Das kubanische Nationale Zentrum für seismologische Forschung (CENAIS) hat eine Karte der maximalen durchschnittlichen Beschleunigung bei Erdbeben in den 168 Municipos Kubas veröffentlicht.
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Karte der seismischen Gefährdung Kubas (Bildquelle: CENIAS © CENAIS)
Um die Karte der "Maximale Beschleunigung im Gelände nach Gemeinden bei 10 % Überschreitungswahrscheinlichkeit und Wiederkehrperiode von 475 Jahren" zu verstehen, muss man die Konzepte der Gefährdung, der Anfälligkeit und des Risikos kennen.
Die seismische Gefährdung bezieht sich auf die Gefahr, dass ein bestimmtes Gebiet von einem Erdbeben heimgesucht wird. Die Anfälligkeit bezieht sich auf das gefährdete Objekt, z. B. Gebäude, und das Risiko ist das Produkt aus Gefährdung und Anfälligkeit und wird durch Schätzungen des materiellen und menschlichen Schadens charakterisiert. So kann ein Gebiet eine hohe seismische Gefährdung, aber ein geringes Risiko aufweisen, wenn es kein anfällige Objekte gibt, die Schäden verursachen könnten. Da die Gefährdung eines Gebiets nicht geändert werden kann, besteht die einzige Möglichkeit zur Risikominderung darin, die Schwachstellen der gefährdeten Objekte zu verringern. Die seismische Gefährdung wird in der Regel als Wahrscheinlichkeit ausgedrückt und durch die bekannte seismische Geschichte in diesem Gebiet und die Geodynamik der tektonischen Verwerfungen bestimmt. Hier ist es wichtig zu wissen, wie weit die historischen Kataloge der starken Erdbeben reichen. Länder in Europa, Asien und Afrika verfügen beispielsweise über Erdbebenkataloge, die mehr als tausend Jahre alt sind, während die Länder Amerikas nur 500 Jahre seismische Geschichte aufweisen. Je länger also der Katalog der Erdbeben in der Geschichte ist, desto mehr kann die Unsicherheit bei den seismischen Gefährdungsschätzungen verringert werden. Die vom CENAIS veröffentlichte Karte zeigt die seismischen Gefährdung Kubas anhand der maximalen durchschnittlichen Beschleunigung (rot = 222,12 cm/s², grün = 52,73 cm/s²) und wird für die Planung erdbebensicherer Bauwerke verwendet. Die kubanischen Seismologen weisen darauf hin, dass die geschätzten Werte der Bodenbeschleunigung oder der Erschütterungsintensität mit einer Wahrscheinlichkeit von 10 % durch das Auftreten eines Erdbebens innerhalb eines Zeitraums von 50 Jahren der Nutzungsdauer eines Gebäudes überschritten werden können. Das bedeutet, dass ein Gebäude, das für die in der Karte der seismischen Gefährdung angegebene Stärke der Bodenerschütterung ausgelegt ist, mit einer Wahrscheinlichkeit von 90 % sicherstellt, dass das Gebäude während seiner 50-jährigen Nutzungsdauer nicht durch ein Erdbeben beschädigt wird oder einstürzt. Sollen Gebäude je nach Wichtigkeit sicherer gemacht werden, dann wird eine seismische Gefährdungskarte mit viel höheren Werten der Bodenbeschleunigung und einer geringeren Überschreitungswahrscheinlichkeit erstellt. So werden beispielsweise bei der Auslegung eines Kernkraftwerks Beschleunigungswerte verwendet, die eine 97%ige Wahrscheinlichkeit garantieren, damit die Anlage in 50 Jahren Betriebszeit keinen Schaden erleidet.
Quelle: CENAIS (https://t1p.de/98yo)
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Text: Andreas B. Lindner
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