Neues aus Kuba
Aktuelle Nachrichten und Meldungen, Analysen und Hintergrundinformationen
Kuba steckt in einer schweren Wirtschaftskrise - schlimmer als die "Sonderperiode" der 90er Jahre, finden Experten und warnen vor verschärfter Lage und sozialen Auswirkungen.
![]()
Eine Gruppe von "Flößern" verlässt 1994 nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion - während der sog Sonderperiode- Cojímar, östlich von Havanna. (Bildquelle: Miami Herald © AL DIAZ Miami Herald)
Kuba findet sich in einer schweren Wirtschaftskrise wieder, die von Experten als schlimmer als die berüchtigte "Sonderperiode in Friedenszeiten" (spanisch Período especial en tiempo de paz) in den 1990er Jahren nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion beschrieben wird. Wissenschaftler warnen vor der drastischen Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage und den Auswirkungen auf die kubanische Bevölkerung. Das berichtet die US-amerikanische Tageszeitung Miami Herald anläßlich der Jahreskonferenz der Association for the Study of the Cuban Economyin in Miami, zu der sich Wirtschaftsexperten versammelten, um die Situation auf der Insel zu analysieren,
Die aktuelle Krise trifft die kubanische Wirtschaft demnach mit einer verheerenden Wucht. Offizielle Daten zeigen, dass die Wirtschaft Kubas bereits vor der COVID-19-Pandemie in den roten Zahlen war. Im Jahr 2020 schrumpfte die Wirtschaft um fast 11 %, und anders als in den benachbarten karibischen und lateinamerikanischen Ländern ist bisher keine Erholung in Sicht. Fast alle Sektoren, angefangen vom Tourismus über Exporte bis hin zu Bergbau und Industrie, sind stark rückläufig. Die Landwirtschaft, einst eine tragende Säule der kubanischen Wirtschaft, ist eine "totale Katastrophe" zitiert das Blatt Carmelo Mesa Lago, Experte für die kubanische Wirtschaft. Die Zuckerproduktion, die einst im Jahr 1970 einen Höchststand von 8,5 Millionen Tonnen erreichte, ist auf alarmierende 473.000 Tonnen im Jahr 2022 gefallen. Kuba, das einst zu den größten Zuckerexporteuren der Welt gehörte, muss jetzt sogar Zucker importieren, um den Inlandsbedarf zu decken. In diesem Jahr wird die Zuckerernte nach Angaben kubanischer Beamter nur 350.000 Tonnen betragen. Auch die Produktion von Grundnahrungsmitteln wie Schweinefleisch, Bohnen und Reis ist ebenfalls dramatisch zurückgegangen. Die Auswirkungen dieser Krise, die abrupte Abwertung des kubanischen Peso und eine drastische Inflation gekennzeichnet ist, sind nicht gleichmäßig verteilt, erklärt Ricardo Torres, ein kubanischer Wirtschaftswissenschaftler, der an der American University in Washington, D.C., lehrt, dem Miami Herald. Während viele Menschen in Kuba Zugang zu Überweisungen aus dem Ausland haben, sind andere, insbesondere Staatsbedienstete und Rentner, stark von der Krise betroffen - Schätzungen zufolge etwa 40 Prozent. Dies hat zu einem Anstieg der Ungleichheit geführt, während das soziale Sicherheitsnetz, das in früheren Krisenzeiten vorhanden war, geschwächt wurde. Torres stellte auch die Frage, warum die Regierung "selbst mitten in der Krise" weiterhin große Summen in den Tourismus und den Bau weiterer Hotels investiere - ein Sektor, der größtenteils von Unternehmen betrieben werde, die zu einem vom kubanischen Militär kontrollierten Konglomerat gehörten -, obwohl die Zahlen nur eine sehr geringe Rentabilität dieser Investitionen zeigten. Paradoxerweise erlebt Kuba trotz der Krise einen Aufschwung im privaten Unternehmertum. Kleinere und mittlere Unternehmen (mipymes) haben begonnen, zu wachsen und zu gedeihen. Insbesondere Kubano-Amerikaner spielen eine Rolle bei der Unterstützung ihrer Familien auf der Insel, indem sie Lebensmittel über private Unternehmen importieren lassen. Diese Entwicklungen werfen jedoch Fragen auf, da einige Unternehmer beträchtliche Gewinne erzielen, während die Bevölkerung insgesamt unter der Krise leidet. Die Rückkehr des Privatsektors in Kuba, auch wenn er staatlicher Kontrolle unterliegt, hat eine hitzige Debatte über die Auswirkungen auf die kubanische Gesellschaft ausgelöst. Einige sehen darin eine Möglichkeit zur Schaffung von Arbeitsplätzen und zur Stimulierung der Wirtschaft, während andere befürchten, dass dies lediglich Ablenkung von politischen Veränderungen ist, die die Bevölkerung fordert. Insgesamt steht Kuba vor einer äußerst komplexen wirtschaftlichen Situation. Die Krise hat dazu geführt, dass das Land in vielen Bereichen schwer getroffen wurde, von der Landwirtschaft bis zum Tourismus. Gleichzeitig entstehen im privaten Sektor neue Chancen, die jedoch auch Fragen der Ungleichheit und der sozialen Auswirkungen aufwerfen. Die Bewältigung dieser Herausforderungen erfordert eine umfassende und ausgewogene Strategie, um die wirtschaftliche Stabilität und das Wohl der kubanischen Bevölkerung zu sichern.
Quelle: Miami Herald (https://t1p.de/hvmtc)
Anzeige (G2)
| |
Letzte Meldungen
Text: Leon Latozke
Anzeige (G1)
(adsbygoogle = window.adsbygoogle || []).push({});
0 Kommentare
Ihr Kommentar wird veröffentlicht, sobald er genehmigt ist.
Antwort hinterlassen |
Dossiers
Mediathek
Anzeige (M2) Anzeige (G4) Archiv
nach Monaten
Februar 2025
|
Anzeige (G3) |