Diese Journalisten mussten Zensur, Schikanen und Verhaftungen erdulden, um die Pressefreiheit zu verteidigen. Dieser Artikel wurde aus Sicherheitsgründen von einem Autor in Kuba unter dem Pseudonym Luis Rodriguez geschrieben. Der Welttag der Pressefreiheit, der am 3. Mai begangen wurde, ist ein wichtiger Tag in Kuba. In einem Land mit begrenzter Pressefreiheit und eingeschränktem Zugang zu unabhängigen Medien haben diese fünf Journalisten die Medien in Kuba mit ihren unterschiedlichen und unabhängigen Perspektiven beeinflusst. 1. Yoani SánchezIn den ersten Jahren des neuen Jahrtausends, als der Internetzugang in Kuba begrenzt war und es noch keine sozialen Netzwerke gab, hatte der von Yoani Sánchez 2007 ins Leben gerufene Blog Generación Y einen bemerkenswerten Einfluss auf die kubanischen Medien. In den ersten Jahren ihrer Karriere fand ihre kritische Sicht auf die Realität in Kuba in internationalen Medien wie The Huffington Post und El País Widerhall. Zu dieser Zeit waren die Folgen der Wirtschaftskrise der neunziger Jahre im täglichen Leben der Kubaner noch sichtbar. Das Jahr 2002 stellte einen Wendepunkt in ihrer Karriere dar. Nachdem sie die Zeitschrift Consenso mitbegründet hatte, begann sie für die Website Desde Cuba ("Aus Kuba") zu arbeiten. Im April 2007 startete sie dann ihren eigenen Blog Generación Y, der sie in der ganzen Welt bekannt machte. Während dieser ganzen Zeit wurde sie bedroht, ihr Internetzugang wurde blockiert und sie wurde willkürlich verhaftet. Ihr internationaler Bekanntheitsgrad ging so weit, dass Sánchez 2008 vom Time Magazine zu den 100 einflussreichsten Menschen der Welt gewählt wurde. Im Jahr 2009 hielt Sánchez bei einer von der kubanischen Künstlerin Tania Bruguera organisierten Open-Mic-Veranstaltung eine denkwürdige Rede über Meinungsfreiheit und Internetzensur. Die Bilder dieser Rede, die mit dem Eingreifen der Staatssicherheit endete, gingen um die ganze Welt. Im selben Jahr schickte Sánchez einen Brief mit zehn Fragen an US-Präsident Barack Obama und den kubanischen Staatschef Raúl Castro. Obamas Antworten wurden im Blog Generation Y veröffentlicht, aber Castro antwortete nie. In seiner Antwort lobte Obama Sánchez mit den Worten: Ihr Blog bietet der Welt einen einzigartigen Einblick in die Realitäten des täglichen Lebens in Kuba. Originalzitat
Tu blog ofrece al mundo una ventana particular a las realidades de la vida cotidiana en Cuba. Im Jahr 2014 gründete sie die digitale Zeitung 14yMedio, die auf der Insel aufgrund der staatlichen Zensur nicht zugänglich ist. Das Aufkommen neuer Medienakteure in Kuba hat dazu geführt, dass ihre politische und journalistische Bedeutung abgenommen hat, aber sie ist immer noch aktiv und stellt ein wesentliches Paradigma und eine Referenz dar, weil sie dem unabhängigen kubanischen Journalismus die Perspektive einer Frau und internationale Bekanntheit gebracht hat. 2. Fernando RavsbergDer uruguayische Journalist Fernando Ravsberg läutete ein neues Kapitel in der unabhängigen kubanischen Presse ein, als er vor mehr als zwei Jahrzehnten auf die Insel kam. Als BBC-Korrespondent in Kuba fesselte er die kubanische Öffentlichkeit mit seinen kritischen und tiefgründigen Berichten über die kubanische Realität, die er in seinem Blog Cartas desde Cuba ("Briefe aus Kuba") veröffentlichte. Viele, auch die radikalen Exilanten, hielten ihn für moderat, und in Kuba wurde er von den Behörden als Dissident angesehen. Bei vielen Gelegenheiten wies Ravsberg darauf hin, wie schwierig es sei, objektiv über die kubanische Realität zu berichten, da die Sichtweisen auf Kuba im internationalen Kontext recht extrem ausfielen. Bestimmte Medien, die von der Linken kontrolliert werden, neigen dazu, die grausame Realität auf der Insel herunterzuspielen, indem sie die Unterdrückung und die wirtschaftlichen Ungleichheiten herunterspielen, während andere im Exil lebende Medien oft bestimmte Fakten verzerren und manipulieren. Für Ravsberg ist es ziemlich schwierig, das Gleichgewicht zwischen diesen beiden Extremen zu finden. In diesem Sinne boten seine journalistischen Beiträge über Kuba in den ersten beiden Jahrzehnten des neuen Jahrtausends einen nuancierten Blick auf die Realität der Insel, den die internationale Presse brauchte. Fernando Ravsberg: Briefe aus Kuba starben im Kampf Nachdem er 22 Jahre als Korrespondent in Kuba verbracht hatte, war es ein schwerer Schlag, als das Regime 2018 seine Legitimation als Korrespondent auf der Insel nicht bestätigte. Dies hinderte ihn daran, im Land zu bleiben und an seinem Blog zu arbeiten. In einem Interview mit dem Miami Herald sagte er: Die Zahl der Leser, die wir hatten, und die Debatten, die stattgefunden haben, zeigen, dass es in diesem Land ein Interesse daran gibt, dass sich eine andere Art von Journalismus entwickelt. Es wird immer Kräfte geben, die sich neuen Ideen widersetzen. Die wirtschaftlichen Repressionen gegen Briefe aus Kuba wollen einen Präzedenzfall schaffen, aber ich glaube nicht, dass sie all diejenigen aufhalten können, die gerade jetzt eine andere Art von Journalismus betreiben. Originalzitat
