Neues aus Kuba
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Papst Franziskus hat seinen Kubabesuch abgeschlossen und die Reise in die USA fortgesetzt. Am Sonntag (20.) hatte er vor 100.000 Menschen auf dem Platz der Revolution in Havanna eine Messe gehalten. Als erster Papst in der Geschichte Holguíns besuchte er am Montag (21.) die drittgrößte Stadt Kubas im Süden der Insel. Noch am Montag Abend erreichte er Santiago de Cuba, von wo er am Dienstag (22.) nach einer Abschiedszeremonie gegen 18:30 Lokalzeit die Insel Richtung USA verlassen hat. Während seines viertagigen Karibikaufenthalts hat der Papst von Kritik am Regime abgesehen und auf offene Solidarität mit der Opposition verzichtet.
Als deutlichste Äußerung zur politischen Situation auf Kuba sagte der Pontifex auf der Begrüßungsrede am Flughafen in Havanna, nachdem er Präsident Raúl Castro für die Einladung gedankt und seinem Bruder Fidel Respekt entgegengebracht hatte, er wolle in seinen Gruß "speziell auch all jene einbeziehen, die ich, aus verschiedenen Gründen, nicht treffen kann, sowie die Kubaner in aller Welt". Zu mehr als dieser knappen Verbeugung vor den kubanischen Dissidenten und den Millionen Exilkubanern lies sich der Papst nicht hinreißen..
Während der Messe auf dem Platz der Revolution in Havanna erwähnte er die in der Hauptstadt laufenden Friedensverhandlung zwischen der kolumbianischen Regierung und der Farc-Guerilla. Tagespolitische Themen aus Kuba fanden keinen Eingang in Franziskus' Predigt. Am Montag in Holguin konzentrierte er sich in seiner Rede auf das wohlverdiente Lob der kubanischen Kirche, die über Jahrzehnte dem staatlich verordneten Atheismus auf Kuba trotzte. Ansonsten äußerte sich der Papst, der für seine Offenheit und Direktheit bekannt ist, und in seiner argentinischen Heimat unter der Militärdiktatur gelebt hat, vorsichtig. Seine Vorgänger vermieden ebenfalls Treffen mit der Opposition, Johannes Paul II aber forderte 1998 Kuba auf, sich der Welt zu öffnen und Benedikt XVI warnte 2012 das Regime vor der Irrationalität und dem Fanatismus derer, die anderen ihre Wahrheit aufzwingen wollen. Von Anfang an hatte Federico Lombardi, der Sprecher des Vatikans, klargestellt, dass keine päpstlichen Treffen mit der kubanischen Opposition auf dem Programm standen. Drei prominente Dissidentinnen, die versuchten einer Einladung des Papstes zu folgen, wurden von der kubanischen Polizei festgenommen. Ein diplomatischer Affront, den der Vatikan kommentarlos hinnahm. José Daniel Ferrer, Führer der Patriotischen Union Kuba, der derzeit grössten Oppositionsgruppe, sagte während des Papstbesuchs seien über 60 Menschen verhaftet worden, die regimekritische Flugblätter verteilten oder versuchten. sich dem Papst zu nähern. Er bedauere es, dass der Papst keine Zeit gehabt habe, mit Kubanern zusammenzukommen, die für die Menschenrechte einstehen. Dem greisen Revolutionsführer Fidel Castro samt Frau, Kinder und Kindeskindern machte der Pontifex am Samstag (19.) seine Aufwartung zu einem familiären und informellen Gespräch, wie der Vatikansprecher das Treffen nannte. ![]()
Bei dem anschließenden offiziellen Treffen mit Präsident Raúl Castro soll das Kirchenoberhaupt möglicherweise heikle Themen angesprochen haben. Einzelheit wurden nicht bekannt.
Die Ende letzten Jahres begonnene Annäherung zwischen Kuba und den USA ist nicht zuletzt dem Vatikan zu verdanken. Der Papst will auch beim Fortgang der Annäherung mitwirken, und Raúl Castro öffentlich zu kritisieren, wäre dem nicht zuträglich Zudem will die katholische Kirche ihre Monopolstellung als einzige nichtstaatliche vom Regime akzeptierte Gesprächspartnerin nicht gefährden und weitere Zugeständnisse wie die Rückgabe enteigneter Besitztümer, eigene Schulen und den Bau von Kirchen erwirken Rund zwei Drittel aller Kubaner sind zwar getauft, zum Katholizismus bekennt sich aber nur ein Viertel und nur unter 5 % davon gehen regelmäßig zur Kirche. Es gibt zu wenig katholische Kirchen und Priester auf Kuba und seit der offiziellen religiösen Toleranz in den neunziger Jahren hat auch die Konkurrenz, evangelikale Kirsche und Sekten, Auftrieb bekommen. Die Situation der katholischen Kirche auf Kuba könnte also besser sein Zudem ist es nicht verwunderlich, dass eine Männer-Organisation mit einem unfehlbaren Führer wie die katholische Kirche sich mit einer ebenfalls vorwiegend von Männern geführten und ideologisch unfehlbaren KP zu arrangieren weiß. Beide Seiten dürften es vorziehen, brisante Themen wie Menschenrechte, politische Freiheit und Demokratie, wenn überhaupt, nicht vor den Augen der unkalkulierbaren Öffentlichkeit zu verhandeln.
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Text: Leon Latozke
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