Neues aus Kuba
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Der Gouverneur des US-Bundesstaats Florida forderte diese Woche die Biden-Administration auf, Pläne zu prüfen, die Menschen in Kuba mit dem Internet zu versorgen, wenn deren Regierung den Zugang blockiert hat, wie dies während der Massendemonstrationen vom 11. Juli geschehen ist. Ist das überhaupt möglich?
Stratosphärenballons von Loon in Puerto Rico (Bildquelle: AP © AP)
Jahrelang arbeitete Alphabet, die Muttergesellschaft von Google, am Projekt Loon, das abgelegene Regionen mit einem Internetzugang über Heliumballons in der Stratosphäre versorgen sollte. Das Projekt, das im Januar 2021 mit der Begründung eingestellt wurde es sei kommerziell nicht tragfähig, soll nun, wenn es nach Floridas republikanischem Gouverneur DeSantis geht, von der US-Regierung für den Einsatz über Kuba erneut unter die Lupe genommen werden.
Vor der Einstellung des Projekts hatten Loon-Ballons über eine Partnerschaft mit der lokalen Telekommunikationsgesellschaft Telkom Kenya einen Dienst in den Bergregionen Kenias angeboten. Der Dienst half auch bei der Bereitstellung drahtloser Kommunikation in Puerto Rico nach dem Hurrikan Maria, der das Mobilfunknetz der Insel zerstörte. Loon ging eine Partnerschaft mit AT&T ein, um den Dienst verfügbar zu machen. Die Loon-Ballons waren praktisch Mobilfunkmasten von der Größe eines Tennisplatzes. Sie schwebten in einer Höhe von 18 bis 22 Kilometer über der Erde, weit über den Routen kommerzieller Flugzeuge. Die Ballons, die aus dem weit verbreiteten Kunststoff Polyethylen bestehen, nutzen Solarzellen für die Stromversorgung und können in Zusammenarbeit mit einem lokalen Telekommunikationsunternehmen Smartphones versorgen. Jeder Ballon könnte Tausende von Menschen versorgen, sagte das Unternehmen. Aber sie mussten wegen der rauen Bedingungen in der Stratosphäre etwa alle fünf Monate ausgetauscht werden. Und die Ballons ließen sich nur schwer kontrollieren. "Ballons durch die Stratosphäre zu navigieren war schon immer schwierig", schrieb Salvatore Candido, der Chief Technology Officer bei Loon war, in einem Blogpost im Dezember 2020. Darüberhinaus war neben den Ballons in der Stratossphäre eine Integation mit einem Telekommunikationsunternehmen unerlässlich, der Netzwerkservices und einige Geräte am Boden bereitstellt. Außerdem brauchte es die Genehmigung der lokalen Regulierungsbehörden - etwas, das die kubanische Regierung wohl nicht gewähren wird. Loon verwendete mehrere Ballons, um die Verbindungen über die notwendige Bodenverbindung hinaus zu erweitern. Zu einem Test von 2018 sagte Loon, dass eine Verbindung über 1.000 Kilometer mit 7 Ballons gelang. Zudem war es möglich, eine drahtlose Verbindung über 600 Kilometer zwischen zwei Ballons aufzubauen Kuba und Florida sind an der engsten Stelle der Floridastraße nur etwa 160 Kilometer voneinander entfernt. Doch die Experten sind sich nicht sicher, ob es so einfach wäre, einen Guerilla-Internetdienst für Kuba auf diese Weise einzurichten. Man bräuchte ein ungenutztes Band des Spektrums oder der Funkfrequenzen, um eine Verbindung nach Kuba zu übertragen, und die Nutzung des Spektrums wird normalerweise von den nationalen Regierungen kontrolliert. Zwar eignen sich ballonbetriebene Netzwerke zur Kommunikationsunterstützung bei Katastrophen oder in Kriegsgebieten, aber die Übertragungskapazitäten solcher Netzwerke sind nicht groß - "sicherlich nicht genug, um die gesamte Bevölkerung Kubas zu versorgen oder so etwas", sagte Tim Farrar von TMF Associates, einem Berater für Satellitenkommunikation gegenüber AP. Eine weitere Herausforderung: Die kubanische Regierung könnte auch versuchen, das Signal zu stören. DeSantis propagierte die Ballon-Idee am Donnerstag zusammen mit zwei kubanisch-amerikanischen Mitgliedern des Kongresses aus der Miami-Region, Maria Salazar und Carlos Gimenez, sowie dem Chef der US-Bundeskommunikationskommission (Federal Communications Commission - FCC) Brendan Carr und Marcell Felipe, kubanisch-amerikanischer Anwalt, Geschäftsmann und Chairman der Cuban Museum, Inc . Felipe sagte, dass er seit etwa zwei Jahren mit einem Verteidigungsunternehmen im Gespräch sei, das solche Ballons auf kostengünstige Weise im Luftraum nahe Kuba einsetzen könnte, lehnte es aber ab, den Namen des Unternehmens zu nennen. Felipe sagte, seine Idee würde die Übertragung von Internetverbindungen direkt an Mobiltelefone auf der Insel beinhalten, ohne die Beteiligung eines Dienstleisters am Boden. In Gesprächen mit Associated Press behauptete Felipe, dass es für die kubanische Regierung nicht machbar wäre, diese von Ballons gelieferten Signale "in irgendeiner signifikanten Weise" zu blockieren, obwohl er keine Beweise anführte. Keiner der Befürworter gab eine Kostenschätzung ab. Salazar sagte, sie glaubt, dass eine Finanzierung vollständig mit Beiträgen von Mitgliedern der kubanischen Diaspora möglich wäre, wenn die Bundesregierung den Plan unterstützt.
Quelle: AP (https://t1p.de/v58c)
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Text: Leon Latozke
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