La cantidad de lectores que teníamos y los debates que se producían demuestran que hay un interés en la nación por que surja un periodismo diferente. Siempre habrá fuerzas que se resistan a lo nuevo. El hecho de ahogar económicamente a Cartas desde Cuba busca crear un precedente, pero no creo que puedan parar a todos los que están haciendo un periodismo diferente en estos momentos. 3. Elaine DíazElaine Díaz ist eine junge Journalistin, die in den letzten Jahren die Landschaft des unabhängigen Journalismus in Kuba entscheidend verändert hat. Sie ist die Gründerin und Leiterin des unabhängigen Medienunternehmens Periodismo de Barrio, einer mit Global Voices verbündeten Organisation. Ihre Ansichten über den Journalismus und ihre Erfahrungen mit der Agentur Inter Press Service ermöglichten es ihr, von verschiedenen Journalismus-Stipendien in den USA zu profitieren, wie zum Beispiel dem Nieman-Stipendium der Nieman Foundation for Journalism an der Harvard University. Seit 2010 arbeitet sie mit Global Voices zusammen. Sie ist die Autorin des Blogs La polémica digital ("Die digitale Kontroverse"). Zu ihren bemerkenswertesten journalistischen Arbeiten der letzten Jahre gehören Interviews mit anderen Journalisten bei Periodismo de Barrio und mit Künstlern, die an den Protesten vom 27. November 2020 in Kuba teilgenommen haben, wie der gefeierte kubanische Filmemacher Fernando Pérez. Sie lässt auch Menschen zu Wort kommen, die wegen ihrer Teilnahme an der Revolte vom 11. Juli 2021 inhaftiert wurden, ohne die Manipulation und Rhetorik der offiziellen Medien, die in den letzten Jahren über dieses Thema in Kuba berichtet haben. In diesem Sinne hat Periodismo de Barrio dem kubanischen Journalismus eine neue Perspektive gegeben. 4. Carlos Manuel ÁlvarezCarlos Manuel Alvarez, der an der Universität von Havanna Journalismus studiert hat, gehört zur neuen Generation des unabhängigen kubanischen Journalismus. Er hat eine große Leidenschaft für Journalistik, Literatur und Oppositionsaktivismus und ist Mitglied der Bewegung San Isidro (MSI), einem kubanischen Kunst- und Sozialkollektiv. Wie andere Journalisten war Álvarez zuvor als Kolumnist bei Cubadebate für offizielle Medien tätig. Im November 2020 verließ Álvarez die Anonymität, als mehrere MSI-Aktivisten, darunter der Maler Luis Manuel Otero Alcántara und der Rapper Maikel Castillo, einen längeren Hungerstreik begannen und die Freilassung des inhaftierten Künstlers Denis Solís forderten, der derzeit in Serbien im Exil lebt. Álvarez kehrte aus Mexiko zurück und begab sich zum MSI-Hauptquartier, in der Nacht, in der die Staatssicherheit die Personen vom MSI-Hauptquartier gewaltsam vertrieb und die wichtigsten Anführer, darunter auch ihn, verhaftete. Im Jahr 2016 war er Mitbegründer des Literaturmagazins El Estornudo und er pflegt eine enge Zusammenarbeit mit internationalen Medien wie der New York Times, BBC, El País, The Washington Post und Al Jazeera. In einem Interview mit der unabhängigen Zeitung Diario de Cuba erklärte er, wie wichtig eine eigenständige kubanische Presse ist: Das Kuriose an diesen Medien und (...) trotz ähnlicher oder noch schlimmerer Zensur ist, dass man nicht nur für die Gegenwart arbeitet, was die raison d'être des Journalismus ist, sondern auch eine Art historisches Gedächtnis schafft. Originalzitat
Lo curioso de estos medios de prensa y (…) censuras similares o peores incluso, es que uno no solo está trabajando para el presente, que es la razón de ser del periodismo, sino que va generando una especie de memoria histórica. 5. Abraham Jiménez EnoaAbraham Jiménez Enoa hat einen frischen, kritischen und strengen Blick auf die kubanische Realität geworfen. Er ist ein junger Kubaner afroamerikanischer Abstammung, der an der Fakultät für Kommunikation der Universität von Havanna Journalismus studiert hat. Er ist Mitbegründer der Zeitung El Estornudo und hat unter anderem mit der New York Times, BBC World, Al Jazeera, Vice News, Gatopardo und Univisión zusammengearbeitet. Seine Chronik El cazador ("Der Jäger") wurde in die Anthologie La Encrucijada ("Die Kreuzung") aufgenommen. Seine Ansichten über Kuba werden in einem klaren und transparenten Stil vermittelt, ohne zu intellektualisieren und ohne die analytische Dichte zu verringern. Seine aktuelle Kolumne für die Zeitung The Washington Post hat in Kuba und in anderen Ländern eine beachtliche Wirkung erzielt, und er schreibt regelmäßig Meinungsartikel für CADAL (Center for the Opening and Development of Latin America). In den letzten Jahren hat er unter anderem komplexe Analysen zu den Protesten in Kuba, zur Menschenrechtslage und zur Migrationskrise veröffentlicht, die die politische Macht im Lande erschüttert haben.
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