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Die Sterne stehen günstig für kubanische Migranten, die ein besseres Leben in den USA suchen13/6/2022 Die Zahl kubanischer Migranten steigt stetig, denn die Reise nach Amerika, oft über Nicaragua, ist machbar geworden. Das berichtet die britische Tageszeitung The Guardian und sieht gute Chancen für Kubaner auf ein besseres Leben in den USA. Bild von Andrea Ridács auf Pixabay Eines Morgens im letzten Frühjahr machte sich der 22-jährige Ernesto Hernández in einem baufälligen Boot vom Stadtrand Havannas aus auf den Weg, in der Hoffnung, die Meerenge von Florida zu überqueren. Der Plan war, eine marode, kommunistisch regierte Insel, auf der er keine Zukunft sah, hinter sich zu lassen und in einen amerikanischen Traum zu segeln. Seitdem hat niemand mehr etwas von ihm oder den anderen sechs Personen an Bord gehört. "Wir alle wissen, dass er ertrunken ist", sagt Camilo Soria, 22, ein Freund aus Kindertagen gegenüber der britischen Tageszeitung The Guardian. "Als ich ein Kind war, hörte ich Erwachsene über solche Dinge reden, aber man weiß nicht wirklich, was es bedeutet, bis man jemanden verloren hat". Laut einem jetzt auf der Website des Guardians veröffentlichte Artikel sagen Analysten voraus, dass die Zahl der Kubaner, die die Insel verlassen, in diesem Jahr einen neuen Höchststand erreichen wird. Demnach hat die US-Küstenwache seit Oktober fast 2.000 Kubaner abgefangen. Doch weitaus mehr fliegen auf das lateinamerikanische Festland, bevor sie an die Grenze zwischen den USA und Mexiko gelangen: Nach Angaben der US-Zoll- und Grenzschutzbehörde sind seit Oktober 114.000 Kubaner in die USA eingereist - 1 % der Gesamtbevölkerung der Insel. Nach dem harten Vorgehen gegen die Demonstranten, die im letzten Sommer in noch nie dagewesener Zahl auf die Straßen der Insel strömten, wandern einige Kubaner aus politischen Gründen aus. Aber da die Wirtschaft der Insel in einer tiefen Krise steckt, deren Ende nicht abzusehen ist, verlässt die große Mehrheit das Land auf der Suche nach einem besseren Leben. Soria, der an der Universität von Havanna Sportwissenschaften studiert, sagt, er kenne etwa 40 Personen - Freunde, Klassenkameraden, Nachbarn -, die in den letzten Jahren ausgewandert sind. Möchte er auch weggehen? "Ja, natürlich", antwortete er kürzlich in einem Telefoninterview mit dem Guardian, bevor er verriet, dass er in der Schlange vor der mexikanischen Botschaft in Havanna steht, um seine Papiere in Ordnung zu bringen. Trumps Politik des "maximalen Drucks" gegenüber Kuba, die größtenteils von der Biden-Administration beibehalten wurde, hat den Lebensstandard der Menschen erfolgreich gesenkt, weiß das Blatt. Die Pandemie war der letzte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte: Seit zwei Jahren ist stundenlanges Schlangestehen für Grundnahrungsmittel wie Hühnerfleisch zur neuen, trostlosen Normalität geworden. Und zumindest im Moment stehen laut Guardian die Sterne gut für diejenigen, die das Land verlassen wollen. "Wenn man es bis zur US-Grenze schafft, kommt man auch rein", zitiert die Zeitung Andrew Selee, den Präsident des Migration Policy Institute, einer Washingtoner Denkfabrik. Da sich die Beziehungen zwischen den USA und Kuba verschlechtert haben, ist die Zusammenarbeit im Bereich der Migration zusammengebrochen. Seit die Trump-Administration die konsularischen Dienste der US-Botschaft in Havanna 2017 geschlossen hat, nachdem Diplomaten über mysteriöse gesundheitliche Zwischenfälle berichtet hatten, ist die legale Migration in die USA weitgehend zum Erliegen gekommen: Washington hat mit der Insel ein Abkommen über die Erteilung von jährlich 20.000 Einwanderungsvisa geschlossen, hat aber kaum welche ausgestellt. In der Zwischenzeit hat Kuba die Annahme von Flügen mit "Ausgeschlossenen" aus den USA gestoppt, so dass die Regierung Biden keine Möglichkeit zur Abschiebung hat. "Das wäre die wichtigste Abschreckung, die die USA für Menschen haben, die unerlaubt einreisen", so Selee zum Guardian. " Die haben sie im Moment nicht." Die Reise für kubanische Migranten ist zwar immer noch tückisch, aber auch praktikabler geworden. Früher versuchten die Menschen, die 90 Meilen lange Meerenge auf dem Seeweg mit Flößen, gekaperten Fähren oder sogar schwimmenden Pickups zu überqueren. Legale Ausreisemöglichkeiten gab es kaum; Regierungsinspektoren machten eine Bestandsaufnahme der Besitztümer der Menschen - und zählten sogar das Besteck - bevor sie Ausreisevisa erteilten. Mittlerweile hätten die kubanischen Behörden die Reisebeschränkungen gelockert, und der Guardian sieht das Hauptproblem nicht mehr darin, ein Visum zum Verlassen der Insel zu erhalten, sondern ein Visum für ein anderes Land. Das änderte sich im November letzten Jahres, als die Regierung von Daniel Ortega den Kubanern die visafreie Einreise nach Nicaragua erlaubte (anscheinend um ein Druckmittel gegenüber den USA zu schaffen, während die herrschende Clique über eine Aufhebung der Sanktionen verhandelt). Damit wurde für wohlhabendere Kubaner eine Landbrücke in die USA geschaffen - für diejenigen, die ein Auto oder ein Haus zu verkaufen haben, oder die Familie im Ausland haben. Sie können jetzt ein 4.000-Dollar-Ticket für die einfache Fahrt nach Managua kaufen und sich dann auf dem Landweg zur südlichen Grenze durchschlagen. Anstatt sich über die Grenze zu schleichen, wenden sich die Kubaner lieber an die Einwanderungsbehörden und beantragen Asyl. Da die Grenzübertritte aller Nationalitäten in die USA in diesem Jahr alle Rekorde brechen werden, sind die Behörden überfordert, was den Rückstau bei den Asylverfahren noch vergrößert hat. "Das ist ein enormer Vorteil für die Kubaner", sagte William LeoGrande, Professor für Regierungslehre an der American University dem Guardian. "Denn wenn sie erst einmal drin sind, beginnt die Uhr zu laufen ... Wenn sie ein Jahr und einen Tag in den USA sind, haben sie das Recht, einen Daueraufenthalt zu beantragen - ein Privileg, das keine [andere] Nationalität hat." Rafael Hernández, Herausgeber der staatlich gelenkten sozialwissenschaftlichen Zeitschrift Temas, sagte, es sei einfach, nach dem Cuban Adjustment Act eine Daueraufenthaltsgenehmigung für die USA zu erhalten." Es ist wie das Entfernen eines Weisheitszahns - einfach etwas, das man durchmachen muss", sagte er. Quelle: The Guardian (https://t1p.de/w0t73)
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Text: Leon Latozke
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