Neues aus Kuba
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Fünfzehn Bücher waren für den gestern vergebenen Preis der Leipziger Buchmesse nominiert, darunter in der Kategorie Sachbuch/Essayistik eine Reisereportage über Kuba.
Marko Martin war mit seiner Reisereportage über Kuba, "Das Haus in Habana. Ein Rapport" (Wehrhahn Verlag) für den Preis der Leipziger Buchmesse in der Kategorie Sachbuch/Essayistik nominiert. Gewonnen hat er nicht, was dem Werk jedoch keinen Abbruch tut. Pünktlich zum 60. Jahrestag der Kubanischen Revolution im Dezember letzten Jahres erschienen, ist es keine der üblichen Abrechnungen mit Kuba. Der Autor kennt die Region seit langem und ist deshalb keineswegs naiv "enttäuscht" von dortiger Realität. "Marko Martin setzt sich vielem aus und schreibt fast alles mit; lakonisch, empört, verzaubert. Hin- und hergerissen ist auch, wer das liest", sagte die Leipziger Jury zur Nominierung. Martin war vor seiner ersten Kuba-Reise (von Havanna nach Trinidad, nach Santiago und wieder zurück) eingestimmt auf hoch ambivalente Erfahrungen. Trotzdem gerät sein bisheriges Koordinatensystem bald ins Wanken: "Wem kann er trauen, was verbirgt sich hinter (verborgenen) Absichten, wo endet tropische Lebensfreude und beginnt politische Existenzangst, wie vermischt sich beides im Gespräch, ja selbst in der Sexualität? Und wie nimmt er, einst als Kriegsdienstverweigerer aus der DDR ausgereist, die letzte Diktatur in der Karibik wahr, die nun in einen partei-gelenkten Frühkapitalismus hineinstolpert? ... 'Das Haus in Habana' scheint nämlich (ähnlich wie 'Das Haus in Montevideo') eine Art Bordell zu sein – und das Nachbarhaus die Stasizentrale des Viertels. Martins Buch ist deshalb auch Hommage auf Guillermo Cabrera Infantes legendären Roman 'Drei traurige Tiger', der auf Kuba bis heute verboten ist. Martins Sprache – hingerissen von tropischer Sensualität, spielerisch, tabulos und gleichzeitig skeptisch-reflexiv – schmiegt sich der komplexen Post-Castro-Wirklichkeit an, um sie sich auf diese Weise anzuverwandeln oder auch von ihr überwältigt zu werden: Das literarische Journal wird zum pitaresken Entwicklungs- und Schelmenroman" heißt es dazu auf der Website des Verlags. Marko Martin, geb. 1970 in Burgstädt in Sachsen, verließ im Mai 1989 als Kriegsdienstverweigerer die DDR. Er studierte Germanistik und Politikwissenschaften an der Freien Universität Berlin und absolvierte danach einen längeren Aufenthalt in Paris. Heute lebt er in Berlin, wo er als Schriftsteller und Publizist arbeitet, sofern er nicht auf Reisen ist. Als Mitglied des PEN-Zentrums deutschsprachiger Autoren im Ausland, engagiert es sich für das Programm "Writers in prison". Marko Martin schreibt Essays, Erzählungen und Romane: "Taxi nach Karthago" (Prosa und Gedichte, 1994), "Der Prinz von Berlin" (Roman, Ullstein 2000), "Sommer 1990" (Literarisches Tagebuch, DVA 2004), "Sonderzone. Nahaufnahmen zwischen Teheran und Saigon" (Reportagen, Zu Klampen 2008), "Schlafende Hunde" (Erzählungen, Die Andere Bibliothek 2009), "Treffpunkt ´89. Von der Gegenwart einer Epochenzäsur" (Essays Wehrhahn 2014), "Madiba Days" (Eine südafrikanische Reise, Wehrhahn 2015), "Tel Aviv: Schatzkästchen und Nussschale, darin die ganze Welt" (Corso 2016), "Nelson Mandela. 100 Seiten" (Reclam 100 Seiten), "Das Haus in Habana" (Ein Rapport, Wehrhahn 2018).
Quellen: Romanauszug (https://t1p.de/kdul), Wehrhahn (https://t1p.de/z89o)
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Text: Leon Latozke
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