Neues aus Kuba
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In Kuba, das von einer schwerwiegenden Wirtschaftskrise und Versorgungsengpässen heimgesucht wird, setzen zwei junge kubanische Unternehmer auf eine unkonventionelle Methode, um die Nahrungsmittelproduktion zu steigern und die wachsende Nahrungsmittelknappheit auf der Insel zu bekämpfen: Aquaponik. Dieses innovative System verbindet die Fischzucht mit der Pflanzenaufzucht auf eine umweltfreundliche und äußerst effiziente Weise, wie die Nachrichtenagentur REUTERS berichtet
Aquaponik ist ein Aquakultur-System, bei dem das Abwasser aus der Fischzucht zu hydroponisch angebauten Pflanzen wie Salat geleitet wird. Die Pflanzen nutzen die Nährstoffe im Wasser, um zu wachsen, und reinigen gleichzeitig das Wasser für die Fische. Aquaponik ist ein Verfahren, das die Aufzucht von Wassertieren wie Fischen und anderen Wassertieren (Aquakultur) mit der Kultivierung von Nutzpflanzen, wie z. B. Gemüse, im Wasser (Hydroponik) koppelt. Dabei sind Bakterien zur Umwandlung von giftigen Stoffwechselendprodukte der Fische in Nitrate beteiligt. Exkremente aus der Fischzucht werden so als Nährstoffe für Pflanzen verwendet. Der für die Pflanzenaufzucht nötige Nährstoffeintrag erfolgt so im Wesentlichen über das Fischfutter. Die "Entsorgung" der überflüssigen Nährstoffe, welche sonst bei intensiver Fischzucht oft ein großes Problem ist, übernehmen die Pflanzen - somit entsteht ein Kreislauf in dem jeder Teil von jedem anderen profitiert. Diese Symbiose zwischen Fischzucht und Landwirtschaft ermöglicht es den kubanischen Unternehmern, sowohl proteinreiche Fische als auch frisches Gemüse zu produzieren, ohne auf umweltschädliche und in Kuba begrenztDüngemittel oder Pestizide zurückgreifen zu müssen. Joel Lopez, Mitinhaber von JoJo Acuaponics, einer der Pioniere der Aquaponik in Kuba, beschreibt das System als natürlichen Kreislauf. Die Anlage außerhalb von Havanna besteht aus einer Reihe von Fischtanks und Gewächshäusern, in denen diese innovative Technologie angewendet wird. Die Fische liefern die notwendigen Nährstoffe für das Pflanzenwachstum, während die Pflanzen das Wasser reinigen und somit eine nachhaltige Produktion ermöglichen. "Von den Fischen bis hin zur Produktion von Nahrungspflanzen ist alles natürlich", betont Lopez gegenüben REUTERS und fügt hinzu: "eine perfekte Lösung für Kuba" Die Bedeutung dieses Ansatzes wird vor dem Hintergrund der aktuellen wirtschaftlichen Lage Kubas deutlich. Das Land sieht sich mit dem schlimmsten wirtschaftlichen Abschwung seit Jahrzehnten konfrontiert, was zu erheblichen Engpässen bei Lebensmitteln, Medikamenten und Treibstoff geführt hat. In dieser prekären Situation hat die kommunistisch geführte Regierung Unternehmer dazu ermutigt, kreative Lösungen zur Bewältigung dieser Herausforderungen zu finden. Jose Antonio Martinez, ein ehemaliger Rechtsanwalt und Mitinhaber von JoJo Aquaponics, betont die Notwendigkeit von unternehmerischen Initiativen in dieser schwierigen Zeit. Trotz der zahlreichen bürokratischen Hürden und des Embargos, das von den Vereinigten Staaten während des Kalten Krieges verhängt wurde, sehen viele Kubaner in privaten Unternehmen eine Möglichkeit, wirtschaftlich voranzukommen. Das Durchschnittsgehalt in Kuba beträgt weniger als 20 Dollar pro Monat, was die Bedeutung von unternehmerischer Initiative für die Bevölkerung unterstreicht. "Es ist logisch, dass junge Menschen Unternehmer werden, um voranzukommen und wirtschaftlich erfolgreich zu sein", so Martinez zu REUTERS. Allerdings stehen Unternehmer in Kuba vor erheblichen Herausforderungen. Die Aquaponik-Systeme erfordern eine teure Technologie, die in diesem Kontext schwer zugänglich ist. Martinez gibt an, dass er zwar einige finanzielle Unterstützung von seiner örtlichen Gemeinde erhalten hat, diese jedoch immer noch nicht ausreichend ist, um die Kosten für die Implementierung und den Betrieb des Systems zu decken. Trotz dieser Hindernisse erweist sich die Aquaponik als vielversprechender Ansatz zur Verbesserung der Nahrungsmittelversorgung in Kuba. Sie bietet nicht nur eine nachhaltige Quelle für frisches Gemüse und proteinreichen Fisch, sondern zeigt auch das Potenzial von Innovation und Unternehmertum in einer Zeit, in der das Land dringend nach Lösungen für seine wirtschaftlichen und sozialen Probleme sucht. Die Aquaponik-Initiative von Joel Lopez und Jose Antonio Martinez ist ein Beispiel dafür, wie kreative Ideen und unternehmerischer Geist dazu beitragen können, die Nahrungsmittelproduktion in herausfordernden Zeiten zu steigern und den Menschen in Kuba eine bessere Zukunft zu bieten. Ihr Projekt zeigt, dass selbst inmitten von wirtschaftlichen Schwierigkeiten innovative Lösungen möglich sind, wenn die Entschlossenheit und der Wille vorhanden sind, die drängendsten Probleme anzugehen.
Quelle: REUTERS (https://t1p.de/lausf)
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Text: Leon Latozke
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