Neues aus Kuba
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Bis Ende August sollten 70 Prozent der kubanischen Bevölkerung mit den landeseigenen COVID-19-Impfstoffen immunisiert sein, doch bislang haben nur 30 Prozent vollständigen Impfschutz. Nachdem das Land einem der schlimmsten Coronausbrüche der Welt ausgesetzt ist, setzt die kubanische Regierung erstmals Vakzin aus dem Ausland ein. Kritiker sagen viel zu spät.
Abbildung: Ministerio de Defensa del Perú from Perú, Perú, CC BY 2.0, via Wikimedia Commons
Kuba, das bisher ausschließlich seine eigenen COVID-19-Impfstoffe eingesetzt hat, wird in seinem Kampf gegen einen der schlimmsten Coronavirus-Ausbrüche der Welt nun auch den Sinopharm-Impfstoff seines Verbündeten China verwenden.
Die Gesundheitsbehörden werden ab Sonntag (29.) in der zentralen Provinz Cienfuegos, wo die Zahl der mit dem Coronavirus infizierten Personen fast tägliche neue Höchststand erreicht, wird neben ihrem eigenen Impfstoff auch einen chinesischen Impfstoff von Sinopharm verwenden so Vicente Verez, der Leiter des kubanischen Finlay-Impfstoffinstituts, wie der Lokalsender Radio Habana Cuba (RHC) auf seiner Website berichtet. Demnach erklärte Vérez Bencomo bei einem Treffen mit der provisorischen Arbeitsgruppe in der Provinz, dass für die allgemeine Immunisierung der chinesische Impfstoff Sinopharm mit einer Wirksamkeit von 79 Prozent in zwei Dosen und eine Auffrischungsdosis Soberana Plus 21 Tage später verabreicht werden soll. Er wies daraufhin, dass diese Auslandsimpfung von der Weltgesundheitsorganisation empfohlen wurde und dass die erforderlichen Dosen für eine Bevölkerung, die als so klein wie die von Cienfuegos gilt, verfügbar und garantiert sind. Es wird das erste Mal sein, dass Kuba seiner Bevölkerung ein im Ausland hergestelltes Medikament verabreicht. Cienfuegos und mehrere Provinzen des Landes, darunter Pinar del Rio, Artemisa, Ciego de Avila und Havanna, stehen im Mittelpunkt eines erneuten Anstiegs der COVID-19-Fälle, den die Gesundheitsbehörden nicht stoppen konnten und der die Gesundheitsinfrastruktur der Insel an den Rand des Zusammenbruchs brachte. Bisher gibt es keine offiziellen Angaben dazu, wie Kuba die chinesischen Impfstoffe erhalten hat, ob sie von der Inselregierung gekauft oder von der asiatischen Nation gespendet wurden. Auch warum die Behörden, die Anfang des Monats erklärt hatten, dass sie in der Lage sein würden, bis September genügend Impfstoffe für ganz Kuba zu produzieren, sich jetzt dafür entschieden, einen ausländischen Impfstoff einzusetzen, wurde nicht erklärt. Kuba hat sich weder dem Covax-Mechanismus der Weltgesundheitsorganisation (WHO) angeschlossen, der geschaffen wurde, um Ländern mit niedrigem Einkommen Zugang zu Impfstoffen zu verschaffen, noch hat es diese auf dem internationalen Markt gekauft. Das Gesundheitsministerium hatte im Mai erklärt, dass bis Ende August 70 % der Bevölkerung geimpft werden sollten, doch bisher sind nur 29 % dreimal geimpft und haben vollständigen Impfschutz. Selbst unter Berücksichtigung der 49 %, die nur eine Erstimpfung erhalten haben, hat Kuba seinen Plan nicht eingehalten. Virologen vermuten, dass Kuba nicht über genügend eigenen Impfstoff verfügt, um das Ziel zu erreichen. "Es scheint offensichtlich, dass die Entscheidung, Sinopharm in Cienfuegos einzusetzen, mit der begrenzten Verfügbarkeit kubanischer Impfstoffe und der durch die Explosion der Fälle verursachten Dringlichkeit zusammenhängt", sagte der in Brasilien ansässige kubanische Virologe Amilcar Perez Riverol gegenüber der Nachrichtenagentur REUTERS. Kuba hat sich weder dem Covax-Mechanismus der Weltgesundheitsorganisation (WHO) angeschlossen, der geschaffen wurde, um Ländern mit niedrigem Einkommen Zugang zu Impfstoffen zu verschaffen, noch hat es Vakzine auf dem internationalen Markt gekauft. Zu spät?
Kritiker der Regierung hatten lange darauf gedrängt, ausländische Impfstoffe zu erwerben, anstatt sich einfach auf einheimische zu verlassen, und ihr vorgeworfen, ihr Streben nach Prestige und guter Publicity über Gesundheitsbelange zu stellen. Die Behörden erklärten, sie würden die knappen Ressourcen lieber in die Entwicklung und Herstellung von Impfstoffen stecken als in Importe.
US-Präsident Joe Biden sagte letzten Monat, die Vereinigten Staaten seien bereit, Impfstoffe nach Kuba zu schicken, wenn sichergestellt sei, dass eine internationale Organisation sie verabreiche. Der kubanische Präsident Miguel Diaz-Canel entgegnete, dass die Vereinigten Staaten, wenn ihnen die humanitäre Lage auf der Insel am Herzen läge, die US-Sanktionen aufheben würden, die sie unter anderem dafür verantwortlich machen, dass die Produktion der einheimischen Impfstoffe gebremst wird. Das Land hat einen für seine Größe ungewöhnlich großen Biotechnologiesektor entwickelt, zum Teil in dem Bemühen um Souveränität angesichts des jahrzehntelangen lähmenden Handelsembargos der USA. Es ist das einzige lateinamerikanische Land, das die Entwicklung von zwei COVID-19-Impfstoffen, Soberana 02 und Abdala, abgeschlossen hat, die das Interesse von Ländern auf der ganzen Welt von Jamaika und Mexiko bis Vietnam und Argentinien geweckt haben. Die drei Impfstoffe weisen eine Wirksamkeit von über 90 % auf, obwohl die Daten noch nicht in Fachzeitschriften veröffentlicht worden sind. Beide Impfstoffe sind für den Notfalleinsatz zugelassen.
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Text: Leon Latozke
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