Neues aus Kuba
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In den Lexika ist Genua als sein Geburtsort angegeben, aber auch das spanische Valencia, Mallorca, Navarra und Portugal nehmen in Anspruch, Ursprung des "Entdeckers" Amerikas zu sein. Ein internationales Forschungsprojekt soll jetzt Klarheit schaffen.
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Porträt eines Mannes, der Christoph Kolumbus sein soll (Bildquelle: Wikimedia © Sebastiano del Piombo, Public domain)
Gesichert ist, dass Kolumbus am 20. Mai 1506 in Valladolid starb, die Frage nach seiner wahren Herkunft indes ließ er offen und schon bei der Frage wo heute Kolumbus' sterbliche Überreste ruhen, ist man sich uneins. Seit Jahren liegen Spanien und die Dominikanische Republik im Dauerstreit darüber wo letzte Ruhestätte des weltberühmten Seefahrers liegt.
Der Streit hat seinen Ursprung darin, dass die Leichen des Entdeckers und seines Sohnes 1523 von Spanien auf die Insel Hispaniola (ein Gebiet, das sich heute die Dominikanische Republik und Haiti teilen) überführt wurden, wo der Seemann begraben werden wollte. Die Überreste wurden in der Kathedrale von Santo Domingo aufbewahrt, bis Spanien 1793 die Karibikinsel an Frankreich abtrat. Die Särge wurden dann in die Kathedrale von Havanna transportiert, wo sie bis zur Unabhängigkeit Kubas im Jahr 1898 blieben. Von dort wurden sie mit allen Ehren abermals über den Atlantik zurück nach Sevilla geschickt, wo sie bis heute in der dortigen Kathedrale liegen sollen, was ein vergleichender Gentest im Mai 2006 auch bestätigt hat. Allerdings wurde damals bekannt, dass nur ganze 150 Gramm Knochenmasse in Sevilla aufbewahrt werden. Die Behauptung, dass auch in Santo Domingo noch Skelettreste vorhanden sind, ist also nicht ganz abwegig. Neben dem Streit, wo die letzte Ruhestätte des Seefahres ist, tobt seit Jahre ein erbitterter Zwist über dessen Familienhintergrund. In Nachschlagewerken ist zu lesen, dass er "um 1451" in Genua zur Welt kam, und verschiedene historische Dokumente, wie das Testament seines Sohnes Hernando Colón, scheinen dies zu bestätigen. Zweifel säht der Umstand, dass Kolumbus nie eine Zeile auf Italienisch schrieb und in seinen Schriften valencianische, mallorquinische, galicische oder portugiesische Idiome verwendete. So gibt es zahlreiche Theorien, die behaupten, dass der Admiral seine Herkunft verheimlichte oder verfälschte, weil er ein konvertierter Jude war oder wegen rechtlicher Erbschaftsprobleme. Namhafte Historiker sehen seine Herkunft in Spanien, Portugal oder Mallorca. Navarra, Mallorca - oder Cuba?
Fernando Branco, Professor an der Universität von Lissabon, glaubt, dass der Entdecker Portugiese war. Sein richtiger Name, sagt dieses Ehrenmitglied der Akademie für Portugiesische Geschichte, war Pedro Ataíde und er war ein Korsar, der 1485 nach Kastilien floh.
Die Historiker José und Antonio Mattos e Silva behaupten ihrerseits, dass er der uneheliche Sohn der portugiesischen Prinzessin Leonor de Aviz war. Eine dritte portugiesische Hypothese wird von dem Forscher Carlos Evaristo verteidigt, der behauptet, dass er in Wirklichkeit der Sohn des Herzogs von Beja und Visey und Isabel Gonçalves, einer Frau jüdischer Abstammung, war. Christoph Kolumbus hätte nach dieser Version Salvador Fernandes Zarco geheißen und wäre in der Ortschaft Cuba im portugiesischen Alentejo, geboren worden. Als Erwachsener wurde er Hauptmann und spionierte im Auftrag von König Johann II. von Portugal in Kastilien. Der Arzt José Mari Ercilla dagegen sagt, dass der Entdecker in Navarra geboren wurde, in der Stadt Ainza, und dass er das HLA-B27-Antigen trug, das für die Chagots charakteristisch ist, eine diskriminierte Minderheit, die zwischen Spanien und Frankreich lebte. Er erinnert daran, dass es nur in Navarra und Amerika Bevölkerungen mit dem Namen Ainza gibt. "Dieser Name hat in keinem anderen Teil der Welt existiert, außer in Amerika nach der Entdeckung durch Kolumbus. Ein Toponym, das nur jemand kennen konnte, der dort geboren wurde, und die Familie Colom bewohnte laut der königlichen Volkszählung von Navarra dieses Dorf mit nur fünf Häusern". Die Hypothese von Gabriel Verd Martorell, Präsident der Asociación Cultural Cristóbal Colón, ist, dass Kolumbus der natürliche Sohn des Prinzen von Viana, Bruder von Ferdinand II, bekannt als Ferdinand der Katholische, und der Mallorquinerin Margalida Colom war. Er kam im Jahr 1460 in Felanitx (Mallorca) zur Welt. Und dass der Seefahrer einer Insel, die er 1498 vor der venezolanischen Küste entdeckte, in Erinnerung an seine Mutter den Namen Margarita gab. Klarheit durch Gen-Analyse
Um die Herkunfts des "Entdeckers der Neuen Welt", der er gar nicht war - aber das ist eine andere Geschichte - soll ein internationales Forschungsprojekt in einem aufwändigen Gen-Abgleich mit den Kolumbus' Knochenresten nun endlich seinen Geburtsort klären.
Die ganze Untersuchung soll vom Dokumentarfilmer Regis Francisco López für das spanische Fernsehen begleitet werden, die Ausstrahlung des Films ist für Oktober angekündigt, soll Kolumbus doch am 12. Oktober 1492 Kuba entdeckt haben. Den Experten der Universität von Granada zufolge "ist es die ehrgeizigste wissenschaftliche Untersuchung über die Herkunft von Kolumbus", die jemals in Angriff genommen wurde. Um jeden Verdacht zu entkräften, die Spanier könnten bei der Gen-Analyse tricksen, sollen neben amerikanischen und mexikanischen auch italienische Labore in Rom und Florenz Zugriff auf die Knochenreste haben.
Quelle: El Pais (https://t1p.de/v895)
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Text: Leon Latozke
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