Ist von der Schwarzen Venus die Rede, denkt man an Josephine Baker, amerikanisch-französische Tanzerin in den 1920er, oder Jeanne Duval, die aus Haiti stammende Muse des französischen Dichters Baudelaire. Aber nur wenige wissen, dass die Gründungsgeschichte von Cienfuegos, der Hauptstadt des gleichnamigen Provinz in der Mitte Kubas, ebenfalls mit einer Schwarzen Venus verbunden ist. Adrian del Valle berichtet in "Tradiciones y leyendas de Cienfuegos" von 1919 von einer Schwarzen Venus, die Siedlern beim Neuaufbau der Stadt, die ein schwerer Sturm in Jahre 1825 großtenteils zerstört hatte, begegnete. Demnach war der Cayo Loco, der damals noch Cayo Guigje genannt wurde, einer der ersten Ort, den die Siedler erforschten. Der Cayo wurde Generationen zuvor schon von den Siboney, kubanischen Ureinwohnern, bewohnt, war zum Zeitpunkt der Neugründung aber verlassen. Als die Siedler den Cayo erkundeten, machten sie eine überraschende Begegnung: "Eine schwarze Frau, in der Blüte ihrer Jugend, ohne andere Kleidung als die, die ihr von Natur aus gegeben war. Sie war von makelloser Gestalt, und die Formen ihres Körpers so perfekt, dass der anspruchsvollste Künstler sie für den Inbegriff weiblicher Schönheit gehalten hätte" Del Valle schreibt, dass die Schwarze Venus, wie sie sofort genannt wurde, ihren nackten Körper mit Halsketten und Armbändern aus Pflanzensamen, Schneckenhäusern und Muschelschalen schmückte. Weiter heißt es bei del Valle: "Bei ihr waren zwei Vögel, ein blauer Reiher und eine weiße Taube, die ihr überall hin folgten, wobei die Taube auf ihre Schulter saß und der Reiher ihr als Vorhut diente. Und die Siedler sahen verblüfft zu, wie die merkwürdigen Vögel mit den Flügel flatterten, ihre Hälse reckten und ihre Schnäbel in den Mund ihrer Herrin steckten, wie eine stille Liebkosung. Doch die schwarze Venus lief davon als sie die Siedler sah, nicht weil sie sich ihrer Nackheit schämte, sondern aus Angst vor ihnen. Die Siedler folgen ihr und holten sie schließlich ein. Sie aber schwieg und sagte kein Wort. Die Siedler dachten zuerst, dass sie ihre Sprache nicht verstand, später aber bemerkten sie, das sie stumm war. Einer der Siedler brachte sie in sein Haus, gab ihr Essen und Kleidung. Der Mann dachte, dass die schöne schwarze Frau als Belohnung Tat für sein Gute Tat bereit sein würde, ihm zur Hand zu gehen." Die Schwarze Venus jedoch, die wie del Valle schreibt, geboren wurde, um frei und ungehindert inmitten der der Natur zu leben, tat nichts dergleichen. Sie kauerte sich stundenlang in eine Ecke, saß dort tatenlos, und weigerte sich aufzustehen, zu arbeiten oder auch nur einen Bissen zu essen. Als den Siedlern klar wurde, dass sie sterben würde, brachten sie sie zurück auf den Cayo Loco, damit sie dort in Freiheit lebe. Del Valle untermauert seine Geschichte mit dem Bericht über Don Pedro Modesto Hernandez, dem 1876 eine alte schwarze Frau begegnete, mit weißem Haar und nur mit einer Kette aus weißen, roten und blauen Perlen bekleidet. Man gab ihr Essen und Kleidung, die sie nicht tragen wollte. Mit Mühe brachte man sie dazu, sich ein wenig zu bedecken und gab ihr ein Nachtlager. Am nächsten Tage war sie verschwunden. Die Kleider lagen auf dem Boden, nur eine große Perlenkette hatte sie mitgenommen, das einzige Kleidungsstück, das sie für würdig hielt, ihren Körper zu bedecken. Del Valle ist sich sicher, dass das die Schwarze Venus war. Quelle azurina.cult.cu (goo.gl/cy8nwq)
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