18 Kilometer nordwestlich von Santiago de Cuba an der Carretera Central in Richtung Bayamo liegt Kubas bedeutendster Wallfahrtsort El Cobre.
La Virgen de la Caridad del Cobre, Kubas Schtutzpatronin (Bildquelle: YouTube © CiberCuba / YouTube)
Der Legende nach entdeckten die beiden Indios Juan und Rodrigo de Hoyos und ihr schwarzer Sklave im Jahre 1612 beim Fischfang in der Bucht von Nipe an der Nordküste Kubas nahe Mayarí ein Stück Holz, das auf den Wellen trieb. Sie zogen es aus dem Wasser, damit ihre Netze nicht beschädigt werden, und entdeckten, dass es sich um eine Marienfigur handelte, die die Aufschrift "Yo soy la Virgen de la Caridad" (dt.: "Ich bin die Jungfrau der Barmherzigkeit") trug. Als sie die Madonna in ihr Boot geholt hatten, soll das Meeresrauschen mit einem Mal verstummt und die See glatt wie ein Spiegel gewesen sein.
Was ihr Fund bedeutete, war ihnen zunächst nicht klar. Erst 5 Jahre später wurde die Madonna nach El Cobre gebracht, dem Zentrum des königlichen Kupferbergbaus, und der Pater Francisco de Bonilla erkannte den für Gläubige unschätzbaren Wert der Figur. 1684 entstand in El Cobre eine erste einfache Kirche in der zur Virgen de la Caridad gebetet werden konnte.
Walfahrtskirche El Cobre. By Escla (Own work) [via Wikimedia Commons
Bereits seit Beginn der Unabhängigkeitsbewegung der Kubaner gegen die spanische Kolonialherrschaft galt sie als Schutzpatronin und Symbol der kubanischen Identität was ihr den Beinamen „La Mambisa“ – Mambí war die Bezeichnung für aufständische Kubaner – eintrug. So betete Carlos Manuel des Céspedes 1868 in El Cobre für die Freiheit des Landes und die Generäle Àgustin Cebreco und Calixto Garcia nahmen am 12. August 1898 nach dem Sieg über die Spanier an einem Dankgottesdienst zu Füßen der Muttergottes-Statue teil. 1915 schließlich baten die Veteranen der Unabhängigkeitskriege darum, die Barmherzige Jungfrau von El Cobre zur Schutzpatronin von Kuba zu erklären, was Papst Benedikt XV am 10. Mai 1915 per Dekret verfügte.
Seitdem wurde das Heiligtum vom El Cobre von drei Päpsten besucht. Johannes Paul II krönte und segnete die Jungfrau bei seinem historischen Kubabesuch am 24. Januar 1998. Am 27. März 2012 verehrte ihr Papst Benedikt XVI während seiner Kubareise eine goldene Rose anlässlich der vierhundertsten Wiederkehr des Jahrestages ihrer Auffindung. Auch Papst Franziskus besuchte am 21. und 22. September 2015 das Heiligtum.
Barmherzige Jungfrau von Cobre. By Anierc (Own work) [CC BY 3.0], via Wikimedia Commons
Die gegenwärtige Kirche von El Cobre wurde am 8. September 1927 offiziell eingeweiht. Seitdem wird die Marienfigur mit ihrem Sternenkranz und dem goldenen Gewand jedes Jahr an diesem Tag in einer Prozession durch die Straßen von El Cobre getragen. Sonst steht "Cachita", wie sie der kubanische Volksmund nennt, in der spartanischen Wallfahrtskirche, deren Mittelpunkt der Altar aus weißem Marmor mit der in Hochaltar eingelassen Glasvitrine mit der Virgen de la Caridad bildet. Vom Vorraum des Gotteshauses führen zwei kleine Treppen nach oben zu einem weiteren Gebetsraum mit dem Marienschrein. Rechts und links säumen Blumen der Gläubigen den Altar, hauptsächlich Sonnenblumen, denn die Virgen de la Caridad spielt in der afrokubanischen Santeria-Religion als Ochún, der die Farbe Gelb zugeordnet ist, eine wichtige Rolle. Die Prozession am Jahrestag der Kirchwehe besuchen deshalb nicht nur Katholiken, sondern auch viele Santería-Anhänger, die ihrer Göttin der Liebe und des Tanzes ausgelassen huldigen.
In einem kleinen Raum vor bzw. hinter Kirche sind in Vitrinen all die Dinge ausgestellt, die man der kubanischen Schutzpatronin gewidmet hat. Hier findet man Sporttrikots, Baseballs, Pokale, olympische Goldmedallien aber auch abgeschnittene Haarsträhnen, Spielzeugautos, handgeschrieben Briefe - und eina Tafel von amnesty international mit den Namen politischer Gefangenen in Kuba. Weitere Gaben finden sich in einem Kellerraum, der auf Nachfrage geöffnet wird. Hier ist auch das berühmteste Stück der Kollektion zu sehen: eine kleine goldene Partisanenfigur, die Fidel Castros Mutter Lina Ruz aus Dankbarkeit der Kirche überließ als ihr Sohn nach dem Sieg der Revolution unversehrt aus der Sierra Maestra zurückkehrte. Die Literturnobelpreis-Medaille Ernest Hemingways, die dieser 1954 für seinen Roman "Der alte Mann und das Meer" erhalten und der Virgen de La Caridad gewidmet hatte, ist allerdings nicht mehr zu sehen. Sie wurde 1986 von eine Hemingway-Fan gestohlen, der kurz drauf festgenommen wurde. Seitdem liegt die Medaille im Tresor.
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