Neues aus Kuba
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Brasilien sich hat angesichts der schlimmsten Dengue-Epidemie der letzten Jahrzehnte dazu entschlossen, als erstes Land der Welt den neuen japanischen Impfstoff Qdenga einzusetzen. Eine Entwicklung, die die Aufmerksamkeit auch auf die Bemühungen kubanischer Wissenschaftler lenkt, ein Dengue-Vakzin zu entwickeln. Die Dengue-Epidemie in Brasilien, die als die schlimmste der letzten 90 Jahre beschrieben wird, hat zu mehr als 1,2 Millionen Erkrankungen und 278 Todesfällen geführt. Als Reaktion darauf hat Brasilien beschlossen, einen Impfstoff in sein Dengue-Bekämpfungsprogramm aufzunehmen, wobei der Impfstoff Qdenga des japanischen Labors Takeda eingesetzt wird. Dies markiert einen bedeutenden Schritt in der Bekämpfung dieser Krankheit auf dem amerikanischen Kontinent und lenkt die Aufmerksamkeit auf die Bemühungen kubanischer Wissenschaftler, einen Dengue-Impfstoff zu entwickeln.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat darauf hingewiesen, dass sich die Zahl der gemeldeten Dengue-Fälle in den letzten Jahrzehnten verzehnfacht hat und auf über 5 Millionen pro Jahr gestiegen ist. Dies spiegelt eine globale Herausforderung wider, da sich die Krankheit in Gebieten ausbreitet, in denen sie zuvor nicht weit verbreitet war, einschließlich Europa und den Vereinigten Staaten. Obwohl Kuba nicht zu den Ländern gehört, die die meisten Dengue-Fälle melden, ist die Krankheit auf der Insel dennoch ein wiederkehrendes Problem. Bereits in den 1980er Jahren hatte eine Dengue-Epidemie schwerwiegende Auswirkungen auf die kubanische Bevölkerung, was zu Tausenden von Fällen und tragischen Todesfällen führte. Seit 1992 arbeiten kubanische Wissenschaftler an der Entwicklung eines Dengue-Impfstoffs. Die Forschung begann mit vielversprechenden Ergebnissen, darunter die Identifizierung eines Proteins namens Domain III, das eine Immunität gegen Dengue-Fieber bei Primaten auslösen konnte. Im Laufe der Jahre wurden verschiedene Ansätze verfolgt, um einen wirksamen Impfstoffkandidaten zu entwickeln, darunter eine Kandidat namens TetraDIIIC, der vielversprechende Ergebnisse in präklinischen Studien erzielte und das Konzept eines vierwertigen Impfstoffkandidaten verfolgte, der gegen alle vier Serotypen des Dengue-Virus schützen kann - eines der wichtigsten Ziele für jeden Impfstoff, der gegen die Krankheit wirksam sein soll, und etwas, das das Takeda-Labor bereits erreicht hat. Die jüngsten Entwicklungen deuten darauf hin, das Kubas Forschungsarbeiten an dem Impfstoffkandidaten TetraDIIIC mittlerweile eingestellt wurden und dass die Forscher auf der Karibikinsel eine neue Strategie verfolgen. So ist die Zahl der Veröffentlichungen mit dem Stichwort "Cuba dengue vaccine" auf der Website Pubmed seit 2019 drastisch zurückgegangen, nachdem in den Jahren zuvor Dutzende wissenschaftlicher Artikel zu diesem Thema erschienen waren. Zudem wurden seit diesem Jahr keine Veröffentlichungen mehr zur TetraDIIIC-Domäne bei Pubmed gemeldet. Dies könnte mit dem Sicherheitsprofil des kubanischen Impfstoffkandidaten zu tun haben und mit der Entwicklung von Dengvaxia zusammenhängen, dem ersten zugelassenen Dengue-Impfstoff der Welt. Dengvaxia ist ein Impfstoff, der von einem französischen Pharmaunternehmen mit Sitz in den Vereinigten Staaten, Sanofi Pasteur, entwickelt wurde. Nachdem 2017 mehr als 733.000 Minderjährige auf den Philippinen geimpft worden waren, wurde die Verabreichung des Mittels in diesem Land verboten, nachdem der Tod von Kindern mit schweren Formen der Krankheit festgestellt worden war. Alles scheint darauf hinzudeuten, dass dies auf ein Phänomen zurückzuführen ist, das als Antikörper-abhängige Verstärkung (ADA) bekannt und für Dengue charakteristisch ist. Wenn sich eine Person mit einem Virus eines der vier Dengue-Serotypen infiziert, verläuft die Infektion in der Regel asymptomatisch oder sehr mild. Wenn sich eine Person jedoch in Zukunft mit einem Virus eines der anderen Serotypen infiziert, besteht die Möglichkeit, dass