Neues aus Kuba
Aktuelle Nachrichten und Meldungen, Analysen und Hintergrundinformationen
Kein westlicher Journalist konnte sich Castro so weit annähern wir Lee Lockwood. Der "Máximo Líder" ließ sich eine Woche lang von ihm befragen. Das daraus entstandene legendäre Foto- und Reportage-Buch von 1967 hat der TASCHEN Verlag 2016 umfassend erweitert wieder aufgelegt. Ein einzigartiges Zeitdokument für jeden, der Castro unvoreingenommen begegnen will. Der US-amerikanische Fotograf und Reporter Lee Lockwood kam erstmals Sylvester 1958 nach Kuba und begleitete die Castro auf seinem Triumphzug nach Havanna. Castro fand Gefallen an Lockwood und lud ihn ein, nach Kuba zurückzukehren. und Lockwood war noch einige Male auf der Insel, bis die amerikanische Aktion in der Schweinebucht Reisen nach Kuba verhinderten. Erst 1964 kam er wieder für drei Wochen nach Kuba, 1965 blieb er 14 Wochen, in denen er durch das Land reiste und gar die Gelegenheit hatte, Fidel Castro eine Woche lang ohne Unterbrechungen zu interviewen. Das Interview wurde unter der Leitung von Castros Chefstenografen Tamargo festgehalten. Zurück in New York erhielt Lockwood eine in 5 Bänden gebundene, 420 Seiten umfassende Abschrift.
Dieses Interview und Lockwoods Beobachtungen, die zusammen mit 100 schwarz-weiß Fotos 1967 veröffentlicht wurden, hat der TASCHEN Verlag als Grundlage genommen für seine 2016 vorgelegte Prachtausgabe. 200 zusätzliche, überwiegend farbige Fotos aus Lockwoods Center for Cuban Studies, halten die Wochen fest, in denen Lockwood mit Castro durch Kuba reiste, aber auch die Entwicklung des Landes in den 1960er Jahren. Viele dieser Bilder wurden zuvor noch nie veröffentlicht. So zeigen die Fotografien den Aufbau von Kooperativen, der Entstehung von Kindergärten, die Zusammenarbeit mit der Sowjetunion, die Stärkung der Frau im Arbeitsleben, aber auch der harte Arbeitsalltag auf den Zuckerrohrfeldern und den Fabriken und der schlichte Alltag ohne Luxus und immer wieder Fidel Castro, vor Millionen an der Plaza de la Rvolucion, auf der Veranda im Kreise seiner Getreuen, am Strand, bei der Jagd und vieles mehr. Lockwood schreibt über eine Reise mit Castro nach Uvero, über die Zeit auf der Isla de los Pinos, über Politisch Gefangene, und über Camariorca un den Exodus, selbst Che Guevara Verschwinden ist ein Kapitel gewidmet. Eingerahmt wird das Werk von einem Vor und Nachwort von Saul Landau, einem amerikanischen Journalisten, Filmemacher und Menschenrechtler. Lockwood und Saul konnten den Wandel, den sich Kuba in den letzten Jahren unterzog nicht miterleben -Saul starb 2013, Lockwood bereits 2010 - und ob der bis jetzt erfolgte vor allem materielle Wandel auch in einen politischen Wandel mündet, wird sich frühestens 2018 erweisen, wenn Raúl Castro die Amtsgeschäfte niederlegt und eine Generation an die Schalthebel der Macht gelangen wird, die nicht mehr aktiv an der Revolution teilgenomen hat. Wie auch immer sich Kuba dann entwickeln wird, Lockwoods Buch für immer eine Momentaufnahme während Kubas gesellschaftlichen Umbruchs bleiben. Mittelpunkt des Buches ist aber das Interview, das vor über 50 Jahren geführt wurde, aber immer noch aktuell ist. So haben Castros Bemerkungen zu Havanna heute noch Gültigkeit: "Havanna ist von vornherein für ein Land unserer Größe und unseres geografischen Zuschnitts. … Wir haben eine überentwickelte Hauptstadt in einem völlig unterentwickelten Land geerbt. Eine moderne Stadt verursacht viele Kosten; Havanna auf demselben Niveau zu halten wie früher, wäre all dem abträglich, was im Landesinneren getan werden muss. Deshalb muss Havanna zwangsläufig ein wenig darunter leiden, dass wir den Verfall so lange außer Acht lassen, bis wieder genügend Mittel vorhanden sind." Das Interview legt aber auch sich abzeichnenden gesellschaftliche Probleme an den Tag. An verschiedenen Punkten kommt Lockwood auf Menschenrechte zu sprechen: Prostitution Homosexualität, Meinungsfreiheit, politische Indoktrination zu sprechen. Lochwood fasst Castro dabei nicht mit Samthandschuhen an, er stellt unagenehme Fragen, bleibt hartnäckig und hakt nach wenn Castro ausweicht. Lochwood gelingen damit Dabei oft Wortwechsel in dene Castro erstaunlich offen spricht wie der folgende Disput, in dem es