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"Kubas erfolgreiches Programm zur Eindämmung des Coronavirus geht mit gutem Beispiel voran"7/6/2020
Die renommierte britische Tageszeitung The Guardian beschreibt in ihrer Sonntagsausgabe, warum Kuba bei der Bekämpfung des Pandemie als Beispiel dienen kann.
Eine Ärztin und eine Medizinstudentin gehen von Tür zu Tür zu und suchen nach möglichen COVID-19-Fällen (Bildquelle: The Guardian © TAdalberto Roque/AFP via Getty Images)
Die Weltgesundheitsorganisation hat Lateinamerika als das neue Zentrum der Coronavirus-Pandemie identifiziert, aber in den letzten zwei Monaten sind die Fälle in Kuba zurückgegangen. Bei Kubanern ist die Wahrscheinlichkeit, sich mit dem Virus anzustecken, heute 24-mal geringer als bei Dominikanern, 27-mal geringer als bei Mexikanern und mehr als 70-mal geringer als bei Brasilianern, berichtet Ed Augustin. Der Korrespondent der britischen Tageszeitung The Guardian in Havanna, hat einen Artikel unter der Überschrift "Kuba geht mit erfolgreichem Programm zur Eindämmung des Coronavirus mit gutem Beispiel voran" am Sonntag (7.) auf der Website der Zeitung veröffentlicht.
Kuba habe zwar wegen der Abhängigkeit von den Einnahmen aus der Tourismusbranche seine Grenzen später als die meisten Länder in der Region geschlossen, doch dann aber das ganze Land im Kampf gegen das Virus mobilisiert. So hat Staat hat Zehntausenden von Hausärzten, Krankenschwestern und Medizinstudenten befohlen, alle Häuser auf der Insel aktiv nach Fällen von COVID-19 zu "durchsuchen" - und zwar jeden einzelnen Tag. "Es gibt kein anderes Land in der Hemisphäre, das auch nur annähernd so etwas tut", zitiert The Guardian William LeoGrande, Professor für Verwaltung an der American University in Washington DC. "Die gesamte Organisation ihres Gesundheitssystems ist darauf ausgerichtet, in engem Kontakt mit der Bevölkerung zu stehen, Gesundheitsprobleme zu erkennen, sobald sie auftauchen, und sich umgehend darum zu kümmern." "Wir wissen aus wissenschaftlichen Studien, dass die schnelle Identifizierung von Fällen, die Rückverfolgung von Kontakten und die Quarantäne die einzige Möglichkeit sind, das Virus einzudämmen, wenn es keinen Impfstoff gibt - und weil es bei der Prävention beginnt, ist das kubanische Gesundheitssystem perfekt geeignet, diese Eindämmungsstrategie durchzuführen", so LeoGrande weiter. Kuba hat bisher 2.173 bestätigte COVID-19-Fälle und 83 Todesfälle im Zusammenhang mit der Virusinfektion gemeldet. Jeder, der auf der Insel positiv getestet wird, wird ins Krankenhaus eingeliefert. Personen, bei denen der Verdacht besteht, dass sie das Virus in sich tragen, werden in staatliche "Isolationszentren" gesteckt, in der Regel für 14 Tage. Und die Bevölkerung befürwortet die strengen Maßnahmen. Alejandro Gutiérrez, ein 26-jähriger Französischlehrer, der im April beschloss, Havanna mit seiner Familie zu verlassen, um in seiner Geburtsstadt Trinidad die Pandemie abzuwarten, wurde auf dem Weg dorthin an einem Militärkontrollpunkt angehalten. Die Reisenden wurden in ein Isolationszentrum geschickt und in einer stillgelegten Ferienvilla eingesperrt, Lebensmittel wurden ihnen vor die Tür gelegt, und dreimal täglich wurden sie von einem Arzt untersucht. Nach drei Tagen wurde die Familie negativ getestet und durfte in die Stadt einreisen. Guitiérrez hielt die Maßnahmen für "schwerwiegend", "rigide", aber "zum Wohle der Allgemeinheit", schreibt Augustin. Gail Reed, Chefredakteurin der Zeitschrift Medicc Review, ist der Ansicht, dass das universelle Gesundheitssystem Kubas es der Regierung ermöglicht habe, "eine einheitliche statt einer fragmentierten Strategie zu leiten". "Asymptomatische Fälle werden durch Kontaktverfolgung identifiziert, gefolgt von einem Antikörpertest und, wenn positiv, einem PCR -Test [Polymerase-Kettenreaktionstest, der Viruspartikel bei einer Person finden kann] zur Bestätigung", sagte sie gegenüber The Guardian. Dieses Rückverfolgungs- und Isolierungsregime ist nur mit Humanressourcen möglich, weiß Augustin, weist aber daraufhin, dass Kuba das höchste Arzt-Patienten-Verhältnis der Welt habe, selbst wenn man die etwa 10.000 Ärzte, die derzeit im Ausland arbeiten, von der Gesamtzahl abzieht. Und obwohl die Gesundheitsausgaben während Raúl Castros Amtszeit als Präsident (2008-2018) gekürzt wurden, gebe die Insel einen höheren Anteil ihres BIP für das Gesundheitswesen aus als jedes andere Land der Region. Nach Angaben der Panamerikanischen Gesundheitsorganisation haben 30% der 630 Millionen Menschen in Lateinamerika und der Karibik "aus finanziellen Gründen keinen Zugang zur Gesundheitsversorgung haben", in Kuba ist die gesamte Bevölkerung abgedeckt. Doch die Maßnahmen des Staates beinhalten auch Zwang. Augustin verweist auf eine kürzlich im Lancet veröffentlichte Studie, die zu dem Ergebnis kam, dass die "institutionelle Isolierung" zwar wirksamer zur Eindämmung von COVID-19 beiträgt als die "häusliche Isolierung", dass aber Länder in Europa und in den USA Schwierigkeiten haben, Isolationszentren "aufgrund mangelnder gesellschaftlicher Akzeptanz oder negativer öffentlicher Wahrnehmung" einzurichten. In Kuba gibt es keinen Rechtsweg bei einen erzwungenen Isolation. Das Tragen von Gesichtsmasken in der Öffentlichkeit ist obligatorisch, und Personen, die sich weigern, sie zu tragen, können mit einer Geldstrafe oder sogar mit Gefängnis bestraft werden. Und die 28.000 Medizinstudenten, die "mobilisiert" wurden, um Ärzten und Krankenschwestern dabei zu helfen, Symptome zu erkennen und Kontakte zu verfolgen, müssen sich daran halten, wenn sie ihren Abschluss machen wollen. Präsident Donald Trump in den USA bezeichnete COVID-19 zu Beginn der Pandemie als "Schwindel". Für Brasiliens Präsident Jair Bolsonarowar das Coronavirus "ein wenig Grippe". Er nahm an Kundgebungen teil und entließ Gesundheitsminister, die zu sozialer Distanzierung aufriefen. Mit einem evidenzbasierten Ansatz und seiner strikte Durchsetzung hebt sich Kubas Regierung ab von den exzentrischen, wissenschaftsfeindlichen Populisten, die die mächtigsten Länder der Region regieren. "Ihr wirklicher Erfolg besteht in der Anwendung der wichtigsten Maßnahmen im Bereich der öffentlichen Gesundheit, von denen Ärzte auf der ganzen Welt wissen, dass sie wirksam sind", sagte Reed. "Und sie haben den politischen Willen gehabt, sie zum Funktionieren zu bringen."
Quelle: The Guardian (https://t1p.de/b78j)
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Text: Leon Latozke
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