Neues aus Kuba
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Die australische Zeitung Green Left beschreibt, wie Kuba in den letzten 25 Jahren seinen Energiesektor erneuert und eine erhebliche Reduzierung der Emissionen erreicht hat.
Photovoltaikanlage in Kuba (Bildquelle: Flickr © IRENA/Flickr CC BY-NC-ND 2.0)
Wie die Sidney ansässige Zeitung Green Left in einem kürzlich veröffentlichten Artikel schreibt, hatten vor der kubanischen Revolution von 1959 nur 56 % der Bevölkerung Zugang zu Elektrizität. Die Vereinigten Staaten hatten die fast vollständige Kontrolle über die wirtschaftlichen, finanziellen und kommerziellen Angelegenheiten Kubas. Etwa drei Viertel des Ackerlandes und mehr als ein Drittel der Rohzuckerproduktion waren im Besitz oder unter der Kontrolle von US-Unternehmen.
Mehr als 90 % der kubanischen Telefon- und Elektrizitätsdienste im US-amerikanischen Besitz, und US-Firmen besaßen alle öffentlichen Versorgungseinrichtungen und drei Erdölraffinerien auf der Insel, betont Green Left. 1960 verstaatlichte Kuba ausländische Unternehmen, darunter Raffinerien, Kraftwerke und die Kubanische Elektrizitätsgesellschaft. Die Regierung zahlte Entschädigungen an die ausländischen Eigentümer, mit Ausnahme der US-amerikanischen, da die US-Regierung die Verstaatlichung ablehnte. Damals warf der kubanische Revolutionsführer Fidel Castro den US-Konzernen eine jahrzehntelange systematische Unterkapitalisierung und wirtschaftliche Sabotage vor, die den Interessen des kubanischen Volkes schadeten. Nach ihrer Machtübernahme führte die Revolutionsregierung eine Energiepolitik ein, die darauf abzielte, den Stromverbrauch zu erhöhen und allen Kubanern den gleichen Zugang zu Strom und anderen Energieformen zu ermöglichen. Die Regierung begann mit dem Aufbau eines landesweit integrierten Elektrizitätssystems, um - nach den Worten des Revolutionsführers Che Guevara, der Industrieminister war - das Land als "eine riesige Zone" zu vernetzen. Bis 1989 hatten 95 % der Bevölkerung Zugang zu Elektrizität. Heute sind es mehr als 98 %. Die Auflösung der UdSSR im Dezember 1991 und der darauf folgende Zusammenbruch des Ostblocks führten dazu, dass diese Länder ihre Hilfe für Kuba fast sofort einstellten. Auch der Handel mit Russland und den ehemaligen Ostblockländern kam zum Erliegen. Anfang der 1990er Jahre folgte eine schwere Wirtschaftskrise, die als "Sonderperiode" bekannt wurde. Im ganzen Land kam es zu ausgedehnten Stromausfällen. Kuba war gezwungen, von Heizöl - das zuvor aus dem Ostblock bezogen worden war - auf schweres kubanisches Rohöl mit hohem Schwefelgehalt umzustellen. Dennoch stammten bereits 1990 fast 11 % des Stroms aus nichtfossilen Brennstoffen, hauptsächlich aus Zuckerrohrabfällen. Die Sonderperiode veranlasste die Regierung, umweltpolitische Maßnahmen und Praktiken zur Erzielung nachhaltiger Ergebnisse zu verkünden und umzusetzen. In den 1980er Jahren war Kuba von der UdSSR dazu überredet worden, ein Atomenergieprogramm zu entwickeln, das jedoch 1999 aufgegeben wurde. Nach mehreren Jahren unzureichender Investitionen und weitreichenden Schäden an der Energieinfrastruktur durch Wirbelstürme traten 2004 Probleme bei der Stromerzeugung und -versorgung auf. Die Probleme wurden durch das US-amerikanische Wirtschafts-, Finanz- und Handelsembargo (die Blockade), das seit 1960 besteht, noch erheblich verschärft. Im Jahr 2004 waren die Kubaner 188 Tage lang von Stromausfällen betroffen, die länger als eine Stunde dauerten und mehr als 100 Megawatt (MW) an Leistung verloren. Diese Zahl stieg 2005 auf 224 Tage an. Im Jahr 2006 gab es jedoch nur 3 Tage Stromausfälle und im Jahr 2007 keinen einzigen. Es war also etwas sehr Wichtiges passiert. Kuba startete im Januar 2006 ein umfassendes Programm mit dem Namen Revolución Energética (Energierevolution). Innerhalb weniger Jahre sank die Energie- und Kohlenstoffintensität der Wirtschaft um mehr als ein Drittel. Die Energierevolution hatte zwei Hauptziele: Erstens sollte die anfängliche Stromkrise so schnell wie möglich behoben werden, und zweitens sollten die veralteten und stark zentralisierten Kraftwerke und das alternde Stromnetz durch ein robusteres und ökologisch nachhaltigeres Stromsystem ersetzt werden, das in der Lage ist, schnell auf Veränderungen der Nachfrage sowie auf Schäden durch Wirbelstürme zu reagieren. Die Regierung erkannte die Verbindung zwischen ihrem Programm zur Energieerzeugung und -verteilung und ihrem nationalen Katastrophenschutzprogramm. Ein wesentlicher Bestandteil der Energierevolution war und ist die Schaffung eines stark dezentralisierten Netzes. Dabei kommt die so genannte dezentrale Erzeugung (Distributed Generation - DG) oder dezentrale Energie zum Einsatz. Die dezentrale Energieerzeugung basiert auf einem hochgradig verteilten, aber miteinander verbundenen Stromnetz, das zahlreiche kleinere Stromquellen nutzt, z. B. Solaranlagen auf Dächern oder das Mikronetz einer Stadt. Kubas dezentrale Energieversorgung umfasst alle kleinen und mittleren Kraftwerke, die die Stromerzeugung aus den großen Ölkraftwerken des Landes ergänzen. In den letzten Jahren wurden mehrere Gruppen neuer kleinerer Generatoren an strategischen Standorten auf dem Lande miteinander verbunden. Die Regierung bezieht auch einen Teil des Stroms von unabhängigen Stromerzeugern sowie aus Karftwerken, die erneuerbare Energiequellen nutzen. Die von DG-Anlagen erzeugte Energie wird in der Nähe der Endverbraucher erzeugt. Sie wird dann über Verteilungsleitungen (Niederspannung, kurze Entfernung) anstelle von Übertragungsleitungen (Hochspannung, lange Entfernung) verteilt. Dies hilft, Übertragungsverluste zu vermeiden. Außerdem können erneuerbare Energiequellen, die von Natur aus stark verteilt sind, effizienter genutzt werden. Kuba hat 2006 in 110 seiner Gemeinden DG-Systeme installiert. Damit wurden die allgegenwärtigen Stromausfälle in Kuba im Grunde genommen beendet. Im selben Jahr erklärte der World Wildlife Fund for Nature (WWF) Kuba zum einzigen Land, das eine nachhaltige Entwicklung erreicht hat. Seitdem wurde Kuba häufig als eines der nachhaltigsten oder grünsten Länder anerkannt. Im Jahr 2013 setzte Kuba zunehmend auf erneuerbare Energien. Zu den Quellen gehören Wasserkraft, Sonneneinstrahlung, Windkraft und Biomasse aus Zuckerrohr. Dennoch ist die Abhängigkeit von der Verbrennung fossiler Brennstoffe nach wie vor groß. Im Jahr 2015 wurde etwas mehr als ein Viertel (25,6 %) des kubanischen Stroms in dezentralen Kraftwerken erzeugt. Die Regierung hat 2014 ein Programm zur weiteren Entwicklung erneuerbarer Energiequellen und zur effizienteren Energienutzung initiiert. Es zielte darauf ab, die Entwicklung erneuerbarer Energien zu beschleunigen, die Abhängigkeit von importierten fossilen Brennstoffen zu verringern, die Effizienz der Energieerzeugung zu verbessern, die Struktur der Energiequellen zu verändern und die ökologische Nachhaltigkeit zu erhöhen. Trotz der Schwierigkeiten, die sich aus der seit 60 Jahren bestehenden US-Wirtschaftsblockade ergeben, will Kuba bis 2030 24 % seiner Energie aus erneuerbaren Quellen gewinnen. Dazu gehören Biomasse (14 %), Windkraft (6 %), Solarenergie (3 %) und Wasserkraft (1 %). Heute deckt Kubas dezentrales Stromnetz mehr als 40 % der kubanischen Stromerzeugungskapazität ab. Alle 15 Provinzen verfügen nun über Stromerzeugungsanlagen mit geringerem Brennstoffeinsatz und niedrigeren Emissionen. Die Umsetzung des kubanischen Modells der dezentralen Energieerzeugung und -verteilung ist eine der wichtigsten Errungenschaften der kubanischen Revolution. Green Left ist eine 1990 gegründete australische sozialistische Zeitung, die von progressiven Aktivisten geschrieben wird, um "die von den großen Wirtschaftsmedien ausgeschlossenen Ansichten zu präsentieren".
Quelle: Green Left (https://t1p.de/1dr5l)
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Text: Leon Latozke
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