um die Zensur geht und das verzerrte Bild von den USA das die kubanischen Medien und die Politik im revolutionären Kampf verbreiten. Lockwood:" Geschieht es auch im Namen dieses "Kampfes", dass die kubanische Presse so einseitig über die Vereinigten Staaten bereichtet?" Castro: "... Es stimmt, alles was wir über die Vereinigten Saaten sagen, bezieht sich im wesentlichen auf die schlimmsten Seiten....so ist das nur eine Antwort auf das, was sie immer mit uns machen... Der einzige Unterschied ist, dass wir keine Unwahrheiten über die Verreinigten Staaten schreiben... wir ersinnen keine Lügen." Lockwood: "Aber das läuft doch auf dasselbe hinaus...ein Zerrbild, das nichts anderes ist als eien Lüge." Castro: "Das hängt davon ab, was Sie unter eine Lüge verstehen. Ich gebe zu, es ist eine Verzerrung. Eine Lüge ist einfach die mutwillige Erfindung von Fakten, die gar nicht existieren..." Lockwood: "Aber wenn Sie diese Verzerrungen... auch weiterhin fördern, wie können Sie dann jemals auf Frieden hoffen?" Castro: "... Es nicht unsere Schuld. Es waren die Vereinigten Staaten , die alle Verbindungen zu Kuba gekappt haben." Lockwood: "Ich glaube nicht, dass das irgendetwas mit der Frage zu tun hat." Castro: "Wenn ich ihnen erkläre, wie sich die Dinge von unserer Seite darstellen, erfülle ich einfach meine Pflicht, absolut offen mit Ihnen zu reden.... wie viele führende Politiker der der Vereinigte Staate, würden sich in der gleichen Art und Weise äußern?" Lockwood: "Sie sind überaus offen, aber ich möchte auf diesem Punkt noch ein wenig länger beharren. Ich bin persönlich der Meinung, dass Sie mehr zu gewinnen haben, wenn Ihre Gesellschaft frei ist, sich über alle möglichen Dinge im Zusammenhang mit den Vereinigten Staaten zu informieren, als wenn Sie darauf bestehen, ein verzerrtes Bild von uns zu zeichnen. So hat es zum Beispiel in den jüngsten Jahren wachsende Bemühungen unserer Regierung gegeben, den Bürgerrechtskampf der Schwarzen zu unterstützen. Und es wurden überzeugende Gesetze verabschiedet. Darüber könnte die kubanische Presse auch mal berichten – neben der Tatsache, dass es Unruhen der Schwarzen in Kalifornien gibt oder dass der Ku-Klux-Klan in Georgia und Alabama marschiert, was das Einzige ist, worüber Sie überhaupt berichten.“ Castro: "Soweit ich weiß, ist über die Gesetzgebung hier berichtet worden, obwohl wir natürlich einen ganz anderen Standpunkt dazu vertreten als Sie. Wir glauben, dass das Problem der Diskriminierung eine wirtschaftliche Komponente und Grundlage hat, die zu einer Klassengesellschaft passt, in der Menschen von Menschen ausgebeutet werden. Das ist fraglos ein schwieriges, komplexes Problem. Wir haben auch unsere Erfahrungen mit der Diskriminierung gemacht. Die Diskriminierung verschwand mit dem Ende der Klassenprivilegien, und es hat die Revolution nicht viel Mühe gekostet, das Problem zu lösen. Ich glaube nicht, dass das in den Vereinigten Staaten hätte getan werden können …“ Das Interview lässt viel Lesarten und Deutungen zu. Wer es gelesen hat, kann über Castros Glauben staunen, der seine Bedürfnisse und Wünsche nach einem individuell Leben schlicht außer Acht lässt, da für ihn die Masse und nicht der Einzelne im Mitelpunkt steht, oder über das Klima der Offenheit in dem die Gespräche stattfanden, und die Eingeständnisse, etwa über die fehlende öffentliche Kritik aber auch über alle die Probleme und Konflikte, die schon vor mehr als 50 Jahren agsprochen wurden und dnen Kuba heuet noch ausgesetzt ist. Lockwood ergänzt das Interview mit einem Fazit, in dem er nicht nur vorausahnt, dass sich die Unterdrückung freier Meinung und Kritik in Kuba festigen wird. Er sieht auch, dass die unversöhnliche Haltung der eigenen Regierung Kuba gegenüber Castros Handlungsfreiheit einschränken, ihn letztendlich aber in seiner ideologischen Haltung bestärken wird. Auch mit seinem Appell das Verhältns zu Kuba zu überdenken, sollte er Recht behalten.
Anzeige (G2)
| |
Letzte Meldungen
Text: Leon Latozke
Anzeige (G1)
(adsbygoogle = window.adsbygoogle || []).push({});
0 Kommentare
Ihr Kommentar wird veröffentlicht, sobald er genehmigt ist.
Antwort hinterlassen |
Dossiers
Mediathek
Anzeige (M2) Anzeige (G4) Archiv
nach Monaten
September 2024
|
|
|
Anzeige (G3) |