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José Basulto, von der CIA ausgebildeter Gründer von "Brothers to the Rescue", verklagt Netflix", weil der Film "The Wasp Network" die Organisation als Gruppe von Terroristen und Drogenhändlern verleumde.
Netflix zum zweiten Mal wegen "The Wasp Network" verklagt (Bildquelle: El Nuevo Herald © Na)
Der Film "The Wasp Network" hat Mitglieder der kubanischen Exilgemeinde im Miami, USA verärgert, die daraufhin vor Gericht geklagt haben. Zuerst war es Ana Margarita Martínez und jetzt ist es José Basulto, Gründer von "Brothers to the Rescue", der Netflix wegen Verleumdung verklagt, auch im Namen seiner Organisation, weil der umstrittene Film sie als Terroristen und Drogenhändler darstelle.
"Basulto wird fälschlicherweise als Anführer und Rekrutierer einer terroristischen Organisation dargestellt, die aktiv an terroristischen Aktivitäten und Drogenhandel beteiligt ist und diese koordiniert", heißt es in der Klageschrift, die am 13. Juni bei einem Bundesgericht in Miami eingereicht wurde und in der auch der Regisseur des Films, der Franzose Oliver Assayas, und mehrere an der Produktion beteiligte Unternehmen wegen Verleumdung zur Verantwortung gezogen werden. "The Wasp Network", das seit Juni 2020 von 192 Millionen Abonnenten gesehen werden kann, wird auf der Netflix-Website als "eine packende wahre Geschichte, in der kubanische Spione in den 1990er Jahren Exilgruppen infiltrieren, um unter großen persönlichen Opfern den Terrorismus gegen die Insel zu stoppen," beworben. Netflix wird wegen des Films bereits zum zweiten Mal verklagt. Basultos Klage kommt zwei Jahre nachdem Ana Margarita Martínez, die von einem dem kubanischen Spione getäuscht wurde, den Streaming-Anbieter verklagt hatte, weil er ihren Ruf diskreditiert hatte, indem er sie als Person mit "unmoralischem Sexualverhalten" darstellte, die ein luxuriöses Leben mit Geld aus dem Drogenhandel und terroristischen Aktivitäten führe, so das Schreiben ihrer Anwälte. "Basulto verklagt Netflix, weil das Unternehmen böswillig gehandelt hat. Sein Ruf hat gelitten, weil der Film ihm Schlimmes vorwirft, nämlich ein Terrorist und ein Drogenhändler zu sein", erklärte Leon Hirzel, Anwalt von Basulto und Martinez, gegenüber der Tageszeitung El Nuevo Herald und wies darauf hin, dass Martinez' Fall sehr gut vorankomme und man seit zwei Jahren an einer Strategie arbeite. Seine Firma "ist bereit, den Fall bis zum Ende durchzuziehen", sagte Hirzel. Wie Martínez wurde auch Basulto nicht für den Film konsultiert. Der Film basiert auf dem Roman "Os últimos soldados da guerra fría" des Brasilianers Fernando Morais, in der deutschen Übersetzung auch unter dem Titel "Die letzten Soldaten des Kalten Krieges" bekannt. Während der Filmtitel auf das kubanische Spionagenetzt zielt, bezieht sich der Romantitel auf die Miami Five, die kubanischen Geheimdienstoffiziere Gerardo Hernández, Ramón Labañino, René González, Antonio Guerrero und Fernando González, deren Geschichte in Kuba und in Florida jeder kennt, die in den USA verhaftet und zu langen Gefängnisstrafen verurteilt wurden. "The Wasp Network" verzerre die wahre Geschichte und versucht, die Rollen von Helden und Schurken zu vertauschen, heißt es in der Klage. Dabei werd nicht berücksichtigt, dass "Brothers to the Rescue" im Rahmen einer humanitären Mission in der Straße von Flüchtlinge rettete. Außerdem werde fälschlicherweise dargestellt, dass die Flugzeuge am 24. Februar 1996 von der kubanischen Regierung zur Verteidigung des kubanischen Luftraums abgeschossen wurden. "Brothers to the Rescue" (spanisch: Hermanos al Rescate, deutsch: Brüder für die Rettung, BTTR) wurde 1991 vom Exilkubaner José Basulto in Miami als Freiwilligen-Organisation von Piloten gegründet, die bis 2003 aktiv war. Gründungszweck und Hauptbetätigung der Gruppe war die Unterstützung von kubanischen Bootsflüchtlingen durch Entdeckung und Hilfe aus der Luft. Die BTTR machten durch Provokationen der von ihnen politisch abgelehnten kubanischen Regierung Fidel Castros wie vor allem öffentlichkeitswirksame Flugblattabwürfe auf sich aufmerksam, teilweise unter Verletzung des kubanischen Luftraums. Im Februar 1996 wurden zwei unbewaffnete Zivilmaschinen der "Brothers to the Rescue" in internationalem Luftraum durch zwei Kampfflugzeuge der kubanischen Luftabwehr abgeschossen und die vier Insassen getötet. Nach einer internationalen Untersuchung wurde Kuba für den Abschuss von den Vereinten Nationen verurteilt. Der Vorfall hatte eine nachhaltige Verschlechterung der Beziehungen zwischen Kuba und den Vereinigten Staaten zur Folge. "Der Film idealisiert und verherrlicht die kriminellen Aktivitäten der so genannten erwähnten Spione des kubanischen Innenministeriums, deren Spionagetätigkeit für den Tod von vier Amerikanern im Jahr 1996 verantwortlich ist", heißt es in der Klageschrift. Hirzel weist darauf hin, dass die Filmemacher weder die öffentlichen Unterlagen konsultiert haben, in denen die Fakten festgehalten sind, für die die fünf Spione verurteilt wurden, noch hätten sie Basultos Buch "Seagull One: The Amazing True Story of Brothers to the Rescue" gelesen. Der 1940 in Santiago de Cube geborene Jose Jesus Basulto Leon war seit der kubanischen Revolution an verschiedenen Aktivitäten beteiligt, die darauf abzielten, die kubanische Regierung zu untergraben oder zu stürzen. Nach der Revolution wurde er von der CIA in Panama, Guatemala und den Vereinigten Staaten in den Bereichen Nachrichtendienst, Kommunikation, Sprengstoff, Sabotage und Subversion ausgebildet. Später wurde er nach Kuba zurückgeschickt, wo er sich als Physikstudent an der Universität von Santiago ausgab, um die Invasion in der Schweinebucht vorzubereiten. 1961 infiltrierte Basulto unter der Schirmherrschaft der CIA Kuba für ein Kommandounternehmen, das eine angebliche Raketenbasis sabotieren sollte, eine Mission, die letztlich abgebrochen wurde. Im August 1962 war er an einer Expedition des Directorio Revolucionario Estudantil beteiligt, die mit einem Boot nach Kuba fuhr und eine 20-mm-Kanone auf ein Hotel abfeuerte, wobei jedoch niemand getötet wurde. In den 1980er Jahren flog Basulto medizinische Hilfsgüter für die nicaraguanischen Contras.
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Text: Leon Latozke
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