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Amelia Calzadilla wurde vorgeladen, nachdem sie auf Facebook die hohen Stromkosten und die schwierigen Lebensbedingungen in Kuba in einem Video angeprangert hatte, das viral ging und für Kontroversen sorgte.
Amelia Calzadilla nach einer Sitzung der Stadtverwaltung in Havanna, 13. Juni 2022 (Bildquelle: REUTERS © REUTERS/Alexandre Meneghini)
Amelia Calzadilla, professionelle Übersetzerin und Mutter von drei Kindern, traf sich am Montag (13.) mit lokalen Beamten in Havanna, um ihre Beschwerden vorzutragen, nachdem sie in den sozialen Medien ein Video veröffentlicht hatte, in dem sie die Regierung für die Wirtschaftskrise und den Mangel auf der Insel verantwortlich machte. Nach ihrem Termin mit den Behörden schickte sei eine weitere Video-Nachricht. "Der Hauptgrund für meine Direktübertragung ist, dass ihr wissen sollt, dass es mir gut geht", sagte sie in dem Live-Video. Im Video, das letzten Freitag live auf Facebook gepostet wurde, winkt die 31-Jährige mit ihrer Stromrechnung vor der Kamera und beginnt dann eine achtminütige Tirade gegen die Regierung, in der sie sich über steigende Preise, Stromausfälle und einen Mangel an Kochgas in ihrem Haus beschwert. "Meine Frage richtet sich an die kubanische Mutter, die wie ich morgens aufsteht und sich Sorgen macht, dass der Strom abgestellt wird, weil sie nicht weiß, was sie ihren Kindern am Ende des Tages nach der Schule zu essen geben soll ...", sagt Calzadilla und wird im Laufe der Aufnahme immer aufgeregter. "Ich frage Sie: Wie viel können Sie noch ertragen? Denn ich kann es nicht mehr ertragen." Calzadillas Video, ein ungewöhnlich pointierter Ausbruch auf einer Insel, auf der solche Vorwürfe normalerweise nicht geduldet werden, ging viral und wurde zehntausende Male geteilt und über mehrere soziale Medien angesehen. Am Montag traf sich Calzadilla zusammen mit ihren Eltern mit lokalen Beamten, darunter auch dem Stadtpräsidenten des dicht besiedelten Stadtteils Cerro in Havanna, um die Spannungen wegen des Videos zu entschärfen, wie sie sagte. Nach dem Treffen, das sie als "respektvoll" bezeichnete, sagte Calzadilla in den sozialen Medien, die Beamten hätten ihr erklärt, warum ihre Probleme mit der Stadtverwaltung nicht gelöst worden seien, aber sie sei nicht überzeugt gewesen. "Bis jetzt hat es keine Lösung gegeben", sagte sie in einem anderen Video auf Facebook. "Ich warte darauf, dass sie sich wieder bei mir melden." In dem ursprünglichen Video vom Freitag machte sie deutlich, dass ihr Ärger nicht den Gemeindearbeitern galt, sondern "denen da oben", und beschuldigte Präsident Diaz Canel, seine Frau Lis Cuesta sowie die Minister für Energie und auswärtige Angelegenheiten, die sich verschärfenden Probleme des Landes nicht gelöst zu haben. Die kubanischen Staatsmedien veröffentlichten am Samstag eine Kolumne des Forschers Ernesto Estevez-Rams von der Universität Havanna, in der es heißt, das Video sei ein "Lehrbuchbeispiel" für Manipulation mit dem Ziel, eine "soziale Explosion" auszulösen. "Lassen wir nicht zu, dass sie ... uns nach einer gut durchdachten politischen Agenda manipulieren", sagte Estevez-Rams auf der staatlichen Nachrichten-Website CubaDebate. "Das ist eine Laboroperation, dahinter steckt nichts Spontanes - die üblichen Verdächtigen." Calzadilla bestreitet diese Anschuldigungen und sagte, ihr Social-Media-Post habe lediglich als Ventil für ihre Frustration gedient. Kuba leidet unter der schwersten Wirtschaftskrise seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion, die durch eine zweijährige Coronavirus-Pandemie und verschärfte US-Sanktionen unter dem ehemaligen Präsidenten Donald Trump noch verschlimmert wurde. Die Kubaner warten täglich stundenlang auf Lebensmittel, Transportmittel und Treibstoff, und die Stromausfälle werden mit dem nahenden Sommer immer häufiger. Die schwelende Krise löste im vergangenen Juli die größten Proteste auf der Insel seit der Revolution von Fidel Castro im Jahr 1959 aus. Die Regierung beschuldigte die Vereinigten Staaten, die Unruhen zu schüren, und verurteilte fast 400 Demonstranten zu Haftstrafen, die von Aufruhr bis zu öffentlicher Unruhe reichten.
Quelle: REUTERS (https://t1p.de/qm01g)
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Text: Leon Latozke
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