anstelle einer banalen Infektion eine schwere Form der Krankheit auftritt, die zum Tod führen kann. Neben den der Anzahl der kubanischen Pubmed-Publikationenm, gibt es weitere Hinweise dafür, dass die kubanischen Wissenschaftler ihre Strategie überdacht haben und eine neue Herangehensweise verfolgen. So berichteten die nationalen Medien im September 2022 kurz über die Präsentation von Dr. S. Gerardo Guillén Nieto - Mitglied des Forscherteams, das seit den ersten veröffentlichten Arbeiten mit der Entwicklung des Impfstoffs betraut war, und Direktor der biomedizinischen Forschung am Zentrum für Gentechnologie und Biotechnologie in Havanna (Centro de Ingeniería Genética y Biotecnología - CIGB) über "die kubanische Strategie für den Dengue-Impfstoff" vor den höchsten Behörden des Landes. Im März 2023 teilte das CIGB über die sozialen Medien mit, dass die kubanische Strategie zur Gewinnung eines Impfstoffs gegen diese Krankheit auf rekombinanten Proteinen basiere, aber bei dieser Gelegenheit bezog man sich auf die Verwendung anderer Strukturen als die, die man mit TetraDIIIC verfolgte. Laut der Veröffentlichung des Instituts handelt es sich um "eine sehr sichere technologische Plattform. Wir haben einen tetravalenten Kandidaten, der auf den Proteinen der vier Dengue-Viren basiert und den wir im Moment evaluieren". Einen Monat später gab CIGB bekannt, dass sich der Impfstoffkandidat gegen Dengue derzeit in der "Forschungs-Entwicklungsphase" befindet. Der Publikation zufolge beginnen die Forscher "mit präklinischen Studien, in denen sie zwei verschiedene Formulierungen testen, um festzustellen, welche in die klinischen Studien aufgenommen wird", d. h. welche am Menschen getestet werden soll. Am selben Tag erklärte der Forschungsdirektor des CIGB in einem Interview mit der spanischen Nachrichtenagentur EFE dass die kubanischen Forscher "anstelle des Proteins, das in der Virusmembran zu finden ist", "mit den Nichtstrukturproteinen experimentieren". "Kuba versucht, den Impfstoff auf eine andere Art und Weise herzustellen", und, so der EFE-Artikel, "es ist das einzige Land, das dies auf diese Art und Weise versucht", und mit Nicht-Strukturproteinen experimentiert die nicht Teil der Hülle der Viren sind, sondern von ihren Genen kodiert werden. Laut Guillén Nieto geht es darum, einen Impfstoff zu entwickeln, der die zellvermittelte Reaktion des Empfängers verstärkt und nicht die seiner Antikörper. Dies würde ADA oder Immunoamplifikation, wie das Phänomen auch genannt wird, vermeiden und eine wichtige zelluläre Reaktion erzeugen, die schwere Formen von Dengue verhindern würde. Wie bereits festgestellt, existieren weltweit lediglich zwei zugelassene Impfstoffe: Dengvaxia, hergestellt von einem französischen Labor, dessen Sicherheitsprobleme seine Verbreitung stark beeinträchtigt haben, und Qdenga, auch bekannt als der japanische Impfstoff, dessen Kosten pro Dosis laut einer argentinischen Zeitung bei 52 Dollar liegen. Die Produzenten von Qdenga sind nicht in der Lage, die Nachfrage eines Landes wie Brasilien zu decken, geschweige denn die Nachfrage von fast der Hälfte der Weltbevölkerung, die dem Virus ausgesetzt ist. Die Strategie, in Kuba ein nationales Präparat herstellen zu lassen, wäre daher in vielerlei Hinsicht außergewöhnlich. Zum einen würde das Land die Kosten für die Immunisierung seiner Bevölkerung erheblich reduzieren. Zum anderen würde es einen Markt mit Milliarden von Menschen in der Welt erschließen, die im gesamten tropischen und subtropischen Gürtel dem Dengue-Fieber ausgesetzt sind, was offensichtliche wirtschaftliche Vorteile mit sich bringen würde. Die Forschungsarbeiten des kubanischen Teams stehen jedoch vor Herausforderungen, darunter regulatorische Hürden und die Notwendigkeit weiterer klinischer Studien. Die Entwicklung eines Impfstoffs erfordert Zeit und Ressourcen, aber die potenziellen Vorteile für Kuba und die Weltgemeinschaft sind enorm.
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Text: Leon Latozke
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