichts mit Revolution oder den Idealen Che Guervaras zu tun hat, wird das Bild seine Gültigkeit behalten. Die Menschen träumen gerne, sie haben gerne Helden, vor allem in ihrer Jugend. Und sie wollen die Welt verändern. Solange das bei kommenden Generationen so bleibt, gibt es auch Bedarf an ikonenhaften Darstellungen wie Ches berühmtes Portrait. Auch auf der Insel der Revolution, im sozialistischen Kuba, ist es schwierig, herumzulaufen, ohne auf das Bild zu stoßen, das tausendfach auf Wandgemälden zu sehen ist und das als touristische Ware vermarktet wird. Sogar auf einem zentralen Platz in Havanna fehlt es nicht. Auf der Plaza de la Revolución, dem größten innerstädtischen Platz Kubas, wo regelmäßig offizielle politische Kundgebungen stattfinden, hängt es es übergroß als Metallskulptur am Gebäude des Innenministeriums. Selbst der ehemalige US-Präsident Barack Obama bestand darauf, sich bei seinem historischen Besuch in Havanna im März 2016 mit dem Guerrillero Heroico im Hintergrund ablichten zu lassen.
Eines der wenigen Originale wurde 2013 in Wien für mehr als 9.000 Euro versteigert, und 2016 verkaufte Kordas jüngster Sohn Dante für 18.000 Euro die Leica-Kamera, mit der der Künstler sein ikonenhaftestes Bild aufnahm und die ersten Jahre der kubanischen Revolution dokumentierte.
Korda selbst erhielt für die jahrzehntelange Vermarktung seines berühmten Fotos kein Geld. Erst als im Jahr 2000 der Wodka-Hersteller Smirnoff damit warb, klagte er und erhielt 50.000 USD Schadensersatz, die er für kubanische Kinder spendete.
Quellen: Wikipedia (https://t1p.de/766o), Way Bac Machine (https://t1p.de/1pex)
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